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Elke Heidenreich: Von Bären, Möpsen und Freundschaft

24. August 2023
von Börsenblatt

Nachbarn sind ein bisschen wie Familie: Wir suchen sie uns nicht aus und sie können ganz schön nerven. Aber wenn es hart auf hart kommt, sind sie da. Elke Heidenreich erzählt in ihrem neuen Buch „Frau Dr. Moormann & ich“ die Geschichte von zwei Nachbarinnen und von Mops Gustav – anrührend, frech und tiefgründig.

Auf den ersten Blick möchte niemand eine Nachbarin wie Frau Dr. Moormann haben. Frau Dr. Moormann hat fast immer schlechte Laune und alles weiß sie besser. Sie verriegelt ihre Haustür mit Sicherheitsschlössern, hat Angst vor Paketen ohne Absender und fühlt sich schnell benachteiligt. Da man seinen Nachbarn aber nicht ganz aus dem Weg gehen kann, gibt Frau Dr. Moormann der Erzählerin auch häufiger Anlass, genauer hinzuschauen – hinter die Fassade, wo überraschend viel Zartheit und Humor verborgen sind. Und mit dem genaueren Hinschauen werden auch Begegnung und Freundschaft möglich.

 

Wieder einmal hat Elke Heidenreich ein Kinderbuch geschrieben, das auch Erwachsene lieben werden: Mit klugen Beobachtungen und witzigen Anekdoten zeichnet sie das Bild zweier ganz unterschiedlicher Frauen, von denen die Erzählerin zum Teil Elke Heidenreich selbst ist. Elke Heidenreich liebt Möpse – und in „Frau Dr. Moormann & ich“ nimmt ein Mops namens Gustav nun eine wichtige Rolle ein. Denn was könnte innere Mauern – und auch äußere zwischen Nachbarinnen – so schnell überwinden wie ein weichfelliges Tier namens Gustav?

Elke Heidenreich

Dabei macht Gustav nach Ansicht von Frau Dr. Moormann bei weitem nicht alles richtig – ganz im Gegenteil! Gerade hat Gustav auf die wertvollen Schachbrettblumen im Garten gepinkelt. Durch Beete hindurch beobachtet die Erzählerin aus der Ferne, wie die engagierte Botanikerin Frau Dr. Moormann über den Gartenzaun hinweg ein belehrendes, aber nicht unfreundliches Gespräch mit Mops Gustav zur Seltenheit dieser Pflanze führt.

 

Und nicht nur Gustav hat es beiden Nachbarinnen angetan, sie teilen auch eine Sympathie für Teddybären. Die Erzählerin hat gleich vier davon, ihnen widmet sie die ersten zwei Kapitel ihres Buches. Einer davon, Kimshi, ist sehr hässlich. „Ich kann leider kein Bild von Kimshi hier einfügen, weil er weinte, als ich ihn fotografieren wollte“, schreibt Heidenreich. Der Bär wisse selbst, dass er ziemlich hässlich sei, und habe darum gebeten: „Bitte kein Foto“. Seinen Wunsch respektiere sie, schreibt Heidenreich, und fügt nur ein ganz kleines Bild von ihm ein – diskret von hinten aufgenommen.

 

Nun ist es aber so, dass die Erzählerin Kimshi eines Tages im Garten vergisst, wo sie ihn als Kopfkissen genutzt hat. Frau Dr. Moormann findet den kleinen Bären und stellt ihre Nachbarin zur Rede, die jedoch leugnet jede Kenntnis zur Herkunft des hässlichen Bären. Frau Dr. Moormann nimmt Kimshi in Obhut. „Und seit diesem Vorfall ist Frau Dr. Moormann plötzlich nett. Oder sagen wir: netter“, berichtet die Erzählerin. Gestern habe sie ihre Nachbarin abends vor dem Fernseher sitzen sehen, Kimshi auf dem Schoß, da habe sie gewusst: „Sie war auch ein bisschen einsam gewesen, nun aber geht es ihr gut. Denn jeder Mensch, wirklich jeder, sollte einen Bären in seiner Nähe haben.“  

 

Das mag stimmen. Was ganz sicher stimmt, ist: Jeder Mensch, wirklich jeder, der sich auf leichte und gleichwohl tiefgehende Weise berühren und unterhalten lassen möchte, sollte einen Blick in das neue Buch von Elke Heidenreich werfen. Ihr ist mit „Frau Dr. Moormann & ich“ wieder ein kleines Kunstwerk gelungen.

 

Elke Heidenreich
Frau Dr. Moormann & ich
Durchgehend farbig illustriert von Michael Sowa
Farbiges Vorsatzpapier
88 Seiten 
Gebunden mit Fadenheftung und Schutzumschlag
€ 20,– [D]
HANSER