Antisemitischer Vorfall bei Dussmann

Bücher von Philipp Peyman Engel zerstört

11. April 2024
von Börsenblatt

Im KulturKaufhaus Dussmann in Berlin wurden Seiten aus dem autobiografischen Buch "Deutsche Lebenslügen" des Chefredakteurs der "Jüdischen Allgemeinen Zeitung" eingerissen und die betroffenen Exemplare damit unverkäuflich gemacht. Ein Vorfall, der den offenen Antisemitismus in Deutschland grell beleuchtet.

Philipp Peyman Engel: Deutsche Lebenslügen. Der Antisemitismus, wieder und immer noch. Dtv, 192 S., 18 Euro. 

"Deutsche Lebenslügen" von Philipp Peyman Engel erschien am 7. März 2024 bei dtv. Über die Beschädigung aller Exemplare bei Dussmann berichtete Journalist Mauritius Kloft bei X (ehemals Twitter). Er untertitelte sein aufgenommenes Bild der zerstörten Bücher mit: "Offener #Antisemitismus: Bei sämtlichen Exemplaren 'Deutsche Lebenslügen' von @PhilippPeyman im Kaufhaus #Dussmann sind die ersten Seiten eingerissen worden." Er habe seine Entdeckung den Mitarbeiter:innen gemeldet, die nach seiner Aussage Anzeige erstatten wollen.

Beim Börsenblatt meldete sich eine Sprecherin von "Dussmann" zum Vorfall. Sie gab bekannt, dass neben den fünf Exemplaren von "Deutsche Lebenslügen" fünf Exemplare zwei weiterer Titel am gestrigen Tag beschädigt worden seien: "Alle Titel beschäftigen sich kritisch mit linkem Antisemitismus. Wir nehmen den Vorfall sehr ernst und haben Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Zudem werten wir derzeit unsere Videoaufzeichnungen aus. Die zerstörten Bücher wurden umgehend ersetzt und sind weiterhin im KulturKaufhaus erhältlich." 

Der Tweet von Mauritius Kloft 

Philipp Peyman Engel antwortete auf den Beitrag Klofts halb-ironisch mit dem Kommentar: "Mein erster Verriss…".

Dtv wiederum reagierte auf die Sachbeschädigung mit einem Zitat des Autors. "Derlei Geschehnisse seien am Ende der Grund, warum Philipp Peyman Engel dieses Buch geschrieben hat", heißt es in der Meldung.

Dieser schrieb in seinem Buch: "Ich bin im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen. Ich habe bisher einundvierzig Jahre als deutscher Jude in Deutschland gelebt. (…). Ich bin tief verwurzelt in diesem Land. Doch die Erfahrungen, die ich als Kind, als Student und als Journalist gemacht habe und von denen ich in diesem Buch berichte, haben mir eines vor Augen geführt: Es ist eine Lebenslüge, dass dieses Land, das wie kein anderes Schuld auf sich geladen hat, dem Antisemitismus ein für alle Mal abgeschworen hat. (…) Doch über diesen Antisemitismus in Deutschland muss endlich offen gesprochen werden."