25 Jahre Glatteis

"Die Leute mögen uns. Sie kommen gerne immer wieder und ich bekomme von ihnen schöne Komplimente für diesen Laden, der so schlampig ist wie keine andere Buchhandlung, die ich kenne. Die ganzen Kartons hier stehen rum, und die Kunden sagen: ‚Genau das ist es, was wir mögen. Diese Atmosphäre‘", so Dobler. Mitbegründerin Gabriele Fauser starb 2008. Seither führt Dobler mit Mitarbeiterinnen den Laden weiter.

Rund 3500 Krimis stehen in dieser "speziellen Anlaufstelle für Krimifans und Leser anspruchsvoller Spannungsliteratur", wie Dobler ihren Laden im beliebten Gärtnerplatzviertel beschreibt. Was bei ihr besonders gut läuft, ist das Programm von kleineren Krimiverlagen, die man bei den Filialisten weniger findet. Autoren mit Lokalbezug wie "Hausautor" Friedrich Ani sind bei Glatteis gefragt. Auch Polit- und Wirtschaftsthriller gehen wieder besser. Dobler nennt Oliver Bottini und Achim Zons.

Die "Expertin für den kultivierten Grusel", wie die Krimi-Fachfrau Dobler schon genannt wurde, ist zufrieden mit der Entwicklung des Buchmarkts. Was sich immer gut verkaufe, das seien die herausragenden Klassiker: Sherlock Holmes und Agatha Christie profitierten von neuen Verfilmungen, Maigret sei unsterblich, aber Raymond Chandler oder Dashiel Hammett bräuchten mehr Beachtung. Die letzten zwei Juli-Wochen seien schon fast wie das Weihnachtsgeschäft gewesen. Man denke ja, dass Leser:Innen aus Platzgründen mit einem E-Reader verreisen würden, so Dobler, aber oft höre sie nun das Gegenteil: Ihre Kunden beklagten sich, dass sie den ganzen Tag vor dem Computer sitzen müssen; wenigstens in den Ferien möchten sie nicht auf einen Bildschirm starren.

Dobler sieht zuversichtlich in die Zukunft und pflegt Netzwerke: In Berlin gebe es immerhin drei Krimibuchhandlungen und in ganz Bayern nur Glatteis. In Frankfurt gebe es Die Wendeltreppe, die aber inzwischen nur noch die Hälfte des Sortiments mit Krimis bestücke. Auch die Krimi-Buchhandlung in Hamburg ändere ihr Sortiment. Leider hätten die Krimi-Buchhandlungen in Stuttgart und Köln aufgegeben. Das könne ihr nicht passieren. Sie feierte soeben mit zwei großen Events ihr erstes Vierteljahrhundert. Es lasen Sara Paretsky im Amerika-Haus und Friedrich Ani in der überfüllten Glatteis-Buchhandlung. "Dass Kriminalromane innerhalb der Literatur so erfolgreich werden würden, das war im Gründungsjahr noch nicht abzusehen. Das war damals ein unglaublicher Schwachsinn, eine Buchhandlung zu eröffnen, die nur Krimis hat. Aber die beiden Damen haben es geschafft. Sie haben allen bewiesen, dass Krimis auch aus Literatur bestehen können. Hier wird Literatur verkauft. Es sind zwar Kriminalgeschichten, aber es ist Literatur", so Ani.