Salman Rushdie bekommt heute den Friedenspreis

„Ein leidenschaftlicher Verfechter der Freiheit“

20. Oktober 2023
von Sabine Cronau

Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie wird an diesem Sonntag in der Frankfurter Paulskirche mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt – „für seine Unbeugsamkeit, seine Lebensbejahung und dafür, dass er mit seiner Erzählfreude die Welt bereichert.“ Das ZDF überträgt den Festakt live ab 11 Uhr.

Salman Rushdie 

"Einfallsreich und zutiefst menschlich"

Die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Paulskirche sind streng: Weil der iranische Ajatollah Chomeini 1989 eine Fatwa gegen ihn ausgesprochen hat, lebt Salman Rushdie in ständiger Gefahr. Im August 2022 hat er nur knapp einen Mordanschlag überlebt.

„Trotz massiver körperlicher und psychischer Folgen, mit denen er noch immer ringt, schreibt er weiter: einfallsreich und zutiefst menschlich“, so der Stiftungsrat des Friedenspreises in der Begründung zur diesjährigen Wahl.

Nach wie vor sei Rushdie einer der leidenschaftlichsten Verfechter der Freiheit des Denkens und der Sprache – „und zwar nicht nur seiner eigenen, sondern auch der von Menschen, deren Ansichten er nicht teilt.“

Sein Laudator ist ein guter Freund

Die Laudatio auf Salman Rushdie hält der deutsch-österreichische Schriftsteller Daniel Kehlmann, der in Berlin und New York lebt und mit Rushdie befreundet ist. Viele Gäste aus Medien, Kultur und Politik werden zur Preisverleihung erwartet, die traditionell den Schlusspunkt unter die Frankfurter Buchmesse setzt.

Mehr zu den Reden und Begegnungen in der Paulskirche lesen Sie hier ab ca. 13 Uhr.

Hinter Rushdie liegt ein schwieriges Jahr

Am Freitag stellte sich Rushdie im Congress Center Frankfurt den Fragen der internationalen Presse. Wie es sich für ihn anfühle, nach der Messerattacke des vergangenen Sommers wieder in der Öffentlichkeit zu sein? Ja, es sei schon mit Ängsten verbunden, ein schwieriges Jahr liege hinter ihm, sagte Rushdie. Mit Blick auf die angespannte politische Weltlage betonte er allerdings auch: "Gegen alle Vernunft bin ich Optimist".

"Etwas anderes könnte ich derzeit nicht schreiben"

Im Frühjahr ist Rushdies Roman „Victory City“ (Penguin“) in deutscher Übersetzung erschienen, die Schockerfahrung des Attentats wird Rushdie in dem Buch "Knife" ("Messer") verarbeiten, das im April 2024 herauskommt: „Etwas anderes könnte ich derzeit nicht schreiben." Mehr zur Pressekonferenz lesen Sie hier.

Für sein literarisches Schaffen und sein gesellschaftliches Engagement wurde Salman Rushdie mit zahlreichen internationalen Preisen bedacht. 2007 erhob Queen Elizabeth II den Schriftsteller als „Knight Bachelor“ in den Ritterstand.

Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein seit 1950. Die Auszeichnung gehört zu den wichtigsten Kulturpreisen des Landes und ist mit 25.000 Euro dotiert.