#yeaward16 - die Kandidaten (9/10)

Pinkfisch und wie sie die Welt sieht

11. Oktober 2016
von Nils Kahlefendt
Wie lässt sich die Liebe zum leinengebundenen Handschmeichler mit der Welt von Facebook & Co. verbinden? Können aus Kunden Freunde werden? So lange es Buchhändlerinnen wie Sarah Reul gibt, muss man sich um die Zukunft der Branche keine Sorgen machen.

Sarah Reul (*1986) war noch nicht bei „Anne Will“, hat kein schickes Startup hochgezogen, über das alle Hochglanz-Postillen schreiben, und eine Million Freunde auf Facebook hat sie auch nicht. So what! Sarah Reul ist eine dieser Buchhändlerinnen, die mit unglaublicher Energie ständig auf der Suche nach neuen Projekten und Aktionen sind, mit denen sie ihre Liebe zu Geschichten und Büchern anderen Menschen nahebringen können. Die mit nicht nachlassender, ansteckender Begeisterung und Kreativität immer wieder Dinge ins Rollen bringen – im Laden, in der Stadt, im Netz. „Der schönste Job der Welt“ hat Reul einen Post in ihrem Blog pinkfisch.net überschrieben, der bis heute mehr als 7500 Mal angeklickt wurde – ein so tolles Plädoyer, dass man einfach daraus zitieren muss: „Wir sind Rechercheure, Literaturvermittlerinnen, Dienstleister. Wir finden Lösungen für verzwickte Probleme, oft auch solche, die nicht direkt etwas mit Büchern zu tun haben, wir wecken mit unseren Schaufenstern Wünsche, wir kommunizieren online und offline mit unseren Kunden und holen sie dort ab, wo sie sich gerade im Leben befinden. Wir stellen uns hundert Mal am Tag mit einem Lächeln auf die unterschiedlichsten Menschentypen ein. Ich nehme Bestellungen via Mail, Twitter oder Whatsapp entgegen und wühle mich gerne durch Buch-Hashtags und Branchengruppen, immer auf der Suche nach Tipps, Inspiration und interessanten Menschen. Wenn ich morgens zur Ladentür hereinkomme, weiß ich nicht, was der Tag an schönen, kleinen Erlebnissen bringen wird.“

 

Seit 13 Jahren ist Reul Buchhändlerin im Buchladen am Freiheitsplatz in Hanau. Wenn der 75-Quadratmeter-Laden 2015 und 2016 mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet wurde und auch heuer wieder mit im Rennen ist, hat Sarah Reul keine ganz geringe Aktie daran. Schon während ihrer Ausbildung hat sie frische Ideen in die Buchhandlung gebraucht und umgesetzt, daran hat sich bis auf den heutigen Tag nichts geändert: Das reicht von der begeisterten Umsetzung von Branchen-Events wie Welttag oder Indiebookday über die Begleitung der aller zwei Jahre stattfindenden Aktion „Hanau liest ein Buch“ bis zur Planung und Organisation des hauseigenen Lesekreises. Klar, dass sie als digital native am Relaunch der Firmen-Website beteiligt war, und die Social-Media-Aktivitäten am Freiheitsplatz fest im Griff hat: Youtube-Kanal, Facebook, Instagram-Account, alles da – demnächst soll es sogar eine App geben. Und wenn es am Freiheitsplatz Themenschaufenster zu Feminismus oder zeitgenössischer Lyrik gibt, sich der Laden an der Aktion „Blogger für Flüchtlinge“ beteiligt, kann man so gut wie sicher sein, dass Sarah Reul ihre Finger mit im Spiel hatte. Wie sie es bei all dem schafft, ihr Literaturblog zu füllen – seit 2006 sind dort mittlerweile mehr als 1.000 Leseeindrücke festgehalten – bleibt ihr Geheimnis. Wobei: Zeigt nicht gerade diese Beständigkeit, wie wichtig die „Konstante Literatur“ in Sarah Reuls Leben ist? Happy Birthday, Pinkfisch!  

 

www.pinkfisch.net

http://www.freiheitsplatz.de

Über den Young Excellence Award
#yeaward16

Das Branchenmagazin Börsenblatt vergibt den Young Excellence Award zusammen mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Frankfurter Buchmesse, dem Mediacampus Frankfurt und der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH. Ausgezeichnet werden herausragende junge Macher und Macherinnen bis 39 Jahre, die in der Buchbranche etwas bewegen. Unterstützt wird der Preis in diesem Jahr durch die Kooperationspartner Bommersheim Talents, Buchwert und GfK Entertainment.

Alle zehn Shortlist-Kandidaten des Young Excellence Awards erhalten eine Freikarte für den Business Club der Frankfurter Buchmesse 2016 im Wert von je 990 Euro, um ihr internationales Netzwerk auszubauen, sowie ein Jahresabonnement des Börsenblatts. Der Preisträger kann sich darüber hinaus auf dem Mediacampus Frankfurt weiterbilden – der Gutschein für das Seminarangebot hat einen Wert von 1.000 Euro.

Mehr über den "YEA" erfahren Sie hier.