Mayersche: Neues Gastro-Konzept im Aachener Stammhaus

Mayersche jetzt mit Schnuller-Café, Co-Working-Space - und Pächter

3. September 2025
Sabine Cronau

800 Quadratmeter für gastronomische Angebote auf allen vier Etagen, durchweg selbst bewirtschaftet: Mit diesem Konzept war die Mayersche nach dem Umbau ihres Aachener Stammhauses im Herbst 2021 an den Start gegangen. Inzwischen wurde nachjustiert: mit einem Pächter und neuer Flächennutzung. Warum? Antworten von Marie-Kristin Dammer. 

Verpachtet: das Café Gutenberg im Erdgeschoss

Marie-Kristin Dammer, Social Media- und PR-Managerin der Mayerschen in Aachen

Unser Name ist eindeutig mit Buchhandel und nicht mit Gastronomie verbunden.

Marie-Kristin Dammer

Gastronomie auf allen Etagen: Das war die Anfangsidee beim Umbau. Haben sich die Hoffnungen, die Sie damit verbunden haben, nicht erfüllt?

Wir sind immer interessiert und offen dafür, neue und innovative Projekte auszutesten, allerdings war es – gerade in Hinblick auf die sich ändernden Bedingungen in der Gastronomie seit Ende der Pandemie (insbesondere durch gastronomische, personelle Engpässe) – nicht zielführend, vier Flächen im Haus gleichzeitig bespielen zu wollen. Das war schlichtweg ohne gastronomisches Fachpersonal nicht leistbar. Einige gastronomische Fachkräfte haben, bedingt durch die Pandemie, komplett ihren Job gewechselt und sind nicht mehr zu uns zurückgekehrt.

In diesem Sinne ist das natürlich anders gelaufen, als erhofft. Allerdings haben sich dadurch auch viele weitere Chancen ergeben: So konnten wir jeweils eine sehr positive und zielgruppenorientierte neue Nutzung erreichen, indem wir eine Veranstaltungsfläche im Kindercafé im ersten Obergeschoss und einen Co-Working-Space im zweiten Obergeschoss geschaffen haben.

Die Veranstaltungsfläche in unserer Kinderetage wird nun auch durch Kooperationen, beispielsweise mit dem Helene-Weber-Haus Aachen, neu belebt und hat so einen ganz anderen Fokus erhalten. Vom Schnullercafé bis zum Ohrenkino konnten wir viele neue Impulse setzen.

Ist es am Ende eben doch sinnvoller und ertragreicher, die Fläche mit Buchangeboten zu füllen?

Die Flächen werden auch weiterhin nicht für Buchangebote genutzt – stattdessen setzen wir hier auf Erlebnisse. Gastronomie ist eine Form davon, eine andere sind unsere literarischen und kreativen Veranstaltungen im Kindercafé rund um die Themen Lesen, Vorlesen und spielerisch lernen.

Außerdem sind wir dem sehr großen Bedürfnis der vielen Studierenden in Aachen nachgekommen und bieten auf der zweiten Etage Platz und Raum für Co-Working. Beide Angebote finden sehr großen Anklang und werden rege genutzt, auch wenn dort nur indirekt Umsatz generiert wird: Wir sind der "third place“".

Das Café Gutenberg im Erdgeschoss

Theke im neu gestalteten Café Gutenberg

Die Sofa-Ecke: Das Café im Eingangsbereich hat 70 Plätze

Haben Sie die Gastronomie-Flächen vorher alle in Eigenregie bespielt? Und würden Sie nach Ihren Erfahrungen eher davon abraten?

Ja, wir haben die Gastronomie-Flächen vorher in Eigenregie bespielt, würden aber dennoch definitiv nicht davon abraten. Grundsätzlich werden wir uns in allen Bereichen zukünftig weiterhin mit dem Thema des Fachpersonalmangels auseinandersetzen müssen.

Im Moment betraf das erst einmal besonders die Gastronomie, doch unsere Aufgabe ist es, auch in Zukunft, dafür zu sorgen, als Arbeitgeber attraktiv genug zu bleiben, Fachkräfte aus den eigenen Reihen auszubilden und so dem jetzt bereits in vielen Teilen vorhandenen Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Wer es schafft, im Bereich Gastronomie auszubilden, ist so mit Sicherheit auch in der Lage, erfolgreich Gastroflächen zu bespielen. Dazu waren wir in diesem Bereich noch nicht erfahren genug. Unser Name ist eindeutig mit Buchhandel und nicht mit Gastronomie verbunden.

Für das Café Gutenberg im Erdgeschoss haben Sie jetzt einen Pächter. Ist er ganz frei in der Gestaltung des Angebots – oder haben Sie klare Wünsche an Speisen und Getränke?

Sowohl das Café Gutenberg als auch das Loft & Garden im 3. OG haben wir an einen regionalen, sehr erfolgreichen Gastronomen verpachtet. Wir ergänzen uns hervorragend und bieten somit ein herausragendes Angebot an, das auf unsere vielen Kundinnen und Kunden abgestimmt ist, deren Ansprüche tagsüber andere sind als in einer Abendgastronomie. Der Gastronom entscheidet hier frei das Angebot. Wir freuen uns sehr darüber, dass er so erfolgreich ist.

Wie groß ist die Café-Fläche im Erdgeschoss und wie viele Plätze gibt es?

Grundsätzlich haben wir rund 570 Quadratmeter bespielte Gastronomiefläche mit kulinarisch, regionalem Angebot. Wir haben im Café Gutenberg 70 und im Loft & Garden 150 Plätze.

Das "Loft and Garden" in der vierten Etage

Wenn Sie auf die Erfahrung der Mayerschen zurückblieben: Ganz auf ein gastronomisches Angebot verzichten wollen Sie ja offenbar nicht. Inwiefern können Café und Buchhandlung voneinander profitieren? Und wo stößt diese Kombination an Grenzen?

Wenn wir nicht irgendwann einmal gezwungen werden, die Gastronomie aufzugeben, würden wir niemals darauf verzichten, daher arbeiten wir in enger Symbiose zusammen und können mit Stolz sagen, dass die Kombination bisher an keine Grenzen gestoßen ist.

Ganz im Gegenteil: Wir entwickeln immer wieder neue Ideen und Formate, um uns gemeinsam weiterzubringen – ob das Catering bei Ausstellungen oder Veranstaltungen auf unserer Bühne im dritten Obergeschoss sind, Signierstunden im Erdgeschoss, kleine Pressekonferenzen, besondere gastronomische Angebote auch für Zielgruppen über das Jahr verteilt, wie Kinderangebote zum Schulbuchgeschäft, weihnachtliche Schmankerl passend zum Buch und so weiter.

Schlussendlich sieht man im Café Gutenberg an unserer Gallery Wall mit Ausschnitten aus unseren Gästebüchern, Signaturen von zum Teil leider nicht mehr lebenden Autoren und Autorinnen wie Roger Willemsen, Sir Peter Ustinov, die bereits bei uns gelesen haben, wie eng Gastronomie und Buchhandlung miteinander verwoben sind, um für den Kunden eine Einheit zu bilden.