"Wir machen seit Jahren Minus"
Seit 1929 gibt es die Buchhandlung Schuster in Leer, in den 1960ern kam der Verlag hinzu. Nun muss Inhaberin Ingrid Schuster den Laden schließen – wegen steigender Kosten und sinkendem Umsatz.
Seit 1929 gibt es die Buchhandlung Schuster in Leer, in den 1960ern kam der Verlag hinzu. Nun muss Inhaberin Ingrid Schuster den Laden schließen – wegen steigender Kosten und sinkendem Umsatz.
Die älteste Buchhandlung im ostfriesischen Leer schließt ihre Türen: 1929 wurde die Buchhandlung Schuster gegründet, in den 1960er-Jahren der eng damit verbundene, gleichnamige Verlag. Zwischen Mitte und Ende Januar stellt der Buchladen nun den Betrieb ein. Für Inhaberin Ingrid Schuster ist dieser Schritt alles andere als leicht. "Der Entschluss ist mir sehr schwergefallen", sagt die 73-Jährige.
Gegründet wurde die Buchhandlung vom Vater ihres Mannes. Ihr Mann Theo Schuster übernahm den Laden 1965 und startete den Verlag Schuster, der zu einer anerkannten Adresse für Standardwerke wurde. "Er wollte Verleger werden – und das hat er sehr erfolgreich gemacht", erinnert sich Ingrid Schuster. Sie selbst war ab 1970 dabei, 1999 wurde sie Inhaberin. Seit dem Tod ihres Mannes 2016 führt sie die Buchhandlung allein.
Doch die Gegenwart ist geprägt von Belastungen: sinkenden Umsätzen, steigenden Kosten und einem viel zu großen Geschäft. Die Ladenfläche umfasst fast 700 Quadratmeter – einst ein strategischer Schritt. 1988 wurde großzügig umgebaut, von zuvor 240 Quadratmetern. "Wir bekamen Konkurrenz und wollten uns die Butter nicht vom Brot nehmen lassen. Das war zur damaligen Zeit richtig."
Heute jedoch ist die Fläche nicht mehr zu halten. "Wir machen seit Jahren Minus", sagt Schuster. "Alle Kosten steigen – Versicherungen, Miete, Gebühren, VLB – und gleichzeitig geht die Nachfrage zurück." Auch der Verlag spürt die Veränderungen: Die klassischen Standardwerke werden von jüngeren Kund:innen weniger nachgefragt, ältere Generationen besitzen sie bereits. "Ich arbeite und arbeite – und trotzdem sinkt der Umsatz", fasst sie zusammen.
Ideen hätte ich. Aber mit 73 ist das nicht mehr machbar.
Ingrid Schuster, Inhaberin der Buchhandlung Schuster
Eine Nachfolge für die Buchhandlung zu finden, sei angesichts der Voraussetzungen – der Größe des Ladens und der aktuellen wirtschaftlichen Situation – unrealistisch gewesen, und sei daher nicht gelungen.
Wäre Schuster jünger, würde sie umbauen, verkleinern, die Buchhandlung neu aufstellen. "Ideen hätte ich. Aber mit 73 ist das nicht mehr machbar. Ich kann auch nicht noch einmal umziehen und alles neu anfangen."
Während die Buchhandlung schließt, sucht Ingrid Schuster für den Verlag noch nach einer Perspektive. Sie hofft, jemanden zu finden, der den Verlag samt der Auslieferung und Verlagsrechte übernimmt.
Für die letzten 30 Tage ist ein Räumungsverkauf geplant. Viele Kundinnen und Kunden hätten es geahnt, sagt Schuster, doch für viele sei die Nachricht dennoch ein Schock. "Sie sind traurig und enttäuscht."
Nach etwa 55 Jahren in der Buchhandlung, sagt die Inhaberin: "Ich habe die ganze Entwicklung miterlebt. Der Buchhandel ist ein wunderschöner Beruf, er gibt einem so viel. Aber man muss auch das Kaufmännische beherrschen – und das wird immer schwieriger."
Was sie am meisten vermissen wird? "Die Kundschaft. Die Mitarbeiter. Alles. Das wird eine riesige Umstellung für mich."