Buchhandelsaktionen

Gute Aktion, viel Abstand

2. Oktober 2020
von Christina Busse

Veranstaltungen in der Corona-Krise? Diese vier Beispiele zeigen, dass im Buchhandel trotz Pandemie gebastelt und verkostet werden kann. Wenn der Rahmen stimmt. 

Gin-Probe vor der Kirchentür

»Es ist super gelaufen«, sagt Christina Angsten im Rückblick auf ihre erste Veranstaltung nach dem Lockdown, »und war in der Vorbereitung ein bisschen aufwendiger.« Mitte September lud die Inhaberin der Buchhandlung Lesezeit in Düsseldorf zur abendlichen Lesung samt Verkostung ein. Autor und Winzer Carsten Sebastian Henn stellte seinen in diesem Jahr erschienenen Krimi »Der Gin des Lebens« ebenso wie Wissenswertes über die Geschichte und Herstellung der ­Wacholderspirituose vor. 
»Sehr froh« ist Angsten darüber, dass sie als Veranstaltungsort in eine nahe gelegene Kirche ausweichen konnte – eine Premiere, denn bislang fanden Lesungen in der Buchhandlung statt. »In den Kirchenbänken können bis zu 50 Besucher wunderbar auf Abstand sitzen, die Plätze sind bereits nummeriert, die Laufwege markiert, die Technik ist da und das Gebäude gut belüftet«, erläutert sie. Schon im Mai hatte sie Kontakt zum DuMont Verlag aufgenommen, im Juni stand das Programm. Die meis­ten Tickets zu 20 Euro, inklusive eines Drinks, wurden allerdings erst in den zehn Tagen vor dem Termin gekauft. »Aufgrund der Situation sind die Leute noch etwas verhalten mit der Anmeldung, aber die Rückmeldungen zeigen auch, dass die Freude darüber, dass etwas stattfindet, groß ist«, berichtet Angsten. 
Am Eingang gab es für jeden Gast einen Zettel, auf dem die Kontaktdaten und die Nummer des frei gewählten Sitzplatzes eingetragen wurden. Die Lesung fand ohne Pause statt, das anschließende Gin-Tasting und Signieren am Büchertisch konnte unter freiem Himmel auf dem Vorplatz durchgeführt werden. Bei Regen hätte dazu das Gemeindehaus als Ausweichquartier bereitgestanden. »Man sollte sich trauen, Veranstaltungen unter Berücksichtigung der normalen AHA-Regeln zu machen. Die Besucher wie die Autoren sind dankbar, wenn man Lesungen möglich macht«, sagt die Düsseldorfer Buchhändlerin, für die der Abend mit 45 verkauften Karten auch wirtschaftlich ein Erfolg war. 
Da keine Raummiete erhoben wurde, kommt nun ein Teil der Einnahmen der ökumenischen Hospizgruppe Kaiserswerth zugute. Acht weitere Veranstaltungen hat Angsten bis Ende des Jahres in der Kirche geplant. Da die Entwicklung der Corona-Situation unvorhersehbar ist, notiert sie zu jeder Kartenreservierung die Telefonnummer, um im Fall eines Ausfalls direkt benachrichtigen zu können.
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AUSWEICHQUARTIER BEI LESEZEIT, DÜSSELDORF
Spannende Gin-Lesung mit Autor Carsten Henn in einer Kirche
50 Besucher konnten in den Kirchenbänken auf Abstand sitzen
Nach der Lesung: Gin-Tasting auf dem Platz vor der Kirche
Ausweichquartier bei schlechtem Wetter: das Gemeindehaus
Die meisten Tickets (20 Euro) wurden kurzfristig gekauft

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