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Die Skepsis gegenüber Nobelpreisträgern, deren Namen man weder sprechen noch schreiben kann, ist nur ein ökonomischer Reflex – meint unser Kolumnist.
Matthias Mayer ist Buchhändler in Langenselbold.
Die Skepsis gegenüber Nobelpreisträgern, deren Namen man weder sprechen noch schreiben kann, ist nur ein ökonomischer Reflex – meint unser Kolumnist.
Matthias Mayer ist Buchhändler in Langenselbold.
Wir gratulieren László Krasznahorkai zum Literaturnobelpreis 2025! Und natürlich S. Fischer. Ich habe nun nicht den buchhändlerischen Ehrgeiz, jeden Preisträger auch tatsächlich zu lesen, aber ich habe immerhin doch den journalistischen Ehrgeiz, die Namen der Preisträger auswendig schreiben zu können. László Krasznahorkai, László Krasznahorkai, das muss man erst mal singen lernen, bevor man es tippt. Bibliografieren müssen Sie das auch können, trotz all dieser Hürden: zwei Mal SZ, schon im Vornamen hat jede Silbe ihren eigenen Akzent, und was ein Krasznahorkai ist, davon habe ich nicht die geringste Sprachkenntnis.
Für ungarische Ohren klingt das aber nicht fremd, höchstens altehrwürdig und beladen, der "Mann aus Krasznahorka". Ich kann meine kleine Verneigung nicht ausschließlich darauf aufbauen, dass Krasznahorkai für mich zunächst lustig klingt. An Nino Haratischwili haben wir uns ja auch gewöhnt. Aber es ist nicht nur das Bekichern ulkiger Fremdnamen. Als ich gespannt war, ob ich die Gewinnperson überhaupt kenne oder zuordnen kann, um dann von dem Wort Krasznahorkai überrollt zu werden, dachte ich an all jene, die immer jammern, wenn ihnen Preisträger zu exotisch und unbekannt vorkommen.
Nobelfremdenskepsis ist nur ein rein ökonomischer Reflex: Wir denken, einen Handke, einen Modiano oder eine Ernaux können wir besser verkaufen als Exoten, deren Unbuchstabierbarkeit ihr bibliografisches Schattendasein nicht leichter macht.
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