"Literatur darf nicht instrumentalisiert werden"
Ja zur Solidarität mit der Ukraine - aber auch zur Freiheit der Kunst: Die IG Meinungsfreiheit im Börsenverein erteilt dem Boykottaufruf für russische Bücher eine klare Absage.
Ja zur Solidarität mit der Ukraine - aber auch zur Freiheit der Kunst: Die IG Meinungsfreiheit im Börsenverein erteilt dem Boykottaufruf für russische Bücher eine klare Absage.
In einer Stellungnahme, die sich auf einen Boykottaufruf verschiedener Literaturinstitutionen aus der Ukraine bezieht (mehr dazu hier), schreiben die beiden Sprecher:innen der Interessengruppe, Margit Ketterle (Droemer Knaur) und Michael Lemling (Buchhandlung Lehmkuhl, München):
"Die IG Meinungsfreiheit kann den von vier namhaften ukrainischen Literaturinstitutionen geforderten weltweiten Boykott russischer Bücher, Autor:innen und ihrer Verlage nicht unterstützen. Unser Land muss alle diplomatischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um Russland zu sanktionieren und der Ukraine zu helfen. Auch wir als Buchbranche tun alles, um das Unrecht anzuprangern und ukrainischer Literatur Sichtbarkeit zu verleihen. Solch ein Appell für einen Totalboykott von Büchern ist aber erschreckend.
Für die russische Literatur, für jede Literatur, muss die Kunstfreiheit zu allen Zeiten und unter allen Umständen gelten, unabhängig von der Nationalität der Autor:innen und dem Ort ihrer Verlage.
Margit Ketterle, Michael Lemling
Die russische Literatur, die in deutschen Verlagen publiziert und in unseren Buchhandlungen präsentiert wird, bedient weder Putins Propaganda noch liefert sie „Waffen und Vorwände für den Krieg“. In unseren Buchhandlungen liegen die neuen Erzählungen von Ljudmila Ulitzkaja und Vladimir Sorokin, Alexei Nawalnys Reden vor Gericht ebenso wie Viktor Jerofejews letzter Roman. Für die russische Literatur, für jede Literatur, muss die Kunstfreiheit zu allen Zeiten und unter allen Umständen gelten, unabhängig von der Nationalität der Autor:innen und dem Ort ihrer Verlage. Sie darf auch in Kriegszeiten nicht instrumentalisiert werden.
Die Ukraine braucht unsere Solidarität mehr denn je. Wir unterstützen den Aufruf des International Book Arsenal Festival in Kiew (Ukraine: Was wir jetzt tun können (boersenblatt.net), das sechs konkrete Handlungsvorschläge für die Buchbranche formuliert hat. Wo immer wir können, machen wir die Stimmen ukrainischer Autorinnen und Autoren hörbar und bieten ihnen eine Bühne."