Umfrage im Buchhandel

"Wir merken die Papierknappheit deutlich"

17. November 2021
von Sabine van Endert

Lieferschwierigkeiten, Verzögerungen beim Nachdruck: Wie geht der Buchhandel damit um? Wird für dieses Weihnachtsgeschäft anders eingekauft als sonst? Bevorratet sich der Handel stärker mit potenziellen Bestsellern? Oder vertrauen die Buchhändlerinnen und Buchhändler auf ihre Beratungskompetenz? Eine Umfrage.

Sabine Stiehler, Buchhandlung Logbuch in Bremen

Zwar bemerken wir durchaus dass diverse Titel schon jetzt – und damit erheblich früher als sonst im Vorweihnachtsgeschäft – nicht mehr lieferbar sind und es einige Stauungen beim Nachdruck gibt. Wir haben allerdings gut gefüllte Regale voller aktueller Titel und sind uns sicher, bei eventuellen Engpässen würdige Alternativen anbieten zu können. Ohnehin liegen uns die kleineren unabhängigen Verlage am Herzen, denen wir jetzt vielleicht noch etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen können. Unsere Besorgnis hält sich darum eher in Grenzen, schließlich leben wir noch immer und trotz allem in einem Land, in dem größere Entbehrungen nicht an der Tagesordnung sind. 

Alexander Terlau, Buchhandlung Sievert in Dülmen

Natürlich bevorraten auch wir uns in diesen Tagen für das Weihnachtsgeschäft stärker als wir es in den vergangenen Jahren getan haben. Dabei bestellen wir nicht nur die Titel der Bestsellerlisten, sondern bevorraten uns vielmehr mit unseren "persönlichen Bestsellern". Mehr als die (möglichen) Auswirkungen der Papierknappheit ärgert uns aktuell eher die schlechte Lieferqualität der Logistikdienstleister. 

Daniel Hagemann, Bücherstuben Hamburg Nord, Hamburg

Es gibt Titel, die ich jetzt in großer Zahl (nach)bestelle (z.B. Florian Illies und Jonathan Franzen) oder die ich sowieso in großer Zahl disponiert hatte ("Renegades"), um für eine Weile Ruhe zu haben. Das ist aber nicht anders als in anderen Jahren. Bis heute können wir alles problemlos nachbestellen, außer bei Kalendern. Da scheinen einige in dieser Saison besonders früh vergriffen zu sein. Das Argument der Papierknappheit scheint mir von einigen Verlagen besonders forciert zu werden. Von anderen hingegen höre ich gar nichts zu dem Thema. Natürlich ist die Papierknappheit und die damit verbundene angedrohte Meldenummer auch ein prima Argument, sich jetzt den Laden vollzuknallen. Ich bin davon eher genervt und mache also nichts anders als sonst. Es ist ja auch nicht das erste Mal Weihnachten und Alternativen gibt es eigentlich immer.

Tina Lohrenz, Der Buchladen Reingelesen in Parchim

Wir merken die Papierknappheit deutlich. Verschobene Erscheinungstermine und Neuauflagen, die mehr Zeit brauchen als sonst, sind mittlerweile Teil unseres Arbeitsalltags. Dennoch kaufen wir nicht anders ein als sonst. Unsere Lagerkapazität gibt es nicht her, dass wir uns mit potenziellen Bestsellertiteln bevorraten. Dafür sind unser Laden und unser Lager einfach zu klein. Wir setzen für den Fall, dass wir bestimmte Titel bis Weihnachten für unsere Kund*innen nicht mehr beschaffen können, auf anderweitige Empfehlungen sowie unsere persönlichen Tipps und subjektiven Bestseller. Auf diese Weise wird trotzdem jeder ein für ihn oder sie passendes Buch unter dem Weihnachtsbaum finden.

Martina Bergmann, Bücherland Westfalen in Borgholzhausen

Ich habe das ganze Jahr über schöne Dinge gehortet, wie ein Eichhörnchen die Nüsse für den Winter. Das sind besondere Bücher, etwa mit Goldschnitt oder Leineneinband, außerdem Kerzen, Porzellan und lauter andere Artikel, die es in meiner Buchhandlung dann solange gibt, bis sie ausverkauft sind. Ansonsten bin ich gelassen. Wir haben ein tiefes Sortiment, besonders bei der gehobenen Belletristik und im erzählenden Sachbuch. Da wäre ich sicher, für jede und jeden einen Ausweichtitel zu finden, deren oder dessen Wunschbuch von der Spiegel-Bestsellerliste eventuell nicht mehr zu haben sein wird.

Wie geht es weiter mit der Papierknappheit?

Papierknappheit, Kostenexplosion, Logistikprobleme: Krisenrufe aus Druckereien und Verlagen sind in der medialen Öffentlichkeit, in Buchhandlungen und bei Endkunden angekommen. Was heißt das fürs Weihnachtsgeschäft? Wie wird es weitergehen? Eine aktualisierte Annäherung lesen Sie im Börsenblatt Heft 46, das am 18. November erscheint.