Deutschlandgeschäft nicht betroffen

Toys 'R' Us meldet in Nordamerika Insolvenz an

19. September 2017
von Börsenblatt
Fünf Milliarden Dollar Schulden, weniger Umsatz, Online-Konkurrenz: Der Spielzeugriese Toys 'R' Us hat in den USA (nach "Chapter 11") sowie in Kanada (nach "CCAA") Insolvenz angemeldet. Die europäischen Landesgesellschaften sollen davon nicht betroffen sein, heißt es in einer Mitteilung des deutschen Unternehmenszweigs. 

Die Spielzeugkette Toys 'R' Us habe am 18. September im US-Bundesstaat Virginia Gläubigerschutz beantragt, wie das "Handelsblatt" berichtet. Es sei eine der größten Insolvenzen eines Fachhändlers in den USA, der weltweit über 1.450 Läden und 64.000 Mitarbeiter verfügt. Als Grund werden ein Rückgang der Kunden und Konkurrenz durch Amazon und Billiganbieter genannt. Die Aktienskurse der Spielzeughersteller Mattel und Hasbro sind zum Wochenbeginn gesunken. 

"Chapter 11" und "CCAA"-Verfahren bantragt

Wie der deutsche Zweig des Unternehmens mitteilt, hätten die Toys'R'Us Landesgesellschaften in den USA und Kanada "proaktiv und freiwillig Restrukturierungsverfahren nach 'Chapter 11' in den USA bzw. nach dem 'CCAA' (Companies‘ Creditors Arrangement Act) in Kanada eingeleitet". Damit solle das Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur gesetzt werden. Durch die Restrukturierungsverfahren soll es den beiden Landesgesellschaften ermöglicht werden, ihre Schuldenlast während des laufenden Geschäftsbetriebes signifikant zu reduzieren. Toys'R'Us nennt langfristige Verbindlichkeiten von derzeit etwa 5 Milliarden US-Dollar (circa 4,1 Mrd. Euro).

Gegenüber dem "Handelsblatt" hat Toys 'R' Us mitgeteilt, im Rahmen der "Chapter 11"-Insolvenz einen Neukredit in Höhe von mehr als drei Milliarden Dollar von einer von JPMorgan angeführten Bankengruppe sowie früheren Kreditgebern erhalten zu haben. Dieser soll die Fortsetzung des Geschäftsbetriebs sicherstellen.

Keine Auswirkungen auf europäische Landesgesellschaften

Von dem Restrukturierungsprozess in den USA und Kanada seien die operativen Gesellschaften in Europa, Asien und Australien nicht betroffen, versucht die deutsche Landesgesellschaft zu beruhigen. Weltweit stünden sowohl die Toys'R'Us-Märkte als auch die Online-Shops den Kunden wie gewohnt zur Verfügung. Bei den Verfahren in den USA und Kanada handele es sich zudem "weder um eine Geschäftsauflösung noch einen Konkurs nach deutschem Verständnis", betont die Landesgesellschaft. In Deutschland betreibt die Spielzeugkette nach eigenen Angaben 67 Läden, in Österreich 15 und in der Schweiz 10.

Die Aufrechterhaltung des globalen Geschäftsbetriebs sei für das Unternehmen von größter Bedeutung – die Zahlungsfähigkeit der europäischen Landesgesellschaften sei gesichert, bekräftigt die deutsche Landesgesellschaft.

Weitere Informationen zur Restrukturierung der amerikanischen und kanadischen Toys'R'Us Landesgesellschaften finden sich auf der Internetseite www.toysrusinc.com/restructuring.

Bilanzzahlen

Im Geschäftsjahr 2016 (bis 28. Januar 2017) hat Toys'R'Us insgesamt laut Bilanzmitteilung 11,5 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet, das waren 2,2 Prozent weniger als im Geschäftsjahr zuvor (allerdings 14,8 Prozent weniger als im Geschäftsjahr 2013 mit 13,5 Mrd. Dollar Umsatz). Der Umsatz in den USA (7,1 Mrd. Dollar) sank dabei um 3,1 Prozent, der im internationlen Geschäft (4,4 Mrd. Dollar) um 0,8 Prozent im Vergleich zum vorigen Geschäftsjahr.

Das EBITDA lag bei 792 Millionen Dollar (Vorjahr: 800 Millionen Dollar). Als Netto-Verlust, der dem US-Zweig von Toys'R'Us zugeschrieben werden kann, nennt das Unternehmen 36 Millionen Dollar.