Analyse zum Aus von LesensArt

Die kurze Geschichte einer Buchhandlungskette

29. Oktober 2015
von Christina Schulte
Die Ära der Buchhandlungskette LesensArt hat gerade mal neun Monate gedauert, wenn die Stilllegung der verbliebenen Filialen wie geplant zum 30. November erfolgt. Es ist eine kurze, aber bewegte Geschichte, für die es, so kann man in der Nachbetrachtung fast mit Sicherheit sagen, ein detailliertes Drehbuch gab.

67 Filialen waren es, die Weltbild-Investor Walter Droege rückwirkend zum Februar an den bis dato nahezu unbekannten Rüdiger Wenk verkaufte. Warum dieser zugegriffen hat und mit einem Zwei-Seiten-Konzept glaubte, die Buchhandlungen retten zu können, dazu hat er sich nie öffentlich geäußert. Die Vermutung allenthalben: Er wurde von der Droege Group als Strohmann eingesetzt, der die Filialen „elegant“ entsorgen sollte. Schon nach ein paar Wochen war klar, dass der neue Eigentümer die Buchhandlungen weder retten konnte, noch retten wollte, mithin das Ansinnen von Droege umgesetzt würde.

Nach und nach wurden Filialen geschlossen, teils auf abenteuerliche Weise, ohne dass die betroffenen Mitarbeiter davon wussten. Am 22. Juli wurde der Gang zum Insolvenzgericht angetreten, am 1. Oktober das Verfahren eröffnet. Weil es auch dem Insolvenzverwalter nicht gelang, einen Käufer zu finden, ist in vier Wochen endgültig Schluss - und fast 400 Mitarbeiter werden ihre Arbeitsplätze verloren haben.

Das alles ging sehr schnell, ungewohnt schnell für die Buchbranche. Warum? Weil ein ausgebuffter Investor bei Weltbild am Ruder saß und sitzt, der Übung darin hat, mit Unternehmen zu jonglieren. Der über massig Geld und Kontakte verfügt. Der sich die Bausteine seines Reichs so zusammensetzt, wie es dem Masterplan entspricht. Da kann es dann schon mal etwas ruppiger zugehen. Der ähnlich gelagerte Fall, Also Logistics Services, muss hier nicht näher erläutert werden.

Unbeschadet kommt die Droege Group indes nicht aus der LesensArt-Insolvenz heraus. Laut Insolvenzverwalter ist Weltbild einer der Hauptgläubiger des Unternehmens, so laufen auf die Augsburger etwa Mietverträge einiger LesensArt-Filialen. Peanuts, wahrscheinlich.

Es scheint, als sei das Kapitel LesensArt zunächst einmal abgeschlossen. Neue Seiten könnten nur aufgeschlagen werden, wenn die Arbeitnehmervertreter nachträglich Widerspruch gegen den Betriebsübergang der ehemaligen Weltbild-Filialen zu Lesensart einlegen würden. Man überlegt das. Dann hätten die Juristen das Wort.

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