Lesetipp aus der "Zeit"

Abschiedsbesuch bei Monika Grütters

2. Dezember 2021
von Börsenblatt

Der Literaturkritiker Volker Weidermann hat die scheidende Kulturstaatsministerin Monika Grütters besucht. Acht Jahre war sie im Amt – eine Zeit, in der sie viel für die Kultur erreicht hat, auch für die Buchbranche.

Monika Grütters, die auch beim politischen Gegner großen Respekt genieße, könne eine enorme Bilanz vorweisen, so Volker Weidermann in der Zeit. Der von ihr verwaltete Etat habe sich in ihrer Amtszeit um 73 Prozent erhöht, ebenso habe sich die Zahl der Mitarbeiter in den acht Jahren fast verdoppelt. Claudia Roth, die bald als ihre Nachfolgerin ins Kanzleramt einziehen wird, zitiert Weidermann mit den Worten, sie sei der Amtsinhaberin dankbar "für all das, was sie erreicht und erkämpft hat".

Mit dem Personal der neuen Ampel-Koalition hadert Grütters, wie Weidermann schreibt. Immerhin sage sie über ihre Nachfolgerin "nichts Unfreundliches", lässt aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie selbst vor acht Jahren durch ihre Arbeit im Kulturausschuss besser auf das Amt vorbereitet gewesen sei. Und es hätte ihr gefallen, wenn Carsten Brosda, der Hamburger Kultursenator, ihr nachgefolgt wäre. Aus Grütters' Worten, so Weidermann, "spricht echte Sorge um Macht und Einfluss der Kultur in der nächsten Regierung". Den kommenden Kanzler habe sie noch nie bei einer Kulturveranstaltung gesehen.

Nicht alles sei ihr gelungen, bekennt Grütters in dem Gespräch, etwa die Zerschlagung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Am Ende schwingt Traurigkeit in dem mit, was Grütters sagt. Der Gedanke, was sie nun in der freien Zeit Produktives tun könne, beschäftige sie sogar nachts.