Lesetipp: "Handelsblatt"

Bilanz der Bezos-Jahre bei Amazon

2. Juli 2021
von Börsenblatt

Am 5. Juli gibt Amazon-Gründer Jeff Bezos seinen CEO-Posten an Andy Jassy ab. Aus diesem Anlass widmet das "Handelsblatt" seine sechsseitige Titelstory Bezos und dem Online-Riesen. Dort wird Bilanz der Bezos-Jahre gezogen – und was der neue CEO jetzt anpacken müsste.

Auf der Wochenend-Ausgabe (2.–4. Juli) des "Handelsblatt" prangt der Titel "Jeff Bezos. Der größte Unternehmer unserer Zeit ... und was nach seinem Abgang aus Amazon wird" (online hinter einer Zahlschranke, hier). Dem widmet sich die Zeitung dann auf sechs Seiten. Als Einstieg werden zwei Aktionen von Bezos in den letzten Monaten aufgeführt, "eine ruhmreiche und eine kleinliche". Erstere sei der Kauf der MGM-Studios gewesen, die zweite das Votum der Mitarbeiter*innen des Amazon-Lagers in Bessemer, Alabama, gegen die Interessenvertretung durch eine Gewerkschaft. Hier hatte Amazon die Mitarbeiter*innen zuvor mit einer Anti-Gewerkschafts-Kampagne massiv unter Druck gesetzt. Damit bleibe Amazon in den USA gewerkschaftsfrei, so das "Handelsblatt". Gegensätze ziehen sich durch die ganze Firmengeschichte, wie das "Handelsblatt" im Fortgang analysiert – und Bezos "Janusköpfigkeit" attestiert, etwa was seinen Führungsstil betreffe. Es sei kein Wunder, dass kaum noch Mitarbeiter aus den Anfangsjahren im Management dabei seien. Eine Ausnahme sei Deutschland-Chef Ralf Kleber.

Die Kombination aus Langfristdenken und Kundenorientierung habe Amazon groß gemacht, schreibt das "Handelsblatt" zum Geschäftsmodell des Online-Händlers. Mit dem Cloud-Geschäft habe sich Amazon dann quasi zum zweiten Mal erfunden. Andererseits stößt der Umgang mit und die Kontrolle von Mitarbeiter*innen in den Logistzentren immer wieder auf Kritik.

Amazon dominiert Online-Handel in Deutschland

Ein Artikel in der Titelstrecke befasst sich mit dem Auftritt des Online-Riesen in Deutschland (Überschrift: "Die Regeln neu definiert", online hier, aber hinter einer Zahlschranke). Danach hätte der Umsatz über amazon.de 2020 um 11,4 Milliarden Euro zugelegt. Drei Milliarden Euro mehr als der zusammengerechnete Umsatz von otto.de und Zalando im gleichen Jahr. Amazon und die auf der Plattform versammelten Händler hätten damit einen Anteil von 53 Prozent am gesamten deutschen Online-Handel erreicht, so eine Zahl, die das IFH exklusiv für das "Handelsblatt" berechnet habe. Amazon habe sich zur prägenden Kraft für den Handel insgesamt entwickelt, wird ein Senior Adviser von McKinsey zitiert. Die Konkurrenz laufe noch hinterher. Amazon sei laut IFH nach Edeka und Rewe insgesamt der drittgrößte Händler in Deutschland. Zudem setze Amazon bei Kund*innen den Standard der Erwartungen an Händler.

Jedoch: Marketplace-Händler könnten in eine "fatale Abhängigkeit" geraten. Das Kartellamt beobachte daher, ob Amazon hier seine Marktmacht ausnutze – aktuell laufen zwei Verfahren.