Bücher als Gegenpol
Die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen legt den Freizeit-Monitor 2025 vor. Ein Ergebnis: Der Anteil der Buchleser ist stabil geblieben.
Professor Dr. Ulrich Reinhardt
Die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen legt den Freizeit-Monitor 2025 vor. Ein Ergebnis: Der Anteil der Buchleser ist stabil geblieben.
Professor Dr. Ulrich Reinhardt
Für die seit 40 Jahren durchgeführte Langzeitstudie wurden im Juni dieses Jahres über 3.000 Bundesbürger ab 18 Jahren repräsentativ zu ihrem Freizeitverhalten und ihrer Zufriedenheit damit befragt. Festzustellen seien mehrere strukturelle Veränderungen: „Während der Medienkonsum digitaler und persönlicher wird, gewinnen sportliche Aktivitäten und einfache Formen der Erholung wie Spazierengehen oder Lesen an Bedeutung – klassische Sozialkontakte hingegen nehmen leicht ab.“
„Wir beobachten eine stille Re-Priorisierung in der Freizeit“, so Professor Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung. „Die Art und Weise, wie die Bürger ihre freie Zeit gestalten, offenbart die wachsende Bedeutung des Zusammenspiels von Flexibilität und Kontrolle auf der einen sowie den Wunsch nach Geselligkeit und Wohlbefinden auf der anderen Seite.“
Trotz des digitalen Wandels und der Konkurrenz durch audiovisuelle Medien sei der Anteil der Buchleser stabil geblieben: „Wie vor fünf, zehn oder 15 Jahren greift gut jeder dritte Bundesbürger (35 %) regelmäßig zum gedruckten Buch“, heißt es in der Auswertung. „Ein wesentlicher Grund hierfür ist eine konstante Kernleserschaft – meist gut gebildet, kulturinteressiert und dem Medium Buch verbunden – bleibt sie dieser Gewohnheit treu und gibt sie an nachfolgende Generationen weiter. Darüber hinaus erfahren Bücher im digitalen Zeitalter eine neue Bedeutung als bewusster Gegenpol zur schnellen, fragmentierten Mediennutzung. Lesen ist nicht nur eine Informationsquelle, sondern oftmals auch ein Ritual und eine Art der Selbstfürsorge. Der hohe symbolische Wert des Lesens – als Zeichen von Bildung, Reflexion und innerer Ruhe – trägt zusätzlich dazu bei, dass Bücher trotz aller medialen Konkurrenz weiterhin fest im Alltag vieler Bürger verankert sind.“
Ein Rückgang sei bei den sozialen Interaktionen erkennbar, lautet ein weiteres Ergebnis der Studie. So sei das wöchentliche Treffen mit Freunden zu Hause von 24 % (2010) auf 20 % (2025) gesunken. Auch gemeinsame Unternehmungen und Einladungen nahmen leicht ab. Das Treffen oder Plaudern mit Nachbarn gehöre zwar für ein Drittel der Bevölkerung (33 %) weiterhin zur Wochenroutine, habe im Langzeitvergleich jedoch deutlich an Bedeutung verloren (2010: 47 %).
Auch innerhalb der Familie finden Begegnungen seltener statt, und organisierte und öffentliche Formen der Geselligkeit verzeichnen durchgehend sinkende Werte. Der wöchentliche Besuch von Kneipen oder Bars habe sich seit 2010 fast halbiert – von 12 % auf 7 %.