Deutschland ist Gastland der Warschauer Buchmesse

Rekord: 66 Verlage kommen nach Warschau

19. April 2017
von Börsenblatt
66 deutsche Aussteller nutzen den Gastlandauftritt auf der Warschauer Buchmesse (18.-21. Mai), um mit polnischen Verlagen ins Gespräch und ins Geschäft zu kommen – ein Rekord. Zu Gast am deutschen Gemeinschaftsstand wird Nobelpreisträgerin Herta Müller sein.

Auf einer Fläche von 220 Quadratmetern will der Deutsche Gemeinschaftsstand der Vielfalt der deutschen Buchkultur eine Bühne bereiten; 23 Verlage sind mit Mitarbeitern vor Ort vertreten, darunter Aufbau, Rowohlt, Suhrkamp, Kookbooks, Gabal oder Loewe. Die polnische Buchhandlung Co-Liber ist ebenfalls am Stand präsent und wird den Buchverkauf übernehmen.

Literaturbegeisterte können am Gemeinschaftsstand in rund 800 deutschen Büchern blättern – gezeigt werden u.a. die Kollektionen „Für das Wort und die Freiheit – Bücher zur Meinungsfreiheit“, „Rights List Children’s Books on Tour“, „Die Schönsten deutschen Bücher 2016“, „Vom Ende der Einsamkeit - Literarische Neuerscheinungen“, „Meines Vaters Land – Nachkriegsbiografien“ sowie erstmalig die Kollektion „Dieses Baums Blatt. Naturerleben deutschsprachiger Autoren.“

Am 17. Mai, dem Vorabend der Warschauer Buchmesse, lädt der deutsche Botschafter in Polen, Rolf Nikel, ein zu der Veranstaltung „Unser Bild vom Nachbarn. Kulturelle Annäherungen in den deutsch-polnischen Beziehungen“. Daran teilnehmen werden der Autor Artur Becker und die Soziologin Karolina Wigura. Mit Nobelpreisträgerin Herta Müller kommt eine Schriftstellerin, die bei polnischen  Lesern sehr gefragt ist – in keine andere Sprache wurden so viele ihrer Bücher übersetzt wie ins Polnische. Die rumäniendeutsche Schriftstellerin wird oft als Mahnerin für die Verteidigung von Menschenrechten wahrgenommen. „In jeder Sprache sitzen andere Augen in den Wörtern“ lautet der Titel der Veranstaltung, die Herta Müller mit dem polnischen Publizisten Adam Krzeminski ins Gespräch bringen wird.

"Worte bewegen. Siła słów"

Das von der Frankfurter Buchmesse und dem Goethe-Institut mit dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland vorbereitete Programm steht unter dem Motto "Worte bewegen. Siła słów". Es soll die Literatur als einen Freiraum für den offenen Dialog und den Austausch von Gedanken, Emotionen und Informationen präsentieren. "In einer Zeit, in der Europa zunehmend unter Druck steht, wollen wir diesen Gastlandauftritt nutzen, um über Themen zu diskutieren, die uns bewegen: Europa als Sehnsuchtsort, die besorgniserregenden rechtspopulistischen Tendenzen in vielen Ländern, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise – aber auch Fragen nach gemeinsamen Werten und kulturellen Identitäten", sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.

Christoph Bartmann, Leiter des Goethe-Instituts Warschau, begrüßte den deutschen Gastlandauftritt: "Er unterstützt unsere Bemühungen um einen intensiven deutsch-polnischen Kulturdialog auch in politisch schwierigen Zeiten. Die Namen der eingeladenen Autoren und die Titel der Veranstaltungen verraten, dass bei aller Vielfalt die Freiheit des Wortes ein zentrales Thema sein wird." Elf Autoren werden in Warschau mit polnischen Literaten und Journalisten diskutieren, darunter Ulrike Draesner, Jakob Hein, Andre Kubiczek, Charlotte Link und Alice Pantermüller. Das gesamte Veranstaltungsprogramm am Deutschen Gemeinschaftsstand findet sich hier: www.buchmesse.de/international

 

Polen als wichtiger Lizenzpartner

Zwischen dem deutschen und dem polnischen Buchmarkt bestehen langjährige, enge Verbindungen. Polnische Verlage sind wichtige Lizenzpartner für deutsche Verleger: 2015 wurden 367 Lizenzen vergeben, ein leichter Anstieg gegenüber 2014 (324 verkaufte Lizenzen). Seit 2011 findet sich Polen unter den zehn wichtigsten Sprachen für die Lizenzvergabe deutscher Titel ins Ausland. In Deutschland ist das Interesse an polnischer Literatur konstant. Polnisch rangiert unter den 20 Top Sprachen, aus denen deutsche Verlage übersetzen: 2015 wurden insgesamt 48 polnische Werke ins Deutsche übersetzt, davon 16 belletristische Titel.

Bereits 2000 war Polen Ehrengast der Frankfurter Buchmesse, 2006 folgte der Gegenbesuch Deutschlands in Warschau. Gespiegelt wird dieser Austausch auch durch das Interesse der polnischen Bevölkerung an deutscher Kultur: Laut Auswärtigem Amt lernen über zwei Millionen polnische Schüler Deutsch.