Interview mit Verlegerin Julia Eisele

"Daran erinnern, wie schwer schreibende Frauen es immer schon hatten"

29. September 2021
von Matthias Glatthor

Elke Heidenreich steigt mit ihrem neuen Buch "Hier geht's lang!" neu auf Platz 10 in den Börsenblatt-Sachbuchcharts ein. Wie das Projekt zustande kam und um was es geht, erläutert ihre Verlegerin Julia Eisele im Interview.

Wie kam das Projekt mit Elke Heidenreich zustande? Wie haben Sie sich kennengelernt?
Ich habe Elke Heidenreich gefragt, ob sie ein Vorwort für unsere Ausgabe von Anita Brookner, Hotel du Lac, schreiben wolle. Sie hat das gemacht, das war der Ausgangspunkt. Wir kamen ins Gespräch über vieles, und irgendwann kam die Idee, ein Buch über prägende Lektüren zu machen, Lektüren nur von Frauen.

Was hat Sie als Verlegerin sofort von dem Projekt überzeugt?
Das Wissen, dass Elke Heidenreich niemals einen langweiligen Kanon vorschreiben würde, sondern ein unterhaltsames, immer authentisches, ehrliches und persönliches Buch daraus machen würde. Was ich nicht wusste und was gänzlich Elkes Idee war, waren die vielen persönlichen Fotos aus ihrem Privatbesitz von ihr und ihren Büchern, die das Ganze noch charmanter gemacht haben.

Der Kerngedanke des Buches?
Die leitenden Fragen lauten: Wie werden wir durch Lektüre die Menschen, die wir sind? Wie hilft uns Literatur zu leben? Und was unterscheidet Bücher von Frauen von Büchern von Männern?

Wie lange hat es von der ersten Idee bis zum fertigen Buch gedauert? Wie hat die Zusammenarbeit funktioniert?
Es hat gar nicht lange gedauert. Elke fing an zu schreiben und schickte erst Autorinnennamen, dann immer mehr Fotos – von ihren Büchern und von sich selbst als Lesender. Wir waren in ständigem Austausch per Mail und Sprachnachrichten. Schnell stellte sich heraus, dass die Kinderlektüren für Elke sehr wichtig waren. Sie sagte: Wir müssen auch all den Schund nennen, den man lesen muss, bis man überhaupt erst in der Lage ist, Gutes von Schlechtem zu unterscheiden. Der Prozess des sich-Orientierens in der Literatur war der Autorin wichtig. Je länger sie schrieb, desto persönlicher wurde dieses Projekt für sie.

Wie hoch ist denn die Startauflage? Und die verkaufte Auflage?
Die Startauflage beträgt 80.000, und bisher sind 42.000 Bücher draußen im Handel.

Müssen Sie bereits nachdrucken?
Wenn wir bis Weihnachten noch einmal nachdrucken wollen, müssen wir das bis Mitte Oktober auf den Weg gebracht haben. Am 12. Oktober wird die Autorin bei Markus Lanz sein, und dann sehen wir, wie viel noch da ist bzw. wie viel wir nachdrucken wollen.

Welche Marketing-Aktionen gibt es für das Buch? Kommt eine Lesereise?
Als kleiner unabhängiger Verlag setzen wir ausschließlich auf Pressearbeit. Und da die so gut funktioniert, brauchen wir keine Werbung. Ja, Elke Heidenreich geht auf Lesereise. Sie ist unermüdlich unterwegs und freut sich darauf, "Hier geht’s lang" ihren Leserinnen persönlich vorzustellen.

Warum ist das Thema heute noch aktuell?
Weibliche Selbstermächtigung ist sehr brisantes Thema. Elke Heidenreich war aber immer schon eine Frau, die selbständig und frei gedacht und immer, auch gegen Widerstände, ihre Haltung zu den Dingen deutlich gemacht hat. Es ist immer wieder gut und nötig, dass wir uns alle daran erinnern, wie schwer schreibende Frauen es immer schon hatten. Und dass weibliche Autorinnen männlichen in nichts nachstehen.

 

Um das Buch geht es:

Elke Heidenreich: "Hier geht’s lang!", Eisele Verlag, 2021, 192 S., 26 Euro, ISBN 978-3-96161-120-1