Das er auf eine Lesereise durch die USA verzichtet, hatte John Irving in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) erklärt. Der Bestseller-Autor sagte dort: "Aus Protest gegen den autoritären Faschisten im Weißen Haus werde ich auf meiner Lesereise dieses Mal nicht das Land besuchen, in dem ich geboren wurde – das gab es noch nie. Aber in den Händen dieses Diktators erkenne ich mein geliebtes Land nicht wieder, es ist ein totalitäres Regime. Für mich ist unbegreiflich, wie die Demokratie derart niedergetrampelt werden konnte." Es mache ihm keinen Spaß, sein Land zu boykottieren, es gebe dort viele Menschen, die er liebe. Er vermisse sein Heimatland, gerade, wenn ein neuer Roman erscheint. "Aber ich will ein Zeichen setzen und fahre nicht hin."
Irving wertete Trumps Politik als aggressive Ausprägung eines internationalen Rechtsrucks, schreibt die NOZ in einer Presseinformation. Der 83-Jährige zeigt sich erschüttert, zu sehen, mit welchem Tempo und wie ungebremst Trumps Faschismus wuchere. Trump weite seine exekutiven Befugnisse in einer Weise aus, die die US-Verfassung nicht erlaube. "Die sogenannten Gesetzgeber im US-Repräsentantenhaus und im US-Senat wissen, dass er seine Befugnisse überschreitet und sie lassen es zu. Die feigen Republikaner sind mit ihrem Schweigen mitverantwortlich. Wir leben in sehr schlechten Zeiten."
Die Beziehungen der USA zu seiner Wahlheimat Kanada bezeichnete der in Toronto lebende Irving als schwer beschädigt. Auch Margaret Atwood hätte ihm gegenüber bereits im Februar in einem Gespräch betont, Kanadier hätten nichts gegen Amerikaner, aber jeder, "dem die Demokratie am Herzen liegt, muss Donald Trump ablehnen".
Die deutsche Ausgabe "Königin Esther" von Irvings neuem Roman ist am 19. November bei Diogenes erschienen – und ist in Kalenderwoche 47 (17.–23. November) neu auf Platz 10 in unsere Belletristik-Charts Hardcover eingestiegen.