Buchhandlung in Fulda richtet sich neu aus

Paul und Paulinchen wird zur reinen Online-Buchhandlung

10. Dezember 2025
Jule Heer

Die Buchhandlung Paul und Paulinchen schließt ihr stationäres Ladengeschäft in Fulda und öffnet gleichzeitig die Tür in eine digitale Zukunft. Ab Januar 2026 setzen Geschäftsführerin Dagmar Belz-Böhm und Inhaber Stefan Böhm ausschließlich auf Onlinehandel – weil keine neuen Mitarbeiter:innen gefunden werden konnten.

 

Inhaber Stefan Böhm und Geschäftsführerin Dagmar Belz-Böhm

Inhaber Stefan Böhm und Geschäftsführerin Dagmar Belz-Böhm

Nach 32 Jahren schließt die Buchhandlung Paul und Paulinchen in der Dr.-Dietz-Straße in Fulda ihr stationäres Geschäft. Bis zum 31. Dezember ist der Ladenbetrieb noch im Gange. Doch ganz verabschiedet sich das Team nicht. Ab Januar 2026 starten sie als unabhängige Online-Buchhandlung in eine neue Phase.

"Wir strukturieren um, weil wir kein qualifiziertes Personal mehr gefunden haben", sagt Geschäftsführerin Dagmar Belz-Böhm. Die Personalsituation sei zunehmend zur Belastung geworden: Eine Mitarbeiterin fiel monatelang wegen Krankheit auf, zwei andere hörten im Frühling auf – sodass schließlich ein fast durchgehender Alleinbetrieb entstanden ist. "Ich habe das ganze Ding gerockt", sagt Belz-Böhm. Auf Dauer sei die Arbeit aber allein nicht zu stemmen.

Strategische Neuausrichtung als Online-Buchhandlung

Schon im vergangenen Jahr sei klar gewesen, dass sich etwas ändern müsse. Trotz intensiver Suche habe sich kein geeignetes Team aufbauen lassen. Viele Bewerber:innen seien selbst keine Leser:innen, bewarben sich nur für Kassiertätigkeiten, aber: "Beratung macht 95 Prozent unserer Arbeit aus", so Belz-Böhm.

Veränderung ist jedoch nichts Neues für die Geschäftsführerin: Bereits vor sechs Jahren wurde die Buchhandlung komplett umgebaut und ganz neue Zielgruppen gewonnen. "Wir sind immer offen für Innovation", erklärt sie.

Ein Aufgeben kam daher nicht in Frage: "Wir haben seit 15 Jahren einen Onlineshop – und den behalten wir." Der Shop war bislang an genialokal angebunden, wechselt nun jedoch zu Libri.Shopline, da genialokal nur stationäre Buchhandlungen betreut. Dagmar Belz-Böhm und ihr Mann Stefan Böhm, der Inhaber der Buchhandlung ist, werden weiterhin auch per Telefon, E-Mail und WhatsApp für ihre Kund:innen erreichbar sein.

Viele Stammkunden bestellen ohnehin schon digital oder telefonisch – selbst ältere Menschen. "Viele verfolgen schon jetzt unsere WhatsApp-Statusmeldungen mit Neuerscheinungen", so Belz-Böhm. Auch die Social-Media-Kanäle der Buchhandlung mit 4.700 Follower:innen auf Facebook und 1.700 auf Instagram werden täglich mit neuen Inhalten bespielt. Dadurch sei es möglich, auch neue Kund:innen aus anderen Regionen in ganz Deutschland zu gewinnen.

Die Buchhandlung bleibt nah an den Kund:innen

Die Kund:innen bedauern natürlich die Schließung des Ladens, wollen dem Buchhändler-Ehepaar jedoch treu bleiben und weiter bei ihnen Bücher bestellen. Und auch Schul- und Kindergartenbelieferungen laufen weiter. "Wir gehen in die Kindergärten, veranstalten dort Lesungen und Buchvorstellungen", erklärt Belz-Böhm. Dabei soll die Beratung individuell auf die jeweiligen Ausbildungsstätten zugeschnitten werden, um eine kuratierte Auswahl an Büchern zu ermöglichen.

Zudem werden Aktionen wie Blind Books und regelmäßige Gewinnspiele fortgeführt. Gleichzeitig wollen die beiden stärker auf KI setzen, um beispielsweise Trends frühzeitig zu erkennen und ihre Angebote noch barrierefreier zu gestalten – inspiriert auch durch ein Seminar zur Barrierefreiheit, an dem sie erst kürzlich teilgenommen haben.

Geringere Umsätze erwartet

Finanziell erwartet das Team eine leichte Umstellung. "Die Umsätze werden etwas rückläufig sein – aber dafür entfallen viele Kosten", so Belz-Böhm. "Das ist schade, denn das Geschäft floriert. Aber das nutzt nichts, wenn man allein dasteht und 12 Stunden lange Arbeitstage hat." 

Gern hätte sie ein oder zwei neue Mitarbeiter:innen eingestellt und sich selbst ein bisschen zurückgezogen. Aber leider habe das nicht geklappt. Dennoch ist sie guter Dinge: "Ich gehe weniger mit einem weinenden als mit einem sehr zuversichtlichen Auge in die Zukunft."

Das Ladengeschäft, das sich in ihrem eigenen Wohnhaus befindet, wird ihr Sohn für Büroräume übernehmen. Vorher wird ein gebührender Abschied gefeiert: "Wir werden auf jeden Fall noch zu einem kleinen Umtrunk einladen und all unsere Kund:innen begrüßen, um noch einmal Zeit für ein paar Gespräche zu haben", sagt Belz-Böhm.