Im Herbst startet das Imprint Fischer Tor

Das Tor zur Fantasy-Welt

12. Mai 2016
von Stefan Hauck
Mit Hochdruck arbeitet in Berlin ein sechsköpfiges Team an einem neuen Programm für Fantasy und Science-Fiction: Bei den S. Fischer Verlagen startet im Herbst das Imprint Fischer Tor.



Leseproben, Cover-Previews, wöchentliche Kurzgeschichten, Videos und Gewinnspiele: Ab Juli soll die Website www.tor-online.de zur festen Anlaufstelle für Phantas­tik-Freunde werden. "Wir wollen mit hochwertigen Beiträgen Schlaglichter auf aktuelle Themen des Genres werfen und die Plattform als Ort des Austauschs installieren", gibt Digital-Marketing-Managerin Kathleen Jurke von Fischer Tor das Ziel vor. Die Seite ist zugleich ein Tool für die Autoren, die neben den kostenlosen Short Storys regelmäßig auch Essays und Kolum­nen beisteuern: "So werden die Schriftsteller sichtbar."
Vorbild ist die Homepage tor.com mit monatlich bis zu einer Million Nutzern, die vom weltgrößten Verlag für Fantasy und Science-Fiction betrieben wird: Tor Books in New York. Er gehört zu Macmillan, wie die Fischer Verlage eine Holtzbrinck-Tochter. "Als sich die Chance ergab, die Weltmarke Tor hierher­zuholen und ein deutschsprachiges Programm zu entwickeln, haben wir sie mit Begeisterung ergriffen", erklärt Jörg Bong, verlegerischer Geschäftsführer der S. Fischer Verlage. "Der Markenname Tor öffnet uns bei der Autorenakquise manche Tür", ergänzt Andy Hahnemann, der mit Hannes Riffel für das Lektorat verantwortlich ist. "Mit den Kollegen von Tor Books gibt es für manche Titel ein First-Look-Agreement, insgesamt sind wir allerdings wie jeder andere Verlag vom internatio­nalen Lizenzgeschäft mit den Agenturen abhängig." Rund ein Drittel des Programms wird mit Büchern bestritten, die auch bei Tor Books erscheinen.

Schnellerer Erscheinungsrhythmus 
Das erste Programm mit zwölf Titeln startet Mitte August mit Adrian J Walkers "Am Ende aller Zeiten", im Oktober folgen fünf weitere Bücher, die restlichen (darunter "Die Krone der Sterne" von Kai Meyer) ab Januar. "Inhaltlich haben wir uns breit aufgestellt, von Dietmar Daths eher intellektueller Science-Fiction 'Venus siegt' bis zu Katherine Addisons sehr emotionalem Fantasy­roman 'Der Winterkaiser', ohne Schlachten und Hau-drauf-­Szenen, dafür mit einer ungewöhnlich feinen Psychologie", erläutert Hahnemann. Die Zielgruppe sind Erwachsene, "die in Deutschland bislang übliche Zuordnung 'weibliche Fantasy-­Leserinnen und männliche Science-Fiction-Leser' ist in Auf­lösung begriffen", konstatiert Hahnemann, der zuvor Lektor bei Ullstein war. Auch hätten Science-Fiction-Leser früher eher selten Fantasy gelesen – das sei heute anders.
"Fantasy hat die Nische längst verlassen und gehört zum Kern der allgemeinen Belletristik", hält Verleger Jörg Bong fest. "Damit nimmt sie für einen Publikumsverlag mit breitem programmatischen Spektrum wie dem Fischer Taschenbuch Verlag eine große Bedeutung ein." Sieben Titel des ersten Programms kommen als Taschenbuch, fünf als größere Broschur. 2017 werden monatlich zwei Titel erscheinen, die Einteilung in Halbjahresprogramme soll bei den "heißen, mit Tempo erzählten Titeln" durchbrochen werden, kündigt Hahnemann an. Bei Mehrteilern werden die Bände im Drei- bis Viermonatsrhythmus erscheinen, "weil sich die Leser einfach viel schneller die Folgegeschichte ziehen wollen", sagt Hahnemann. Welche Wünsche die Leser sonst noch an das Programm haben, darüber soll auch der Austausch mit der Community auf tor-online.de Aufschluss geben.