Kinder- und Jugendbuch

"Ernst nehmen ist sehr wichtig"

22. September 2021
von Sabine Schmidt

Nicht mehr Kind, aber auch noch nicht jugendlich – die Zielgruppe zwölf plus ist für Buchhändler*innen eine Herausforderung. Wie gehen sie mit den Pre-Teens um? 

Sabine Gartmann, Die Schatulle in Osterholz-Scharmbeck:

Zwölf Jahre – das kann sehr Unterschiedliches bedeuten. Wir fragen erwachsene Buchkäufer*innen dann auch erst, wo die Leser*innen stehen: Sind sie noch kindlich oder schon pubertär?

Wenn die Kids selbst zu uns kommen, geht eine Frage gar nicht: »Kann ich dir helfen?«  Damit fühlen sie sich nicht ernst genommen, schließlich brauchen sie keine Hilfe. Wir fragen deshalb, ob sie sich umschauen wollen oder ob wir etwas erzählen sollen. Auf jeden Fall lassen wir sie in Ruhe, wenn sie das wollen.

Unserer Erfahrung nach wird es eher ab 14 schwierig, wenn es deutlicher in die Pubertät geht und die schulischen Belastungen zunehmen. Zwölf geht bei uns noch sehr gut – und da ist unser Vorlesewettbewerb für sechste Klassen ein Weg, um Kids für das Lesen zu interessieren. Seitdem wir ihn nicht mehr nachmittags veranstalten, sondern am frühen Abend, kommen die Väter mit. So ist es deutlich entspannter und sportlicher und macht großen Spaß. Oder der Welttag des Buchs mit fünften Klassen, also mit Zehn- und Elfjährigen. Wir achten darauf, dass wir auch für diejenigen dekorieren, die wenig lesen, ganz einfache Dinge wie »Spring in eine Pfütze«: Damit sie Lust haben, auch mit 12, 13, 14 wiederzukommen.

Axel Göttsch, Ein guter Tag in Schwerin:

Hemmschwellen haben Kids bei uns nicht, viele sind mit uns groß geworden. Es kommt auch öfter vor, dass 12-, 13-jährige Mädchen allein zu uns kommen und stöbern. Wenn sie beraten werden möchten, ist das ein Gespräch wie mit Erwachsenen auch. Wir fragen, ob sie Realitätsnahes oder Fantasy lesen mögen, Grusliges oder Spannendes, ob Liebe schon ein Thema ist – und hören erst mal zu.

Für Graphic Novels haben wir eine gut sortierte Abteilung: Sie kommen in diesem Alter sehr gut an, eignen sich mit den starken Bildanteilen auch für Wenig-Leser. Zu uns kommen viele Eltern, die selbst gern Graphic Novels lesen und keine Berührungsängste haben, sie ihren Kindern zu geben.

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