Norma Schneider arbeitet als freie Lektorin, Autorin und Journalistin – mit einem klaren inhaltlichen Schwerpunkt: queeres Leben im sogenannten "postsowjetischen Raum". Ihr Engagement zeigt sich auch in der Sprache: Sie lernte Russisch, um Interviews vor Ort führen zu können. Ihr Weg war nicht gradlinig, aber konsequent und führte sie an Stationen wie das Theater oder zum Radio, schließlich in die Verlagsbranche. Schneider beschreibt den entscheidenden Wendepunkt so: "Ich dachte lange, das Freiberufliche sei ein Zwischenstadium – bis ich gemerkt habe: Genau das ist mein Ding."
Jana Lissek, Foreign Rights Managerin bei Diogenes, hat ebenfalls gelernt, sich auf Wandel einzulassen. Ihre Rückkehr aus Frankreich nach Jahren des Studiums und Arbeitens dort war pandemiebedingt – aber auch eine Neuorientierung. Heute lebt sie in der Schweiz, sorgt dafür, dass Diogenes-Titel in anderen Ländern verlegt werden, und engagiert sich in Netzwerken wie Zora Litt oder den Jungen Verlagsmenschen.
Mit Blick auf den gesellschaftlichen Rechtsruck warnen sie davor, den "Markt" zu bedienen und Bücher mit Hetze, Hass und Panikmache zu verlegen, die zur Spaltung der Menschen beitragen. Ein zentrales Thema im Gespräch ist die Frage nach Verantwortung – auch jenseits des wirtschaftlichen Drucks. Schneider formuliert es deutlich: "Die Branche muss sich klar zur Demokratie und Vielfalt bekennen. Nicht alles, was sich gut verkauft, ist vertretbar." Lissek wünscht sich mehr Mut zu Übersetzungen – gerade aus Sprachen, die nicht im Zentrum stehen: "Diversität will nichts Böses. Sie will nur existieren."