Der Buchblog-Flaneur: Zehn Leseempfehlungen aus dem September 2025

Ein spannendes Ranking deutschsprachiger Publikumsverlage

24. September 2025
Redaktion Börsenblatt

Blogger Uwe Kalkowski, besser bekannt als "Der Kaffeehaussitzer", flaniert monatlich durch die Buchblogs und stellt bei uns besprochene Titel vor. Hier kommt seine literarische Netzauslese für September.

Uwe Kalkowski

Uwe Kalkowski

Der September geht zu Ende und es ist wieder Zeit, die zehn Fundstücke vorzustellen, die ich in den letzten vier Wochen aus der bunten Welt der Buchblogs herausgefischt habe. Wie gewohnt sind dabei sehr unterschiedliche Beiträge zusammengekommen.

Neues Ranking nach Sichtbarkeit im Netz

Beginnen möchte ich mit einer Liste. Einer Liste, die im Blog Lesestunden veröffentlicht wurde. Dort gibt es seit nunmehr zehn Jahren die Topliste der Buchblogger, ein Verzeichnis deutschsprachiger Buchblogs, sortiert nach Popularität und Vernetzungsgrad. Nun, im September 2025, hat sich Blogger Tobias Zeising an ein weiteres Statistik-Projekt gemacht: Darin sind die deutschsprachigen Publikumsverlage aufgeführt, sortiert nach ihren Online-Aktivitäten und der Sichtbarkeit im Netz. Im dazugehörigen Beitrag wird die Herangehensweise bei der Ermittlung und Zusammenstellung des Rankings der 706 aufgeführten Verlage genau erklärt. Sehr spannend, wie ich finde. 

Vor knapp einem Jahr ist eine meiner absoluten Lieblings-Buchreihen zu Ende gegangen: "Rath" war der zehnte und letzte Band von Volker Kutschers großartiger Romanserie, die uns die Jahre zwischen 1929 und 1938 mit literarischen Mitteln so nahe brachte, wie es nur möglich ist. Doch nun hat der Autor noch einmal nachgelegt und in dem schmalen Büchlein "Westend" treffen wir seinen Protagonisten Gereon Rath wieder, diesmal in einem Altenheim im West-Berlin der Siebzigerjahre. Der schmale Band ist wie der Schlussstein dieser Reihe, der noch eine allerletzte, überraschende Wendung bietet. Im Blog Bücherherbst wird er vorgestellt, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten.

BookTuberin Ilke Sayan könnte ich auf ihrem Kanal BuchGeschichten endlos lange zuhören, so mitreißend redet sie über Bücher. Nach einer längeren Pause hat sie sich im September zurückgemeldet und das freut mich sehr. Schaut mal vorbei. 

Ein thematischer Schwerpunkt des Blogs Bleisatz ist Literatur aus Japan und das sorgt immer wieder für tolle Entdeckungen. Im September stellte Bloggerin Bettina Schnerr das Memoir "Rental Person who does nothing" von Shoji Morimoto vor – und das klingt ziemlich, nun ja, ungewöhnlich. Und faszinierend. 

Apropos Entdeckungen: Ohne den Blog e-script.de wäre ich nie auf den Roman "Nirgendwann" von Mac Conin aufmerksam geworden – und die Buchbesprechung klingt sehr vielversprechend. 

Die Renaissance der Brigitte Reimann

Während meines Praktikums beim Aufbau Verlag habe ich 1999 zum ersten Mal die Bücher von Brigitte Reimann in den Händen gehalten. In den Jahren nach der Wiedervereinigung war die DDR-Autorin etwas in Vergessenheit geraten - doch in den letzten Jahren erleben ihre Werke zum Glück eine Renaissance. Im Blog altmodisch:lesen wird der ursprünglich 1956 erschienene Roman "Die Frau am Pranger" besprochen – ein Buch, das nichts an Aktualität eingebüßt hat. Eher im Gegenteil. 

Ein Buch, das ich in den letzten Wochen des Öfteren in den Buchblogs gesehen habe, ist "Botanik des Wahnsinns" von Leon Engler. Besonders gut gefallen hat mir die Rezension im Blog Schmiertiger, die sehr neugierig auf den Roman macht und die Besonderheit des Textes fein herausarbeitet.

Vor zwei Jahren hatte ich das große Vergnügen, als Literaturblogger die Vergabe des Franz-Tumler-Preises in Laas/Südtirol zu begleiten, mit dem literarische Debüts ausgezeichnet werden. Dieses Mal (der Preis wird zweijährig vergeben) hat sich Petra Reich mit ihrem Blog LiteraturReich auf den Weg ins Marmordorf im Vinschgau gemacht, und ihren Bericht habe ich mit großem Interesse gelesen. 

Im Blog Buch-Haltung geht es um einen ganz besonderen Thriller, der in keine Schublade des Genres passt: "Deckname Bird" von Louise Doughty ist ein Kriminalroman, der durch seine ungewöhnliche Hauptfigur und seine Realitätsnähe hervorsticht. Und den ich nach der Besprechung gerne lesen möchte.

"Ein sauber durchdachtes Ende ist selten geworden"

Einen feinen Buchtipp gibt es im Blog BooksterHRO: Blogger Stefan Härtel stellt den Roman "Meravigliosa Creatura" von Yannick Dreßen vor – ein Buch, das er schon in einer sehr frühen Form als Manuskript kennengelernt hatte. Er schreibt: "Dreßen verteilt geschickt seine Hinweise für oder gegen die eine oder andere Version seines traurigen Helden. Immer wenn ich dachte, es kann gar nicht anders sein als … kam er mit einem neuen Aspekt um die Ecke, der alles ins Wanken brachte. Der Schluss kam dann überraschend. Auch etwas, das selten geworden ist: Ein sauber durchdachtes Ende. Allein schon dafür gibt es eine dicke Leseempfehlung." Und der kann ich mich nur anschließen. 

In meinem eigenen Blog Kaffeehaussitzer schreibe ich über das epische Werk "Die Horde im Gegenwind" von Alain Damasio – für mich eines dieser Bücher, auf die man nicht allzu oft trifft in seinem Leserleben. Und dessen Entdeckung ich dem gerade genannten Blog BooksterHRO verdanke. 

Das sind sie, die zehn September-Fundstücke des Buchblog-Flaneurs. Ich wünsche uns allen einen schönen Start in den Herbst – und vielleicht sehen wir uns ja auf der Frankfurter Buchmesse? Es würde mich freuen. 

Über den Kaffeehaussitzer

Uwe Kalkowski ist seit über dreißig Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus verschiedenen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit 2019 arbeitet er für den Eichborn Verlag in Köln. Auf seinem privaten Literaturblog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher und Leseerlebnisse. Als Buchblog-Flaneur stellt er monatlich zehn Fundstücke aus der Welt der Literaturblogs vor.