Zürich

Indie-Buchhandlungen fordern Solidarität von Bibliotheken

20. Februar 2024
von Börsenblatt

Auch in der Schweiz kämpfen Buchhandlungen mit der Neuausrichtung der Medienbeschaffung von Bibliotheken. 14 unabhängige Buchhandlungen der Stadt Zürich warnen vor den Folgen der neuen Bestellpolitik und haben eine Petition gestartet, die sich an Bibliothek, Stadt- und Gemeinderat richtet.

Zürichs unabhängige Buchhandlungen kritisieren die Neuausrichtung der Medienbeschaffung in der Pestalozzi-Bibliothek Zürich. Diese fordere von den Lieferanten „erweiterte Dienstleistungen“ und größere Teilvolumen. Konkret heiße das, dass künftig nicht mehr die Bibliothekar:innen sondern die Buchhandlungen für die Auswahl der Titel zuständig seien und einzelne Medien auch folieren und mit der Signatur versehen müssten.

Ähnlich wie in Deutschland (siehe Beispiel Hannover) muss die Vergabe der Lieferaufträge gemäß WTP-Regeln außerdem auch in der Schweiz europaweit ausgeschrieben werden. Das bedeute allerdings auch, schreiben die Buchhandlungen, dass das Einkaufsvolumen viel größere Pakete als bisher vorsehe. So soll ein einziger Lieferant für alle Sachmedien zuständig sein und in diesem Bereich über 7000 Medien pro Jahr liefern. Die Buchhandlungen kritisieren, dass das Outsourcing dieser Leistungen vor allem kleinere Buchhandlungen personell und räumlich überfordere.

„Selbst wenn die PBZ nach eigenem Bekunden weiterhin möglichst Zürcher Buchhandlungen berücksichtigen will, wird die Neuausrichtung dazu führen, dass die PBZ von weniger Buchhandlungen mit größeren Anteilen beliefert wird. Die ohnehin schon lange Liste der aus Zürich verschwundenen unabhängigen Buchläden wird noch länger werden“, so die Buchhandlungen in ihrer Petition.  

Ziel dieser Petition sei es, dass die Verantwortlichen der Pestalozzi-Bibliothek Zürich, die geplante Neuausrichtung zu überdenken und die Folierung weiterhin selbst durchzuführen oder an soziale Einrichtungen zu übergeben, sowie die Lieferaufträge in kleinerer Stückelung unter den Zürcher Buchhandlungen zu verteilen, thematische Expertise und örtliche Verhältnisse sowie kleine und unabhängige Buchhandlungen berücksichtigen.

Beim Stadt- und Gemeinderat von Zürich erbitten sich die Buchhandlungen Unterstützen und fordern darüber hinaus, Modelle zu entwickeln, „wie die Vielfalt der kleinen und unabhängigen Buchhandlungen erhalten werden kann“.

„Öffentliche Bibliotheken sollten sich dazu verpflichten, einen bestimmten Anteil ihrer Medien bei lokalen, unabhängigen Buchhandlungen zu bestellen. Unabhängige Buchhandlungen sind kulturelle und der Bildung verpflichtete Einrichtungen, und ihr Überleben liegt im Interesse der Bevölkerung“, heißt es in der Petition.