Rangliste der Pressefreiheit

Deutschland rutscht aus den Top 10

2. Mai 2025
Redaktion Börsenblatt

Die weltweite Lage der Pressefreiheit ist 2025 auf einem historischen Tiefstand – in der Hälfte der 180 beobachteten Länder ist die Lage mindestens "schwierig". Das geht aus der aktuellen "Rangliste der Pressefreiheit" von Reporter ohne Grenzen (RSF) hervor.

Laut Rangliste der Pressefreiheit, die Reporter ohne Grenzen (RSF) am 2. Mai veröffentlicht hat, ist in 90 von 180 beobachteten Ländern die Situation für Medienschaffende "schwierig" oder "sehr ernst". Dafür sei neben einer fragilen Sicherheitslage und zunehmendem Autoritarismus vor allem der ökonomische Druck verantwortlich. Medienschaffende und Redaktionen in allen Teilen der Welt würden sich zunehmend zwischen dem Streben nach redaktioneller Unabhängigkeit und ihrem wirtschaftlichen Überleben aufreiben, so die RSF-Analyse.

"Autokraten ist unabhängiger Journalismus ein Dorn im Auge", so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. "Das wirkt sich auch auf die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit aus. Wenn Medien finanziell ausgetrocknet werden, wer deckt dann Falschinformationen, Desinformation und Propaganda auf?" Neben dem täglichen Kampf für die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten setze sich RSF deshalb auch für eine Stärkung der wirtschaftlichen Grundlagen des Journalismus ein.

Die Rangliste der Pressefreiheit bewertet die Situation in einem Land oder Territorium in den fünf Kategorien Politik, Recht, Wirtschaft, Soziokultur und Sicherheit. In der Kategorie Wirtschaft erzielen die Länder in ihrer Gesamtheit seit einigen Jahren die geringsten Werte. In 160 von 180 beobachteten Ländern und Territorien würden es Medien nur "mit Schwierigkeiten" oder "überhaupt nicht" schaffen, stabil zu wirtschaften.

Neben den erwähnten 90 Ländern, in denen es für Medienschaffende "schwierig" oder "sehr ernst" ist, weist das Ranking weitere 48 Länder mit "erkennbaren Problemen" aus, darunter die USA (Rang 57; 2024: Rang 55).

Deutschland verliert Top 10-Platz

Deutschland belegt auf der Rangliste der Pressefreiheit Platz 11, ein Rückschritt um einen Rang. Auch wenn Deutschland im globalen Vergleich gut dastehe, gebe es sichtbare Herausforderungen. Viele Medienschaffende würden sich in einem zunehmend feindlichen Arbeitsumfeld bewegen. Auch 2024 seien erneut diejenigen Journalistinnen und Journalisten gefährdet gewesen, die sich mit rechtsextremen Milieus und Parteien wie der AfD beschäftigten: Sie berichten von Feindmarkierungen, Bedrohungen, Beleidigungen und Angst vor körperlicher Gewalt.

Die wirtschaftliche Situation für Medienhäuser habe sich auch in Deutschland in den vergangenen Jahren spürbar verschlechtert.

Sieben mit "gut" - alle in Europa

Europa sei weiterhin jene Weltregion, in der Journalistinnen und Journalisten am freiesten berichten können, heißt es weiter. Es sei die einzige Region, in der Staaten mit "guter Lage" der Pressefreiheit vertreten sind – es sind nur noch sieben. Estland (2) ist inzwischen das bestplatzierte EU-Land, direkt hinter Norwegen (1). In diesen Ländern würden Medienschaffende von stabilen demokratischen Strukturen, einer hohen gesellschaftlichen Wertschätzung unabhängiger Medien und einem starken rechtlichen Schutz der Pressefreiheit profitieren. Beide Staaten würden über ein effektives Auskunftsrecht verfügen, das journalistische Recherchen erheblich erleichtert.

Die ersten zehn Plätze des gesamten Rankings:

  1. Norwegen
  2. Estland
  3. Niederlande
  4. Schweden
  5. Finnland
  6. Dänemark 
  7. Irland
  8. Portugal
  9. Schweiz
  10. Tschechien

Und die Schlusslichter (Ränge 171–180): Russland, Nicaragua, Vietnam, Turkmenistan, Afghanistan, Iran, Syrien, China, Nordkorea und Eritrea.