Junge Buchkäufer:innen

"Die wollen sich vernetzen"

22. Oktober 2023
von Stefan Hauck

Die Buchhandlung als Treffpunkt, die richtige Zielgruppenansprache, Authentizität und Lichterketten, Deutsch oder Englisch: Die Erkenntnisse von Leonie Reißmann, Maximilian Hugendubel, Silke Müller und Alyna Wnukowsky im "Generation Book"-Gespräch über die 16-29-jährigen Buchkäufer:innen waren hochinteressant.

Wie kann der Buchhandel junge Menschen für das Buch begeistern? Mit Leonie Reißmann (Artemis Books), Silke Müller (Buchhandlung Erlesenes und Büchergilde), Maximilian Hugendubel (Hugendubel), Alyna Wnukowsky (Libri, von links)

Renaissance des Leseclubs und Wunsch nach analogem Austausch

„Ich kann allen Buchhändlerinnen nur empfehlen, die jüngeren Kolleginnen aus dem Team einzubinden“, rät Silke Müller, Inhaberin der Mainzer Buchhandlung Erlesenes. „Bei uns hat die Auszubildende Josephine Wunderberg den größten Anteil am Erfolg.“ Wunderberg hat eine New-Adult-Abteilung eigenständig aufgebaut und einen Buchclub für die jungen Leserinnen ins Leben gerufen. „Der läuft gut, die treffen sich einmal im Monat, tauschen sich aber auch über WhatsApp aus.“ Einen Buchclub für deutschsprachige und einen für englischsprachige Titel hat auch Leonie Reißmann, die Inhaberin des Artemis Bookshops in Aachen, „da wollen superviele Leute mitmachen, live, nach den Öffnungszeiten – die wollen sich vernetzen.“ Wenn Reißmann eine Veranstaltung um 10 Uhr online stellt, dann kann ich um 14 Uhr eigentlich schon dicht machen, weil wir ausverkauft sind – wir haben ja nur 40 Quadratmeter.“

„Es gibt ein Bedürfnis der Jüngeren, sich untereinander auszutauschen, und dabei geht es gar nicht nur um Bücher und Texte, sondern über das Leben um sie herum - man diskutiert unter Gleichgesinnten“, konstatiert Maximilian Hugendubel, geschäftsführender Gesellschafter von Hugendubel, der mit einem Schmunzeln erklärt: „Ich gehöre definitiv nicht zur Zielgruppe.“ Auf BookTok gebe es in den Communities inzwischen eine eigene Sprache, erläutert Reißmann, der Stapel ungelesener Bücher heiße etwa SuB. Die Vorteile beim Live-Buchclub sieht Silke Müller in dem „geschützten Raum, der ganz real erfahrbar ist. Das Bedürfnis, analog über Bücher zu sprechen, ist wirklich groß.“ Stimmt, meint Reißmann und ergänzt mit Rekurs auf den geschützten Raum, „letztlich sind die ganzen 40 Quadratmeter meiner Buchhandlung ein Safespace für Mitglieder der LGBTQ+-Community.“

Lichterkette und viele Pflanzen

Wie muss denn die Buchhandlung gestaltet sein, damit sich die Zielgruppe der 15- bis 29-Jährigen wohlfühlt? „Lichterkette und viele Pflanzen sind ein Muss“, meint Reißmann und grinst. Silke Müller hat im hinteren Ladenteil ihrer 90-Quadratmeter-Buchhandlung mit allgemeinem Sortiment eine neue Fläche gebaut, „mit herrlich antikem Sofa, Leseecke, selbstverständlich Lichterkette, usw. – wenn die jüngere Kundengruppe in den Laden kommt und schnurstracks nach hinten durch geht, weiß ich: Wir haben’s richtig gemacht!“ Dass das „Richtigmachen“ gar nicht so einfach ist, hat Maximilian Hugendubel erfahren: „Wir haben in einer Münchner Filiale eine Fläche für die Jüngeren gestaltet, völlig modern, viel Beton – uns hat’s gefallen, aber der Zielgruppe nicht, es war eben nicht gemütlich“, so sein Fazit. „Also haben wir umgebaut, mit mehr Holz gearbeitet, warme Töne etc., das kam besser an.“

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