Buchcharts – die aktuellen Bestsellerlisten

Platz 1 für den neuen "Brenner" von Wolf Haas

8. März 2022
von Matthias Glatthor

Acht Jahre mussten die Fans warten, aber nun ist ein neuer Brenner-Krimi des österreichischen Autors Wolf Haas erschienen – und legt einen fulminanten Start hin: "Müll" springt sofort auf Platz 1 unserer Belletristik-Liste. Die noch in den Charts platzierten Bücher "Russland verstehen" und "Eiszeit" (beide C.H. Beck) von Gabriele Krone-Schmalz sind laut Verlag vergriffen und sollen in der jetzigen Form auch nicht nachgedruckt werden.

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Ermittlungszeitraum: 28. Februar bis 6. März 2022 (KW 9)

In dieser Woche rücken 24 Neueinsteiger in unsere Charts, dabei: Belletristik HC (3), Belletristik PB (1), Belletristik TB (4), Sachbuch HC (3), Sachbuch PB (4), Sachbuch TB (1) und Ratgeber (8).

Hinzu kommen 13 Wiedereinsteiger, dabei: Belletristik PB (2), Sachbuch HC (3), Sachbuch PB (2), Sachbuch TB (4) und Ratgeber (2).

Bei den Rückkehrern steigt am höchsten wieder ein – auf Platz 14 bei den Ratgebern: "Kochen ohne Strom – Das Notfallkochbuch" (Bassermann; ET: 27. September 2021), herausgegeben vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Inhalt sind die 50 besten Rezepte für Alltag, Camping und Notfall. "Die Zubereitung soll auch im Fall eines länger andauernden Stromausfalls möglich sein, wenn zugleich die Wasserversorgung ausfällt und frische Lebensmittel nicht mehr verfügbar sind", heißt es im Klappentext.

Von Null auf Eins: Der neunte "Brenner" von Wolf Haas

Sofort an die Spitze unserer Belletristik-Charts (Hardcover) springt "Müll" (Hoffmann und Campe; ET: 2. März), der neunte Fall für den "Brenner", von Wolf Haas. Simon Brenner jobbt als Müllmann, entdeckt auf einem der Wiener Mistplätze Leichenteile – und schlittert so in einen neuen Fall. Auf der Website des Verlags gibt es weitere Infos zum Buch sowie ein Interview mit Haas zum neuen Brenner.

Die Startauflage von "Müll" liegt im sechsstelligen Bereich, teilt Hoffmann und Campe auf Anfrage mit. Die Gesamtauflage der bei Hoffmann und Campe veröffentlichten Bücher von Wolf Haas nahe bei einer Million Exemplare. Dabei hat sich der Verlag gegen eine einheitliche Cover-Gestaltung der Reihe, mit wiederkehrenden Merkmalen entschieden: "Jeder Brenner-Roman ist einzigartig, genauso wie seine Cover."

Gibt es Unterschiede zwischen den Fangemeinden in Deutschland und Österreich? "Unterschiede vielleicht, aber auch hierzulande sowie in der Schweiz ist die Medienresonanz auf 'Müll' immens und die durchweg begeisterte Berichterstattung lässt die Vermutung zu, dass auch die deutschen und Schweizer Journalist:innen den Brenner verstanden haben", so eine HoCa-Sprecherin mit einem Augenzwinkern. Und die aktuellen Verkaufszahlen ließen darauf schließen, dass es sich bei den Leser:innen ebenso verhält.

Der letzte Brenner, "Brennerova", ist 2014 erschienen – warum die lange Pause? "Um es mit Wolf Haas' Worten zu beantworten: 'Mir ist nicht aufgefallen, dass es so lang war. Ich war immer mit Mülltrennen beschäftigt', so HoCa.

Einige Brenner-Krimis sind bereits verfilmt worden, mit dem kongenialen Josef Hader in der Rolle des Brenner – auch für "Müll" gebe es erste Anfragen aus der Filmbranche.

Wie sah das Marketing aus? Um die Vorfreude auf das Buch zu wecken, hat HoCa das Leseexemplar in einem farblich abgestimmten Sonderversand mitsamt gebrandetem Müllbeutel an den Handel verschickt. Auf den Social-Media-Kanälen wurde das Buch mit einem Countdown angeteasert und die weit gefächerten B2C-Maßnahmen gebündelt zum ET gestartet. Gestalterisch habe man sich auf das auffallende und charakteristische Gelb/Schwarz des Covers konzentriert. Hinzu gekommen sei eine langfristig angelegte Pressestrategie, die "substanzielle Berichterstattung genau zum Erscheinen sichergestellt hat".

Noch ein Mordclub

Nach dem Erfolg des Donnerstags-Mordclub von Richard Osman, kommt eine weitere Mordclub-Reihe mit älteren Ermittlerinnen von der britischen Insel zu uns: "Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar" (Kiepenheuer & Witsch; ET: 10. Februar; Ü: Ingo Herzke) von Robert Thorogood. Titelheldin ist die 77-jährige, Kreuzworträtsel-Autorin Judith Potts, die zusammen mit der Hundesitterin Suzie und der Pfarrersfrau Becks den "Marlow Murder Club" bildet. Das klingt skurril. Neu auf Platz 19 in der Belletristik-Taschenbuchliste.

Osmans erster Band erschien 2020 im Original, der hier vorliegende von Thorogood Anfang 2021. Wie Osman arbeitet auch Thorogood als Autor fürs Fernsehen, er hat etwa die Serie "Death in Paradise" entwickelt. Band 2 von "Mrs Potts' Mordclub" kündigt Kiepenheuer & Witsch für Januar 2023 an.

Aufsteiger der Woche

Top-Aufsteiger der Woche bei der Belletristik (Hardcover) ist "Die Jagd" (Diogenes; ET: 23. Februar; Ü: Ruth Altenhofer) – plus 69 Plätze auf Platz 19. Der neue Roman des belarussischen, in Westeuropa lebenden Autors Sasha Filipenko ist von der Realität überholt worden. Er erzähle die Geschichte eines Journalisten, der sich mit einem Oligarchen anlegt, und wolle zeigen, "wie in Russland die Pressefreiheit zerstört wird, wie man Reporter fertigmacht", sagte Filipenko im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Im Zuge seines Angriffs auf die Ukraine hat Russland am 4. März kritische Berichterstattung per Gesetz untersagt. Journalist:innen drohen bis zu 15 Jahren Haft, wenn sie von der offiziellen Darstellung des Kriegs abweichen.


"Russland verstehen" wird nicht mehr nachgedruckt

Beim Sachbuch (PB) ist neu auf Platz 9 dabei "Russland verstehen. Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westen" (C.H. Beck) von Gabriele Krone-Schmalz – das Buch lag am 17. Februar, vor dem russischen Angriff auf die Ukraine, in 18. Auflage vor, und ist aber inzwischen laut VLB nicht mehr lieferbar.

"Der Titel ist vergriffen", bestätigt Ulrike Wegner, Leitung Presse und Lizenzen bei C.H. Beck auf Anfrage. "Unsere gemeinsam mit Gabriele Krone-Schmalz getroffene Entscheidung, 'Russland verstehen' nicht mehr in der jetzigen Form nachzudrucken, ist eine Reaktion auf die veränderte weltpolitische Lage. Ob das Buch in überarbeiteter Form wiederaufgelegt wird, ist noch nicht entschieden." Das gleiche gelte auch für Krone-Schmalz' "Eiszeit. Wie Russland dämonisiert wird und warum das so gefährlich ist" (C.H. Beck; 5. Auflage, 2. Februar 2022), das jetzt ebenfalls vergriffen sei, ergänzt Verleger Jonathan Beck. "Eiszeit" ist aktuell als Wiedereinsteiger auf Platz 21 in den Sachbuch-Charts (PB).

  • Lesetipp: Siehe dazu auch einen Kommentar von Patrick Bahners in der FAZ: "Putins Ramsch"

Aufsteiger der Woche

Top-Aufsteiger der Woche ist beim Sachbuch (Hardcover) "Alles muss raus" (Droemer; ET: 1. März). 54 Plätze nach oben auf Rang 11 steigt der Journalist, Autor und TV-Moderator Thilo Mischke mit seinen "Notizen vom Rand der Welt", so der Untertitel. Mischke (Podcast: "Uncovered" und die gleichnamige Reihe bei ProSieben) ist Bahnreisenden durch seine Kolumne über Mitreisende in "DB mobil" bekannt. Darüber hinaus hat er über 100 Länder bereist, sich in Gefahr begeben, Menschen und ihre Geschichten gesucht. Seine hier ausgewählten Reisereportagen behandeln Themen wie Liebe, Religion, Familie, Tod, Drogen und Freundschaft.

Der Link zu den Wochenlisten:

Über die Bestsellerlisten

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