Umfrage unter Lektoren (2)

Der erste Satz

9. Juni 2017
von Börsenblatt
Ein Versprechen, verführerisch, wie ein Enterhaken: Wie muss der erste Satz eines Romans sein? Wir haben bei Lektoren nachgefragt - und präsentieren Ihnen bis zum Erscheinen des Börsenblatt Spezials Belletristik am 14. Juni jeden Tag drei Antworten. Heute: Günther Opitz, Petra Gropp und Meike Rötzer.

Günther Opitz, Lektor bei dtv:

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Petra Gropp, Programmleiterin für deutschsprachige Literatur bei S. Fischer:

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Meike Rötzer, Lektorin bei Matthes & Seitz:

Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE /* Style Definitions */ table.MsoNormalTable {mso-style-name:"Normale Tabelle"; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-noshow:yes; mso-style-priority:99; mso-style-parent:""; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-para-margin-top:0cm; mso-para-margin-right:0cm; mso-para-margin-bottom:10.0pt; mso-para-margin-left:0cm; line-height:115%; mso-pagination:widow-orphan; font-size:12.0pt; font-family:"Arial","sans-serif"; mso-fareast-language:EN-US;} „Wie tritt man einen Weg in unberührten Schnee?“ Ich habe nie einen besseren ersten Satz als diesen von Warlam Schalamow gelesen.

Das 114 Seiten starke Spezial Belletristik erscheint am 14. Juni mit einem Interviw mit Diogenes-Verleger Philipp Keel, einem Überblick über neue Gegenwartsliteratur aus der Schweiz, den neuesten Trends in der Covergestaltung und vielen anderen Themen.