Zum Tod von Berthold Röth

Der Regenbogenkrieger

11. März 2024
von Börsenblatt

Berthold Röth, Leiter des Worms Verlags, ist am 3. März im Alter von 67 Jahren gestorben. Damit verliert die Welt einen umtriebigen und kreativen Mann, der einen Großteil seines Lebens in den Dienst der Bücher gestellt hat. Ein Nachruf von Kontrast-Verlegerin Barbara Jost.

Porträtfoto Berthold Röth

Berthold Röth

Berthold Röth interessierte sich für Religion und Politik, liebte Musik und Film. Viele Menschen vermissen ihn - nicht nur in der Buchbranche.

Barbara Jost, frühere Vorsitzende des Landesverbands Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland im Börsenverein

Nach schwerer Krankheit ist Berthold Röth friedlich eingeschlafen, wie seine Frau Katerina Grillaki-Röth mitteilt. Viele vermissen ihn, nicht nur in der Buchbranche. Der Leiter des Worms Verlags interessierte sich für Religion und Politik, liebte Musik und Film. Er hatte eine sehr wertschätzende Art, versöhnlich, gelassen, verständnisvoll. Nie hat er versucht, Menschen zu ändern.

Mit über 30 begann Berthold Röth damit, "im herkömmlichen Sinne zu arbeiten“, wie er es selbst einmal formuliert hat - und zwar mit der Übernahme der spirituellen Buchhandlung „Büchereck Worms“.

Danach war er für verschiedene Verlage tätig, organisierte Lesungen aber auch andere Veranstaltungen wie Konzerte und Seminare. Zuletzt arbeitete er für den Worms Verlag, Mit ihm trat er dem Verein Verlags-Karree bei, dessen Mitglieder ihn im Sommer 2018 zum 1. Vorsitzenden wählten.

Talent zum Netzwerken

Der Verein hatte zu der Zeit jährlich mit dem „Podium Rheinland-Pfalz“ einen großen Gemeinschaftsauftritt auf der Frankfurter Buchmesse, gefördert vom Land Rheinland-Pfalz. Bei der Vorbereitung und Durchführung dieser Veranstaltung hat Röth federführend mitgewirkt. Ohne ihn würde es das Podium nicht mehr geben.

Im Jahr 2019, als das Land sich aus der Förderung zurückziehen wollte, konnte er sein besonderes Talent für das Netzwerken hilfreich einsetzen - und erreichte, dass Oppositionspolitiker im Landtag eine Anfrage stellten. Die Medien wurden auf die Pläne aufmerksam, beim Verlags-Karee den Rotstift anzusetzen - Kritik wurde laut.

Porträt Barbara Jost

Barbara Jost

Ohne ihn würde es das "Podium Rheinland-Pfalz" auf der Frankfurter Buchmesse heute nicht mehr geben.

Barbara Jost

Auch viele Verbände und Institutionen hat Röth informiert und mobilisiert, etwa die Landeszentrale und die Bundeszentrale für politische Bildung, die Gewerkschaft ver.di, die Kurt Wolff Stiftung und weitere. Und natürlich stand auch der Landesverband des Börsenvereins auf Seiten des Verlags-Karrees.

Über diese Wege gelang es, die Fortführung der Förderung durchzusetzen. Inzwischen ist das Podium Rheinland-Pfalz eine feste Komponente im rheinland-pfälzischen Kulturleben, unterstützt vom Ministerium und betreut durch den Landesverband des Börsenvereins.

Die Mitglieder des Verlags-Karrees, dem Berthold Röth auch nach seinem Ausscheiden beim Worms Verlag mit Rat und Tat zur Verfügung stand, sind sehr betroffen und trauern um ihren langjährigen Vorsitzenden.

Ganz besonders am Herzen lag ihm die IG Meinungsfreiheit beim Börsenverein. Die Freiheit des Wortes war für ihn ein sehr hohes Gut.

Barbara Jost

Im Börsenverein hat sich Berthold Röth in der IG Regionalia (als Sprecher von 2018 bis 2023) und in der IG unabhängige Verlage engagiert. Ganz besonders am Herzen lag ihm die IG Meinungsfreiheit. Die Freiheit des Wortes war für ihn ein sehr hohes Gut.

Mit dem Worms Verlag organisierte er deshalb rund ums Jahr entsprechende Veranstaltungen. "Neben dem Einsatz für - aufgrund ihrer couragierten Stimme - verfolgte Verleger und Autoren weltweit gilt es auch hier in Deutschland Tendenzen von Populismus, Rechtsradikalismus oder Demokratiefeindlichkeit entschieden entgegenzutreten", so sein Appell auf der Website der IG Meinungsfreiheit: "Dies ist eine gesellschaftliche Verpflichtung, damit unsere Demokratie erhalten bleibt.“

Cover "Regenbogenkrieger"

In seiner letzten Lebensphase konnte Berthold Röth noch sein Buch „Regenbogenkrieger“ veröffentlichen, das sich mit seinem Leben vor und neben dem Bücherleben befasst.

Es eröffnet den Blick auf eine ganz andere Seite dieses vielschichtigen Mannes. Er war einige Jahre lang Herausgeber der Zeitschrift Mescalito (Sprung in die Unmöglichkeit – Magazin für Magie, Schamanismus und Naturreligion) und bis an sein Lebensende dem Schamanismus und seinem Umfeld sehr verbunden.

Gerne hätte er noch ein weiteres Buch über sein Leben folgen lassen, doch dazu reichte seine Lebenszeit nicht mehr.