Fachpresse-Statistik 2021

"Mittelfristig drohen zahlreiche Titeleinstellungen"

27. April 2022
von Börsenblatt

Die Fachmedienhäuser haben 2021 ein Umsatzplus 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwirtschaftet – vor allem Dank des Digitalgeschäfts. Die gedruckten Fachzeitschriften haben dagegen "mit äußerst schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu kämpfen", so die Deutsche Fachpresse.

Das geht aus der "Fachpresse-Statistik 2021" vor, die die Deutsche Fachpresse im April vorgelgt hat. Danach konnten die gravierendsten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche Entwicklung der Fachmedienbranche im vergangenen Jahr kompensiert werden. Der Gesamtumsatz steigt wieder, wobei Digitalumsätze eine immer gewichtigere Rolle im Erlösmix spielen. Den positiven Rückblick würden aktuell aber die äußerst schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die gedruckte Fachzeitschrift trüben.

Gesamtumsatz gestiegen

2021 erwirtschaftete die Fachmedienbranche der Statistik zufolge einen Gesamtumsatz von 7,99 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Wachstum von 560 Millionen Euro beziehungsweise 7,6 Prozent.

Mit gedruckten Zeitschriften und gedruckten Büchern wurden insgesamt 3,58 Milliarden Euro (2020: 3,59 Mrd. Euro) umgesetzt. Davon entfielen auf Fachzeitschriften 2,90 Milliarden Euro und auf Fachbücher 0,68 Milliarden Euro. Insgesamt wurden 5.616 Fachzeitschriftentitel aufgelegt, das sind 1,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Die geschätzte Jahresauflage betrug 566,7 Millionen Exemplare (minus 1,7 Prozent), der Anteil der E-Paper-Auflage an der Gesamtauflage lag bei geschätzten 11 Prozent.

Digital nahezu gleichauf mit Print

Mit einem Anteil von 44,8 Prozent (2020: 48,3 Prozent) am gesamten Branchenumsatz sind gedruckte Fachzeitschriften und Fachbücher zwar weiterhin die wichtigste Erlösart für Fachmedienanbieter. Allerdings nur noch ganz knapp, so die Deutsche Fachpresse in ihrer Mitteilung zur Statistik:

Der Anteil der Digitalprodukte hat weiter zugelegt und ist auf nunmehr 43,8 Prozent (2020: 41,3 Prozent) gestiegen. Bei den Digitalumsätzen konnte diesmal ein deutlicher Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr verbucht werden. Sie stiegen um 430 Millionen Euro auf 3,50 Milliarden Euro (plus 14 Prozent), wovon rund 1,95 Milliarden Euro auf Vertriebserlöse fielen. Das Wachstum dieses Geschäftsfeldes habe damit in etwa wieder auf dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 gelegen.

Printerlöse rückläufig

Erneut rückläufig waren dagegen die Erlöse aus Print mit einem Minus von 0,3 Prozent (2020: minus 7,6 Prozent). Nahezu behaupten konnten sich zwar sowohl die Erlöse aus dem Fachzeitschriftenvertrieb (plus 1,51 Mrd. Euro) und die Werbeerlöse (1,35 Mrd. Euro), jedoch haben sich diese nach dem Rückgang um 15,4 Prozent im Vorjahr nicht wieder erholt.

"Mittelfristig drohen zahlreiche Titeleinstellungen"

"Wir beobachten schon seit längerer Zeit mit Sorge, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gerade für gedruckte Fachzeitschriften extrem verschlechtern, ohne dass die Fachverlage hierauf Einfluss nehmen könnten. Wir fürchten, dass hier in der Konsequenz mittelfristig zahlreiche Titeleinstellungen drohen", erläutert Holger Knapp, Sprecher der Deutschen Fachpresse. "Dabei werden die Printtitel bei Lesern und Werbetreibenden ungebrochen sehr geschätzt und sind Teil der informationellen Grundversorgung für berufliche Entscheider. Besonders kritisch sind die seit Jahren steigenden Pressepost-Entgelte, die aktuellen Preissteigerungen und mangelnden Verfügbarkeiten bei Papier sowie die generellen Preissteigerungen für Energie und weitere Rohstoffe. Wir brauchen deshalb dringend die von der Bundesregierung angekündigte diskriminierungsfreie Förderung der periodischen Presse, um zu verhindern, dass die Einstellung zahlreicher Titel das publizistische Fundament unserer Wissensgesellschaft nachhaltig beschädigt."

Geschäftsbereich Events erholt sich wieder

Der durch die Pandemie bedingte Wegfall der physischen Events hatte das Eventgeschäft 2020 um mehr als die Hälfte einbrechen lassen. Dies sah in 2021 deutlich anders aus: Mit Veranstaltungen und Events generierten Fachmedienunternehmen im vergangenen Jahr 0,48 Milliarden Euro (plus 40,4 Prozent).

Allerdings liegen die Erlöse aus diesem Geschäftsfeld immer noch deutlich unter dem Vor-Corona-Jahr 2019 (0,70 Mrd. Euro). Der Anteil am Gesamtumsatz ist entsprechend des Wachstums wieder auf 6,0 Prozent gestiegen.

Wertschätzung für Fachinformationen

Die Fachmedienanbieter erwarten im laufenden Jahr einen gleichbleibenden (45 Prozent) oder erhöhten Personalbedarf (45 Prozent) und 61 Prozent planen das mobile Arbeiten auszuweiten. Über 80 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass 2022 der Themenbereich Nachhaltigkeit viel oder sehr viel an Bedeutung für die Geschäftstätigkeit gewinnen wird.

Die Wertschätzung bei Leser:innen und Nutzer:innen für verlässliche Fachinformationen habe auch im zweiten Coronajahr weiter zugenommen. Über 50 Prozent der Fachmedienanbieter haben 2021 eine weiterhin gestiegene Wertschätzung für Fachinformationen beobachtet, so die Deutsche Fachpresse.

Über die Deutsche Fachpresse

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