"Nie aufgeben!"

Vanessa Göcking: Von Anfang an wollte ich nicht mit dem – leider immer noch – negativ behafteten Self-Publisher-Image starten. Mein Ziel war es, Bücher auf dem professionellen Niveau und mit den Standards großer Verlage zu veröffentlichen – aber mit weniger Ineffizienzen und ohne teure Strukturen wie Bürotürme oder Firmenwagen. Stattdessen habe ich alle Prozesse selbst begleitet und gezeigt, dass Qualität auch schlank und effizient möglich ist. Für Lektorat, Korrektorat, Satz, Cover-Design und Druck habe ich mit Profis zusammengearbeitet, doch Strategie und Marketing lagen vollständig in meiner Hand. Der Erfolg gibt mir recht: Die Auflage von „Die Sonne in dir“ liegt mittlerweile bei über 100.000 Exemplaren und der Titel steht seit fast 30 Wochen in der SPIEGEL-Bestsellerliste. Das zeigt, wie viel mit der richtigen Einstellung und schlanken Prozessen möglich ist.

Vanessa Göcking: Ich liebe Bücher! Für mich ist ein „echtes“ Buch eines, das ich berühren, riechen und hören kann – wenn die Seiten rascheln. Es ist ein Begleiter, der auch nach Jahren im Regal Freude bringt. Das physische Buch wurde oft totgesagt, doch ich glaube an seine emotionale Kraft, die kein digitales Medium ersetzen kann. Natürlich gibt es meine Geschichten auch als E-Books und Hörbücher, aber das hochwertige Printbuch mit veredeltem Cover bleibt das Herzstück meines Programms. Ein Buch ist mehr als ein Medium – es ist ein Erlebnis.

Vanessa Göcking: Der Buchhandel ist geprägt von alten Strukturen, in denen digitale Prozesse nur langsam Einzug halten. Statt einer schnellen E-Mail wird oft noch telefoniert, und der persönliche Kontakt ist zentral. Für meine Generation ist das häufig ungewohnt. Als junge Frau mit einem kleinen Verlag wurde ich oft belächelt, vor allem, als ich mein Ziel, einen SPIEGEL-Bestseller auf Platz 1 zu erreichen, aussprach – doch genau das ist mir gelungen. Niemand nahm mich an die Hand, ich musste alles selbst lernen, von Fachbegriffen wie „Hurensohn“ bis zu „Barsortiment”. Diese steile Lernkurve war herausfordernd, aber sie hat mich wachsen lassen und gezeigt: Mit Mut und Ausdauer kann man auch als Neueinsteigerin in einem traditionsreichen System bestehen und erfolgreich sein.

Vanessa Göcking: Das Bild vom Buchhandel als Nadelöhr trifft besonders auf kleine, inhabergeführte Buchhandlungen zu. Sie sind das Rückgrat der Branche, verfügen aber über begrenzte Flächen und setzen oft auf sichere Titel großer Verlage, während kleinere Verlage kaum eine Chance bekommen. Bei großen Filialisten war meine Erfahrung anders: Sie waren offen und haben direkt große Vorbestellungen aufgegeben. Schwieriger war es bei Barsortimenten, aber machbar. Die größte Herausforderung bleiben unabhängige Buchhandlungen, die Vielfalt fordern, aber häufig Großverlage bevorzugen. Dieses Spannungsfeld zwischen Fortschritt und Tradition ist typisch für den Buchhandel – doch es braucht Mut, neue Stimmen und Verlage zu fördern, um die Literaturlandschaft lebendig zu halten.

Vanessa Göcking: Die Gründung des VANI Verlags war für mich ein Schritt zu mehr Entscheidungsfreiheit und kreativem Spielraum. Gleichzeitig wollte ich gegen die aufgeblähten Strukturen der Großverlage agieren, bei denen Autor*innen oft nur 1 Euro pro verkauftem Buch verdienen, während der Rest in teure Büros und Vorstandsetagen fließt. Mein Verlag setzt auf schlanke, digitale Strukturen, um fairere Tantiemen zu bieten. Ab 2026 planen wir erste Veröffentlichungen von Talenten, die bei großen Verlagen kaum Chancen erhalten – unabhängig von Social-Media-Reichweite. Dabei zählt für uns Qualität statt Quantität: lieber wenige, bewusst ausgewählte Werke als 300 austauschbare Novitäten. Der VANI Verlag steht für Hochwertigkeit, Fairness und Bücher mit Herzblut.

Vanessa Göcking: Für mich war die innere Einstellung zum Erfolg der Schlüssel. Ich habe immer daran geglaubt, Bücher zu schreiben und zu veröffentlichen, und nie aufgegeben – auch nicht nach Ablehnungen. Meine Motivation war stärker als die Angst zu scheitern. Jeden Tag visualisiere ich, dass meine Bücher international übersetzt und verfilmt werden, und spreche diesen Erfolg bewusst aus. Nur wer an sich glaubt und klare Ziele formuliert, kann sie auch erreichen. Als junge Frau mit ambitionierten Zielen wurde ich oft belächelt, besonders von Männern, die lange in der Branche sind. Doch auch Frauen dürfen ambitioniert sein, Erfolge aussprechen und zeigen, dass sie es schaffen können. Erfolg braucht Mut – glaubt an euch und bleibt dran!

Jahrgang 1993, hat mit ihren Romanen »Die Sonne in dir« und »Das Wunder in dir« Platz 1 der Bestsellerlisten erobert. Sie ist Gründerin des VANI Verlags und Expertin für Marketing und Vertrieb.