Der erste Teil der Parlamentssitzung
Image der Branche: Zwischen der Außenwirkung und dem Bild, dass die Branche in ihrer eigenen Bubble hat, besteht eine riesige Diskrepanz, so die Bestandsaufnahme der Arbeitsgruppe - es geht um mehr als darum, die Leute zu beklatschen, die sich durchgebissen und es geschafft haben - denn wünschenswert wäre doch, dass die Hürden nicht so hochgelegt werden, gerade bei der Finanzierung von Ausbildung, Praktikumsplätzen (gerne mal unbezahlt) und Volontariaten. Es dürfe nicht sein, dass es sich nur Kinder aus Akademikerhaltung leisten können, in die Buchbranche zu kommen. "Viel kommt auch darauf an, wie selbstbewusst wir uns selbst geben", meinte Tobias Groß, "wenn ich mit leuchtenden Auge von meinem Beruf erzähle, hat das auch eine Außenwirkung."
Politische Teilhabe: "Wir als Branche haben eine Verantwortung, gegenüber Fake News und Rechtsextremismus vorzugehen", so ein Parlamentarier aus der Arbeitsgruppe. Leseförderung ist ein wichtiger Bestandteil politischer Teilhabe: "Nur wer lesen kann, kann sich auch informieren und gestalten; Bibliotheken und Buchhandlungen sind wichtige Orte für Teilhabe". Wichtig sei es, niedrigschwellige Angebote anzubieten, um offen zu sein. Eine Frage, über die viel diskutiert wurde: Wie tolerant muss man eigentlich gegenüber Intoleranz sein? Klare Haltung zeigen, so das wichtigste Ergebnis der Diskussion. "Neutralität ist ab einem gewissen Punkt nicht mehr neutral, Hetze führt zu Zerstörung und Unmenschlichkeit", so eine Parlamentarierin.
Künstliche Intelligenz: Mithilfe von einem Siegel könnte klar gemacht werden, zu wie viel Prozent ein Buch mit KI produziert wurde oder vielleicht ganz ohne KI. "Transparenz ist wichtiger denn je." Es gebe eine riesigen Fortbildungsbedarf in Sachen KI, hilfreich wäre es, eine Plattform mit fortlaufenden (auch finanziell niedrigschwelligen) Angeboten zu haben, um sich im Umgang mit KI weiterzubilden. Bei diesem Thema gibt es große Zukunftsängste: Kann ich als Autor überhaupt beweisen, dass ich ohne KI gearbeitet habe? Schätzen die Kunden das oder ist es ihnen egal? Sehen die Verlage KI vorwiegend als "Chance", bestimmte Arbeiten einzusparen und durch KI zu ersetzen und gehört meine Stelle dann zu denen, die eingespart werden?
Community und Vernetzung: Große Unternehmen haben eine Azubigruppe, es gibt Mentoringprogramme, es gibt Gruppen wie die jungen Verlagsmenschen (siehe unten), NaNe, CLAUS usw. - aber als Neuling kennt man sie erstmal gar nicht. Deswegen könne gar nicht oft genug auf die vielen Möglichkeiten hingewiesen werden, die bereits existieren. Teilweise wissen selbst die Arbeitgeber nicht von den Angeboten und können den Azubis nicht weiterhelfen. Der Mediacampus biete viele Möglichkeiten (für Azubis) zum Netzwerken, was bei den meisten lokalen Berufsschulen weniger der Fall sei, die teils abgeschottet von Informationen des Börsenvereins seien. Deshalb auch hier die Idee, eine Website einzurichten, auf der man die Gruppen und Ansprechpartner auflistet. Eine Anregung aus dem Parlament: sich für den Besuch auf Messen auszutauschen, wenn man alleine dorthin fährt, fühlt man sich oft "lost" - vielleicht kann man eine Möglichkeit schaffen, sich mit anderen in derselben Situation zu vernetzen. An vielen Unis gibt es eine "Ersti-Woche" - etwas Vergleichbares wünschen sich auch Buchbranchen-Azubis, und sei es nur für einen langen Tag.
Digitalisierung: Die Branche könnte Vorreiter auch bei der Barrierefreiheit sein. "Uns fällt auf, dass vieles im Bereich Digitales gerne an uns Jüngere abgegeben wird - 'Ihr könnt das doch machen ...'" Viel klarer müsse werden, dass man Online-Auftritte und Posts auf Instagram & co. nicht mal so nebenbei oder am besten nach Feierabend macht - diese Erwartungshaltung sei noch oft vorzufinden.
Beim Gütesiegel Ausbildung steht ein Remake an. Es soll unabdingbare Grundbedingungen geben, die alle Buchhandlungen erfüllen müssen. Bei den Kriterien muss man aber differenzieren zwischen kleineren und größeren Buchhandlungen, weil manche Kriterien oft gar nicht so leicht von kleineren zu erfüllen sind. Ein weiterer Input: ein Treffen mit Ausbildern.