Ungarn

Rekordstrafe für Buchhändler

14. Juli 2023
von Börsenblatt

Die ungarische Buchhandelskette soll umgerechnet 32.000 Euro Strafe zahlen, weil sie laut dpa ein Comic-Buch für Jugendliche mit LGBTQI-Thematik zum Durchblättern ausgelegt hatte. Nicht das erste Mal, dass der Filialist mit einem Strafgeld belegt wird.

Cover der deutschen Ausgabe von "Heartstopper", Band 1

Das Regierungsamt der Hauptstadt Budapest hätte die ungarische Buchhandelskette Lira mit einer Geldstrafe in Höhe von 12 Millionen Forint (umgerechnet circa 32.000 Euro) belegt. Dies habe der Kreativ-Direktor des Buchvertriebs Lira, Krisztian Nyary, am 14. Juli gegenüber der dpa bestätigt. Das sei die höchste Strafe, die je gegen ein Buchhandelsunternehmen in Ungarn verhängt wurde, wird Nyary zitiert. 

Seit zwei Jahren gilt in Ungarn ein sogenanntes "Kinderschutzgesetz", das Buchhandlungen vorschreibt, dass Bücher, die Homosexualität, Transgeschlechtlichkeit, Geschlechtsanpassungen oder "Sexualität aus Selbstzweck" in irgendeiner Weise ansprechen, nicht in der Abteilung für Jugendbücher angeboten werden dürfen und in Folie verpackt werden müssen. Letzteres, damit darin nicht geblättert werden kann. Unter 18-Jährige dürfen solche Bücher nicht kaufen. 

Bei dem Buch, in dem in der Buchhandlung geblättert werden konnte und was die Geldstrafe auslöste, handelt es sich um die ungarische Ausgabe des Jugend-Comicbuchs "Heartstopper" von Alice Oseman. Dieses ist für Leser:innen ab 14 Jahren empfohlen. Darin verlieben sich zwei Teenager-Jungen ineinander. 

Lira will den Strafbescheid mit allen rechtlichen Mitteln bekämpfen. Bisher hätte man keine Bücher mit LGBTQI-Thematik gesondert verkauft und in Folie verpackt. Nyary hielt die die allgemeinen Bestimmungen für unanwendbar.