Nachruf: Lusatia-Verleger Frank Stübner ist gestorben

"Seine Stimme wird fehlen"

11. April 2017
von Börsenblatt
Frank Stübner, Verleger des Lusatia Verlages in Bautzen und im Börsenverein langjähriges Vorstandsmitglied im Landesverband Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, ist am 7. April im Alter von 62 Jahren gestorben. Helmut Stadeler und Regine Lemke nehmen Abschied von einem Freund.

Noch auf der Leipziger Buchmesse trafen wir uns – wie immer. Frank war ein Urgestein unseres Landesverbandes, einer der Väter unserer familiären Gemeinschaft. Es ist nicht zu fassen, dass dieser lebensbejahende fröhliche Mensch nicht mehr da ist, plötzlich aus dem Leben gerissen.

Frank Stübner wurde am 10. August 1954 in Baruth, unweit von Bautzen, seinem späteren Lebensmittelpunkt, geboren. Er besuchte in der Oberschule eine sorbische Klasse. Dort stellten sich die Weichen für seine Zukunft: Nach dem Studium der Germanistik in Leipzig promovierte er zum Weltverständnis des in Deutsch und Sorbisch schreibenden Dichter Jurij Brězan.

Nach dem Studium kümmerte er sich im Domowina Verlag in Bautzen um Bücher für die 40.000 in der DDR lebenden Sorben. 1990 stand das Schicksal dieses Verlages in den Sternen, war er doch mit seiner kleinen, sehr speziellen Zielgruppe auf staatliche Förderung angewiesen. Was tun? Stübner entwickelte ein Programm mit Regionalia für die Lausitz. Eine der zündenden Ideen, das "Oberlausitzer Hausbuch", sollte sein weiteres Leben bestimmen. Denn als die Arbeit fertig war, stornierte der Verlag das Projekt. Doch Frank Stübner kämpfte um sein "Kind" und konnte das Buch mit einigen Kniffen veröffentlichen. Im Impressum fügte er in letzter Minute seine Privatanschrift ein und gründete im April 1992 seinen eigenen Verlag, den Lusatia Verlag.

Er selbst war sein bester Vertreter

"Hinter jedem Kleinverleger steckt eine kluge Frau mit geregeltem Einkommen." Dieser Satz galt auch bei Frank Stübner: Heidrun Stübner half ihrem Mann, stand ihm bei, war Rückhalt in schweren Zeiten. Denn nun wurde alles anders: Frank lernte Autofahren, musste das betriebswirtschaftliche Einmaleins der Verlagsarbeit studieren, den Vertrieb organisieren, Computerkurse besuchen. Und vor allem Bücher machen.

Und so entstanden Bücher über die Lausitz und für die Lausitz, über Menschen und Geschichte der Lausitz. Und natürlich mussten sie auch noch "an den Mann gebracht" werden (was im Buchhandel eher eine Frau ist). Frank Stübner wurde sein bester Vertreter.

Verbandsarbeit in SaSaThü - mit Sachverstand und Gelassenheit

Und als wäre das nicht Arbeit genug, engagierte sich Frank Stübner auch noch ehrenamtlich für die Verlage und Buchhandlungen Mitteldeutschlands. Er übernahm 1998 das Amt des Vorsitzenden der Fachgruppe Herstellender Buchhandel im Landesverband Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und war in den sehr diskussions-, aber auch ergebnisreichen Jahren der Umstrukturierung des Börsenvereins und der Landesverbände von 2001 bis 2004 Vorsitzender. Mit viel Sachverstand und Gelassenheit brachte er die oft hitzigen Diskussionen zu einem guten Abschluss.

Von 2004 bis 2007 war er Stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes und seit 2007 Vorsitzender der Fachgruppe Herstellender Buchhandel. Er war für die Verlegerinnen und Verleger aus unseren drei Ländern ein wichtiger Ansprechpartner, überraschte immer wieder mit ungewöhnlichen Ideen in der Verbandsarbeit, legte aber auch, wie Brecht es sagte, "den Finger auf jeden Posten". Seine Stimme wird fehlen.

Am 10. August 2014 haben wir Franks 60. Geburtstag gefeiert. Er war zugleich sein letzter Auftritt im Bautzener Theatersommer. Seit vielen Jahren ließ er im Frühjahr seinen Bart zu respektabler Urwüchsigkeit wachsen. Dann wussten wir: Sein Auftritt nahte. Mit viel Energie und Frohsinn sprach er die Besucher an, spielte mit ihnen, genoss seinen wunderbaren letzten Auftritt. Er, der nie eitel war, nie im Mittelpunkt stehen wollte, genoss die Aufmerksamkeit und spielte mit großer Lebenslust und Freude in den Inszenierungen.

Was bleibt von Frank Stübner? Sein Lachen, seine Verschmitztheit, seine Bedachtsamkeit, die wunderbaren Bücher seines Verlages? Es bleiben die Erinnerungen an einen liebenswerten, klugen Menschen, der alle geprägt hat, die das Glück hatten, mit ihm zusammen zu arbeiten.

Die Autoren des Nachrufs: Helmut Stadeler ist im Börsenverein Vorsitzender des Landesverbands Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Regine Lemke war lange Geschäftsführerin in SaSaThü.