Münchner Bücherschau 2020

"Wer hofft, hat schon verloren"

8. Dezember 2020
von Sabine Cronau

Die Münchner Bücherschau musste sich im Corona-Jahr gleich mehrfach neu erfinden. Wie ist das am Ende rein virtuelle Konzept angekommen? Und was bedeutet die Pandemie für die Bücherschau junior 2021? Fragen an Klaus Beckschulte, Geschäftsführer des Landesverbands Bayern im Börsenverein.

Zunächst hatten Sie die Münchner Bücherschau im Corona-Jahr als hybrides Konzept angelegt, dann mussten alle Angebote rein digital stattfinden. Wie war die Resonanz bei der Buchausstellung und den Lesungen, die nach einer Verlängerung bis zum 6. Dezember im Netz zur Verfügung standen?

Erfreuliche sechsstellige Klickzahlen konnten wir feststellen. Ebenso, dass ein beträchtlicher Teil der Besucher öfter vorbeigekommen ist. Das direkte Feedback von Besucher*innen, von Autor*innen und auch Verlagen ist sehr positiv und ausgesprochen ermutigend.

Auch wenn wir schon frühzeitig über ein hybrides Konzept nachgedacht hatten: Wir hätten es weder finanziell noch von der woman-power oder dem Know-how her stemmen können.

Klaus Beckschulte, Geschäftsführer des Landesverbands Bayern im Börsenverein

Konnten Sie im Netz ein Publikum jenseits von München und dem Umland gewinnen?

Der Zugang sollte so niederschwellig sein wie bei der „realen“ Ausstellung. Daher haben wir nur wenige Daten erhoben und können hierzu keine Angaben machen. Von einem breiteren Einzugsbereich gehen wir schon aus – wenn wir z.B. auf die Mailadressen blicken.

Als Partner der virtuellen Schau war Weltbild mit im Boot (mehr dazu hier). Hätte der Landesverband das Konzept ohne die Kooperation und das externe Knowhow stemmen können?

Auch wenn wir schon frühzeitig über ein hybrides Konzept nachgedacht hatten: Wir hätten es weder finanziell noch von der woman-power oder dem Know-how her stemmen können. Großer Dank für uneigennützigen Einsatz, jenseits von direktem Umsatz oder der berühmten Quickwins. Dieses Engagement ist in diesen angespannten wirtschaftlichen Zeiten keine Selbstverständlichkeit!!!

Könnten Sie sich für 2021 eine Kombination aus virtuellen und analogen Angeboten vorstellen?

Das positive Feedback der Verlage, Autor*innen und Besucher*innen sagt eindeutig JA. Wir führen aktuell eine Umfrage durch und sind gespannt, ob sich der Trend bestätigt.

Sie haben auch wieder den Geschwister-Scholl-Preis und den Bayerischen Buchpreis vergeben. Sind die Preise digital etwas unter dem Radar gesegelt – oder waren Sie mit dem Echo zufrieden?

Unter dem Radar gesegelt kann man definitiv nicht sagen. Beim Bayerischen Buchpreis hatten wir mit der Live-Übertragung im Radio eine große Reichweite. Durch den neuen Publikumspreis haben wir stark an der Breitenwirkung gearbeitet und konnten damit Bayerns Leser*innen und den Buchhandel noch stärker involvieren. Natürlich ist es schade, wenn man sich nicht persönlich begegnen kann, die AutorInnen nicht dabei sein können – aber letztlich wollen wir Aufmerksamkeit für das Buch in der Öffentlichkeit. Und das ist gut gelungen.

Beim Geschwister-Scholl-Preis und dem in der Pandemie etwas untergegangenen Thema der Flüchtlinge hatten wir ein sehr große Medienresonanz. Der Abdruck der Rede in der "Süddeutschen Zeitung", Berichterstattung im Fernsehen, Interviews mit der Autorin und eine breite Aufnahme bei jungen und etablierten Medien - da sind wir zufrieden.

Und auch hier gilt. Die Verleihung in der Großen Aula und das persönliche Erleben ist etwas Besonderes – aber war leider in diesem Jahr nicht möglich.

Die Bücherschau junior ist bereits verlegt – vom März auf den 1. bis 9. Mai 2021. Hoffen Sie dann auf Normalbetrieb oder bereiten Sie sich auch hier auf eine digitale Runde vor?

Wer hofft, hat schon verloren. Wir bereiten unterschiedliche Szenarien vor - und es wäre natürlich sehr schön, wenn uns Weltbild als Partner erhalten bliebe, wo wir jetzt ja eine Vorlage haben, die nach Wiederholung ruft.