Das Buchbranchen-Update

Berenberg Verlag schließt ++ Shortlist der Unabhängigen steht ++ Insolvenzen bei Mediengruppe Stein

29. September 2025
Redaktion Börsenblatt

Der Börsenblatt-Podcast "Die Nachlese" fasst zum Wochenanfang kompakt zusammen, was in der Buchbranche los war. Diese Woche mit den Themen "Berenberg Verlag schließt", "Shortlist der Unabhängigen steht", "Insolvenzen bei Mediengruppe Stein".

Nachlese Podcast-Cover (Mock-up)

Die Nachlese erscheint jeden Montag

Berenberg Verlag hört auf

Der Berenberg Verlag macht dicht. Heinrich v. Berenberg sagt: "Es waren, so viel können wir sagen, gute Jahre. Nun ist es genug". Nach 22 wird der Berenberg Verlag zum 31. März 2026 seine Türen schließen.

Die Entscheidung kommt nicht ganz überraschend: Bereits im Mai hatte der Verlag bekanntgegeben, im Herbst keine neuen Titel mehr zu veröffentlichen – eine Pause zum Innehalten. Nun folgt der endgültige Schritt.

Warum genau jetzt Schluss ist? Gründe dafür, sagt Berenberg, gibt es natürlich – aber er möchte sie nicht weiter öffentlich machen. Viel wichtiger sei ihm, sich bei all den Menschen zu bedanken, die diesen Verlag möglich gemacht haben. Bei den Autorinnen und Autoren, die das Programm geprägt und dem Verlag internationales Ansehen verschafft haben. Bei den Übersetzer:innen, ohne die viele dieser Stimmen nie hörbar geworden wären. Er bedankt sich beim Buchhandel, bei den Medien, bei allen, die das Programm mitgetragen, empfohlen und verkauft haben. Und nicht zuletzt bei der Leserschaft – gewonnen über Sprache, Inhalt, Form und das besondere Design der Bücher. 'Endlich wieder schöne Bücher' – so lautete einmal der Slogan. Vielleicht großspurig, sagt Berenberg, aber offenbar nicht ganz falsch. Sein letzter Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – einige waren fast von Anfang an dabei. Ohne sie, sagt er, wäre das alles nicht möglich gewesen.

Die Nachricht kommt gerade jetzt, wo Christine Wunnicke mit ihrem bei Berenberg erschienenen Roman "Wachs" auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2025 steht. "Jetzt sehen wir zu, ob unsere Autorin Christine Wunnicke noch den Buchpreis gewinnt, und dann stoßen wir an – auf jeden Fall!", sagt Heinrich v. Berenberg.

 

Shortlist „Lieblingsbuch der Unabhängigen“

Es ist wieder soweit: Die Shortlist für das „Lieblingsbuch der Unabhängigen“ 2025 steht fest – und ab sofort läuft das Voting.

Rund 250 Titel wurden in diesem Jahr von unabhängigen Buchhandlungen eingereicht. Fünf davon haben es in die Endauswahl geschafft. Mit dabei sind Nelio Biedermann mit seinem Roman „Lázár“, erschienen bei Rowohlt, Beatrix Gerstberger mit „Die Hummerfrauen“ bei dtv, „Der Gott des Waldes“ von Liz Moore – die Übersetzung stammt von Cornelius Hartz – erschienen bei C.H. Beck, Gaea Schoeters mit „Das Geschenk“, -übersetzt aus dem Niederländischen von Lisa Mensing, erschienen bei Zsolnay. Und schließlich Takis Würger mit seinem neuen Roman „Für Polina“, veröffentlicht bei Diogenes.

Jetzt heißt es: Abstimmen! Stimmberechtigt sind alle inhabergeführten Buchhandlungen, die an der Woche unabhängiger Buchhandlungen teilnehmen. Das Voting läuft bis zum 10. Oktober um Mitternacht – abgestimmt werden kann direkt über die Website wub-event.de, nach Login.

Welcher Titel das Rennen macht, erfahren wir auf der Frankfurter Buchmesse – dort wird der Gewinner oder die Gewinnerin am 16. Oktober um 15 Uhr auf der Centre Stage in Halle 4.1 bekannt gegeben.

Das Lieblingsbuch wird auch im Rahmen der diesjährigen Woche unabhängiger Buchhandlungen gefeiert – die findet in diesem Jahr vom 1. bis 8. November statt.

 

Verlage

Ein US-Bundesrichter hat Donald Trumps 15-Milliarden-Dollar-Klage gegen die New York Times und den Verlag Penguin Random House vorerst abgewiesen – aus formalen Gründen. Die 85 Seiten lange Klageschrift sei zu ausschweifend und nicht sachlich genug, so der Richter. Trump hat nun 28 Tage Zeit, um sie zu überarbeiten. Hintergrund ist das Buch Lucky Loser, das Trump als verleumderisch empfindet. Kritiker wie PEN America sehen in der Klage vor allem den Versuch, kritische Medien einzuschüchtern. Sie warnen: Es geht nicht nur ums Gewinnen – sondern um Einschüchterung durch Verfahren.

Der transcript Verlag wechselt Anfang 2026 mit seinem digitalen Programm zur Plattform Inlibra, betrieben vom Nomos Verlag. Bislang war transcript bei De Gruyter Brill. Mit dem Wechsel will der sozial- und geisteswissenschaftlich ausgerichtete Fachverlag seine strategische Ausrichtung stärken. Inlibra soll mehr technische Innovation, Vertriebskraft und Partnerschaftlichkeit bieten – so die Verlegerinnen Roswitha Gost und Karin Werner. Nomos sieht darin einen wichtigen Schritt, Inlibra als zentrale Plattform für hochwertige Fachliteratur weiter auszubauen.

Die Shortlist für den Berliner Verlagspreis 2025 steht: Nominiert sind BeBra Verlag, Das Gramm, Favoritenpresse, Kraus Verlag, März Verlag und Shift Books. Ausgezeichnet werden unabhängige Berliner Verlage mit einem herausragenden Programm und besonderem verlegerischem Engagement. Verliehen wird der Preis am 9. November im Deutschen Theater Berlin – insgesamt werden 68.000 Euro vergeben. Der Hauptpreis ist mit 26.000 Euro dotiert, zwei weitere Preise mit je 15.000 Euro. Drei Verlage erhalten Anerkennungen à 4.000 Euro. Der Preis wird seit 2018 von der Berliner Kultur- und Wirtschaftsverwaltung vergeben.

Uwe Kalkowski, auch bekannt als „Der Kaffeehaussitzer“, hat wieder seine Top-Ten-Leseempfehlungen aus den deutschsprachigen Buchblogs für September am Start. Unter anderem geht’s um Volker Kutschers „Westend“, spannende Entdeckungen aus Japan und die wiederentdeckte DDR-Autorin Brigitte Reimann. Wenn ihr Lust auf neue Bücher und frische Empfehlungen habt, findet ihr seine vollständiges Auswahl bei boersenblatt.net.

 

Börsenverein

Der amtierende Vorstand des Börsenvereins hat sich Mitte September zu seiner letzten Sitzung in aktueller Besetzung getroffen – im Haus des Buches in Frankfurt. Am 30. September wird auf der Hauptversammlung ein neuer Vorstand gewählt. Für eine weitere Amtszeit aus dem bestehenden Vorstand kandidieren Stefan Könemann für das Amt des Vorstehers und Birte Hackenjos als Vorstandsmitglied. Einige Mitglieder bleiben qua Amt gesetzt: Jo Lendle, Branka Felba, Christiane Schulz-Rother, Stefan Schierke. Neben Wahlvorbereitungen standen auch Branchenthemen und politische Entwicklungen auf der Agenda.

 

Literaturpreise

Die Gruppe 48 hat am 21. September in Rösrath ihre Literaturpreise in Prosa und Lyrik vergeben. Den Jurypreis Lyrik erhielt Eline Menke, den Prosa-Jurypreis teilen sich Mitja Nikolaus und Michael Stein – Nikolaus bekam auch den Publikumspreis. Weitere Auszeichnungen gingen an Stefanie Bucifal, Arnd Kemper, Christa Issinger, Eva Christine Just und Cornelia Koepsell.

Die #TikTokBookAwards 2025 werden am 18. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse verliehen und feiern in diesem Jahr erstmals auch die Kategorie „Beste #BookTok Verfilmung“ sowie die Erweiterung der Indie-Buchhandlungskategorie um Bibliotheken. Die Awards ehren beliebte Autor:innen, Creator:innen, Verlage, Buchadaptionen sowie unabhängige Buchhandlungen und Bibliotheken der DACH-Region, mit einer Kombination aus Juryentscheidungen und Community-Voting. Longlists mit 8–10 Nominierungen pro Kategorie stehen fest, und die Preisverleihung ist kostenlos und öffentlich im Saal Harmonie zu besuchen.

Sechs Titel haben es auf die Shortlist für den Booker Prize 2025 geschafft, darunter „Flesh“ von David Szalay und „Audition“ von Katie Kitamura, deren Werke bereits auf Deutsch vorliegen oder bald erscheinen. Die Entscheidung über den Gewinner, der 50.000 Pfund erhält, fällt am 10. November bei der Preisverleihung in London.

 

Buchhandel

Thalia zieht mit einem neuen Flagship-Store auf rund 2.300 qm im neuen PATIO-Gebäude an der Ecke Königstraße/Schulstraße in Stuttgart, geplant für Winter 2027/28. Das derzeit genutzte Wittwer-Haus am Schlossplatz muss wegen erheblicher baulicher und energetischer Mängel umfassend saniert werden und ist am Ende seines Lebenszyklus angekommen. Der neue Standort wird mit einer großen Kinderabteilung, einem Café mit Außenterrasse sowie einer Eventfläche für literarische und kulturelle Veranstaltungen ausgestattet.

Michael Scholz übergibt seine seit 1988 geführte Bahnhofsbuchhandlung in Iserlohn an Schmitt & Hahn, bleibt aber mit seinem Team weiterhin vor Ort. Die Buchhandlung wird ihr sorgfältig ausgewähltes Sortiment behalten und um Geschenkideen, Getränke sowie Snacks erweitert. Schmitt & Hahn freut sich, mit Scholz einen erfahrenen Unternehmer gewonnen zu haben und baut damit seine Präsenz an Bahnhöfen und in Innenstädten weiter aus.

 

Kurz notiert

Das 25. internationale literaturfestival berlin endete am 20. September mit einem großen Publikumserfolg: 25.000 Besucher:innen und ausverkaufte Abende prägten die zehntägige Veranstaltung mit 90 Autor:innen aus über 50 Ländern - darunter Veranstaltungen mit Herta Müller und R.F. Kuang.

Duygu Maus leitet seit Juni die Knaur Belletristik bei Droemer Knaur in München. Zuvor war sie als Lektorin bei Penguin Verlag tätig, wo sie deutschsprachige und internationale Autor:innen akquiriert und betreut hat. Ihre Laufbahn begann sie im Heyne Verlag, danach arbeitete sie als Übersetzerin in Großbritannien.

Das Lesefest OPEN BOOKS in Frankfurt findet vom 14. bis 18. Oktober 2025 zum 17. Mal statt und bietet 126 Lesungen mit rund 175 Autor:innen an zentralen Orten der Stadt – erstmals mit einem Bilderbuchprogramm im Struwwelpeter Museum. Neben bekannten Namen wie Gregor Gysi und Julia Engelmann sind auch internationale Gäste.