Spielraum für insolvenzgefährdete Unternehmen

Mehr Zeit zur Sanierung

10. August 2020
von Börsenblatt

Justizministerin Christine Lambrecht will durch die Corona-Krise geschädigten Unternehmen unterstützen.

Lambrechts Ziel sei es, dass überschuldete Unternehmen mehr Zeit bekommen sollen, um sich mit staatlichen Hilfsangeboten zu sanieren und eine anstehende Insolvenz zu verhindern. Medienberichten zufolge soll die Regelung nicht bei Unternehmen angewendet werden, die bereits zahlungsunfähig sind.

Der Vorstoß trifft jedoch nicht nur auf Gegenliebe – Experten sehen darin die Gefahr, dass die Anzahl von „Zombie-Unternehmen“ zunimmt. Das sind hoch verschuldete Unternehmen, die weiter am Markt bestehen, obwohl sie auf Grund ihres unprofitablen Geschäftsbetriebs nicht in der Lage sind, die Zinsen für ihre Kredite zu tilgen.

Politiker sind uneins

In der Politik herrscht derzeit noch Uneinigkeit darüber, wie lange genau die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt werden soll. Befürchtet wird, eine drohende Pleitewelle lediglich ins nächste Jahr zu verschieben. Viele Unternehmen müssten nach Ablauf der Frist dann eben doch einen Insolvenzantrag stellen.

Tobias Wahl, in der Branche bekannt als Insolvenzverwalter von KNV, hatte schon vor einigen Wochen im Interview mit dem Börsenblatt dazu geraten, in diesen schwierigen Zeiten eine Insolvenz in Eigenverwaltung in Erwägung zu ziehen statt die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, die seit 1. März gilt, auszureizen.