#Free Boualem Sansal

Ein Abend für die Freiheit

10. März 2025
Redaktion Börsenblatt

Boualem Sansal ist nicht vergessen: Diese Botschaft schickte eine Solidaritätsveranstaltung im Deutschen Theater Berlin hinaus in die Welt. Herta Müller, Daniel Kehlmann, Liao Yiwu und viele andere stellten sich an die Seite des algerischen Friedenspreisträgers, der in seiner Heimat im Gefängnis sitzt.

Blick in den Theatersaal

Solidaritätslesung im Deutschen Theater in Berlin

Herta Müller

Herta Müller las aus Sansals Roman "Rue Darwin"

Daniel Kehlmann zwischen Aleida Assmann und Irina Scherbakowa

Katharina Meyer

Sansals deutsche Verlegerin Katharina Meyer (Merlin Verlag)

"Die Zukunft soll menschlich sein"

„Die Menschen kämpfen für die Freiheit, sie engagieren sich für die Demokratie, sie öffnen Türen und Fenster, sie blicken in die Zukunft, und diese Zukunft soll erfreulich und soll ganz einfach menschlich sein“: Dieser Satz stammt aus der Dankesrede, die der algerische Schriftsteller Boualem Sansal 2011 bei seiner Auszeichnung mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels hielt. Auch er hat für die Freiheit gekämpft – und ist dafür im November 2024 am Flughafen von Algier verhaftet worden.

Für ihn haben sich seitdem Türen und Fenster verschlossen. Fast vier Monate sitzt er mittlerweile im Gefängnis. Bei einer Solidaritätsveranstaltung am 7. März in Berlin haben sich andere Friedenspreisträger und politisch engagierte Autor:innen für Sansals Freilassung eingesetzt. Daniel Kehlmann, Aleida Assmann, Herta Müller, Wolf Lepenies, der chinesische Dissident Lao Yiwu, Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa: Sie alle waren ins Deutsche Theater gekommen, um mit Texten aus Sansals Büchern ein Zeichen zu setzen.

Irina Scherbakowa

Liao Yiwu mit Klangschale

Liao Yiwu mit Klangschale

Friedenspreisträger Wolf Lepenies

Friedenspreisträgerin Aleida Assmann

Akustische Performance

Drei von ihnen dürften sich Sansal dabei besonders verbunden fühlen, denn sie haben in der Vergangenheit eigene Erfahrungen mit Verfolgung und staatlicher Gewalt gemacht. Irina Scherbakowa ist Gründungsmitglied der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial und lebt heute im Exil in Deutschland, ebenso wie Liao Yiwu, dessen Werke in China verboten sind und der dort lange inhaftiert war. Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller hat als junge Frau in ihrer Heimat Rumänien Repressionen und die Macht der Geheimdienste erlebt, bis sie nach Deutschland ging.

„Der Abend war klug komponiert, ermöglichte mit Lesungen und Gesprächen unterschiedliche Einblicke in das Werk Sansals“, schrieb die „Welt“ über die Veranstaltung: „Esoterisch, nein: energetisch, wurde es nur einmal, als Liao Yiwu mit seiner Klangschale zu einer faszinierenden akustischen Performance anhob.“

Kamel Daoud im Gespräch mit Thierry Chervel

"Es gibt keine Hoffnung"

Über die politische Lage in Algerien und die Fronten, zwischen die Sansal geraten ist, sprach Thierry Chervel (Perlentaucher) im Anschluss mit dem Schriftsteller Kamel Daoud, der ebenfalls aus Algerien stammt und heute in Paris lebt. 

Was er zu berichten hatte, war wenig tröstlich: Der über 80-jährige Sansal sei krebskrank und zeitweilig in einen Hungerstreik getreten: „Die Situation ist völlig blockiert, es gibt keine Hoffnung“, zitiert die „Welt“ Daoud. 

Martin Schult, Friedenspreisreferent beim Börsenverein

Moderatorin Natascha Freundel, im vergangenen Jahr Jury-Vorsitzende des Deutschen Buchpreises

Spendenkonto und ein Abend in Brüssel

Der Einsatz für Sansals Freiheit geht trotzdem weiter: Auf der Seite des Friedenspreises findet sich ein Spendenkonto, mit dem der juristische Beistand für Sansal finanziert wird.

Auch auf der kommenden Buchmesse in Brüssel gibt es eine Veranstaltung für Boualem Sansal, die der Börsenverein organisiert: Solidarity with Boualem Sansal | German Stories. Mit dabei ist dann auch Sansals französischer Verleger, Jean-Marie Laclavetine (Éditions Gallimard).