Dienstleister entwickelt App für den Elternanteil im Schulbuchgeschäft

Der Schul-HaSe soll mit Servicequalität punkten

28. April 2017
von Börsenblatt
Angekündigt war es schon länger, jetzt hat der westfälische Schulbuchdienstleister Ha.Se sein Modell vorgestellt, mit dem er den unabhängigen Buchhandel im Saisongeschäft mit Schulbüchern stärken will: Eine App, die Schulen und Eltern deutlich mehr Service bieten soll.

Die Handels-Dienstleistungen Ha.Se GmbH mit Sitz in Möhnesee ist seit rund 10 Jahren als Schulbuchdienstleiter im Zwischenbuchhandel tätig – und schlägt nach eigenen Angaben jährlich einen Warenwert von ca. 10 Millionen Euro um. Geschäftsführer Thees Wullkopf besucht viele Schulen und hat dabei auch erkundet, was sie brauchen, um Sammelbestellungen aus dem Elternanteil besser und komfortabler abwickeln zu können. Ha.Se hat die Wünsche zusammengeführt und daraus eine Software entwickelt, die den stationären Buchhandel im Wettbewerb mit den großen Internet-Anbietern stärken soll.

Schul-HaSe heißt die neue App, die Buchhändler ihren Partner-Schulen zur Verfügung stellen können. Mit der App lassen sich Bücher- und Klassenlisten für den Elternanteil verwalten, Bestellsätze und Belege erzeugen. Durch die Anbindung an das Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) können zudem aktuelle Angaben zu Preisen, Auflagen und Lieferbarkeit recherchiert werden. "Für den Buchhandel entfällt mit der App auch ein Großteil der Lagerhaltung im Laden, der Aufwand für Remissionen und Fehlbestellungen wird minimiert", verspricht Wullkopf. Vor allem: Schulen, Eltern, Fördervereine, so seine Hoffnung, würden durch verbesserten Service an die Buchhandlung gebunden.

Die App geht Anfang Mai an den Start, pünktlich zur neuen Schulbuchsaison. Dann will Ha.Se alle Geschäftspartner anschreiben – und den Buchhandlungen auch Formulierungshilfen für den Werbebrief an die Schulen vor Ort an die Hand geben.

Entstanden ist die Idee vor dem Hintergrund der umstrittenen Affiliate-Programme, mit denen Eltern beim Schulbuchkauf an den Förderverein der örtlichen Schule spenden können (mehr dazu hier). Wullkopf, zugleich Sprecher der IG Lernmedien im Börsenverein, betont allerdings, dass Ha.Se mit der App nicht in Rabattschlachten einsteigen wolle – sondern dem Buchhandel ein Instrument an die Hand geben möchte, um bei den Schulen mit Servicequalität zu punkten. Schließlich seien die Margen im Schulbuchgeschäft schon knapp  genug.

"Rund ein Mann-Jahr" hat Wullkopf in die Entwicklung der App gesteckt, zuzüglich der Lizenzkosten fürs VLB. Für Buchhändler und Schulen ist die Software kostenlos – schließlich geht es auch für Ha.Se darum, sich durch Kundenpflege in einem stagnierenden Markt zu behaupten. Das Unternehmen hat gerade an seinem Standort im Sauerland in größere Lagerflächen und eine neue Daten-Infrastruktur investiert. "Wir wollen Umsätze von Amazon zurück in den Buchhandel holen", meint Wullkopf, der dadurch Wachstumspotenzial für Ha.Se ausschöpfen will. Der Elternanteil beim Schulbuch ist eben auch für ihn ein ebenso interessantes wie umkämpftes Geschäft. Eine erste Bilanz will er im November ziehen.