Deutscher Buchhandlungspreis 2023: Die drei Besten

„Es ist ein Ansporn, ein Wettbewerb mit sich selbst“

5. Oktober 2023
von Sofia Lehmann

Überrascht und erfreut sind sie alle: Drei Buchhandlungen wurden am 2. Oktober 2023 in Stuttgart in der Kategorie "Beste Buchhandlungen" ausgezeichnet – verbunden mit einer Prämie von 25.000 Euro. Was macht ihre Buchhandlungen so besonders? Wofür soll das Preisgeld ausgegeben werden? Wie gehen die Hauptsieger mit der Kritik am Buchhandlungspreis um? Wir haben bei Mike Altwicker, Peter Hinke und Dieter Dausien nachgefragt. 

Mike Altwicker, Peter Hinke, Dieter Dausien (v.re.)

Mike Altwicker, Peter Hinke, Dieter Dausien (v.re.)

Vielfalt und Können, da sind sich die Inhaber Dieter Dausien vom Buchladen am Freiheitsplatz aus Hanau, Mike Altwicker von Hansen & Kröger aus Whiel und  Peter Hinke der Connewitzer Verlagsbuchhandlung aus Leipzig einig, machen ihre Buchhandlung außergewöhnlich. „Wir sind ausgezeichnet worden, weil wir mit unseren Veranstaltungen auf verschiedensten Ebenen und Kanälen immer wieder den Geschmack von Menschen treffen und Bücher empfehlen, die ihr Leben bereichern“, erklärt Mike Altwicker.

Wie Altwicker sieht auch Dieter Dausien den Erfolg seiner Buchhandlung in den verschiedenen Veranstaltungsformaten, die neben den klassischen Lesungen stattfinden. Zudem bespiele der Buchladen am Freiheitsplatz unterschiedliche Plattformen wie Instagram, Facebook und YouTube dicht und gut.  Auch die eigene Website stärke die Verknüpfungen über die Google-Suche. „Wir bleiben am Ball“, betont Dausien, „und das als Teamleistung. Ganz viele Leute bringen ihre Talente ein.“

Peter Hinke: Unabhängige Verlage sind das Herz der Buchhandlung

Auch für Peter Hinke ist die öffentliche Repräsentation der Verlagsbuchhandlung Connewitz ein Erfolgsfaktor. Der Laden mit den zwei zusammenhängenden Standorten kommuniziere laut Hinke viel über Instagram (@cvb_woertersee_leipzig), unterstütze lokale Vereine und ansässige Illustrator:innen. Neben dem eigenen kleinen Verlag versucht Hinke auch unabhängige Verlage zu fördern, die das Herz der Buchhandlung seien: „Indem man die Bücher der kleinen Verlage zeigt, verkauft man auch einiges.“ Für die unabhängigen Verlage plant Peter Hinke einen Teil des Preisgeldes ein. Er will mit dem Geld noch mehr Titel aus kleineren Verlagen ordern, aber auch in technische Infrastruktur und Veranstaltungen investieren.

Dieter Dausien: Aufenthaltsqualität im Laden steigern

Dieter Dausien möchte gemeinsam mit seinen Mitarbeiter:innen überlegen, wie das Preisgeld eingesetzt werden soll. Tendenz sei aber, das, was gut funktioniere, weiter auszubauen. Zum Beispiel die Aufenthaltsqualität im Laden zu stärken - wie das „Wohnzimmer“, die Leseecke der Buchhandlung, durch eine bessere Kaffeemaschine noch attraktiver zu machen.

Mike Altwicker: Vielleicht einen Literaturpreis stiften?

Im nächsten Jahr einen Literaturpreis zu stiften, erzählt Mike Altwicker, sei eine noch nicht ganz ausgearbeitete Überlegung seiner Buchhandlung Hansen & Kröger: „Mit Veranstaltungen wollen wir dabei den Fokus auf ein Nischen-Genre legen.“

Beworben haben sich alle der drei Buchhandlungen übrigens jedes Jahr seit der ersten Preisverleihung vor neun Jahren. Dabei haben auch alle immer wieder in den unteren Kategorien gewonnen: Hansen & Kröger und die Connewitzer Verlagsbuchhandlung ganze vier Mal, der Buchladen am Freiheitsplatz sogar sechs Mal.

Peter Hinke: "Sich zu bewerben, ist wie eine innere Inventur"

Dass beim Deutschen Buchhandlungspreis immer wieder dieselben Buchhandlungen und Buchhandlungstypen ausgezeichnet werden würden, wurde in den letzten Jahren immer mal wieder kritisiert. Standorte in den neuen Bundesländern seien wenig repräsentiert, grundsätzlich gebe es Ungleichheiten, die weitergetragen werden würden. 

Für Altwicker ist die wiederholte Auszeichnung seiner Buchhandlung aber kein bestätigendes Argument. Er stimmt zu, dass die Verleihung subjektiv sei. Auf der anderen Seite könne aber auch jeder gewinnen: „Die Möglichkeit, da mitzumachen, hat jeder“. Ein solcher Preis sei wichtig für die Branche, um sie in den Fokus zu rücken.

Dieter Dausien wägt ab: „Als eine Buchhandlung, die schon öfter diesen Preis gewonnen hat, sollte man das Konzept ruhig mal überdenken. Buchhandlungen, die lange dabei sind, machen mehr oder weniger dasselbe und bekommen immer wieder denselben Preis.“ Wichtig sei es, sich auf breite Förderung zu konzentrieren, auf die regionale Verteilung zu achten. Eine Lösung könne dabei eine Art Kriterienkatalog sein, bei dessen Erfüllung einzelne Punkte von der Jury vergeben werden würden. Eine Auszeichnung mit dem Buchhandlungspreis sei in der jetzigen Durchführung aber auch ein super Instrument, um vor Ort für sich zu werben.

Die Bewerbung und der Preis könne auch ein Ansporn sein, um noch besser zu werden, überlegt Peter Hinke. „Es ist wie eine innere Inventur, sich zu bewerben. Das ganze Jahr ist sehr atemlos und durch die Bewerbung wird man dazu gezwungen durchzugehen, was man eigentlich gemacht hat. Wir haben auch dann eine Bewerbung gemacht, wenn wir wussten, dieses Jahr bekommen wir keinen Preis. Wir haben gedacht, wir bewerben uns trotzdem. Es ist ein Ansporn, ein Wettbewerb mit sich selbst.“