Auswertung einer Börsenblatt-Umfrage

Wünschen Sie sich Click & Meet für Buchhandlungen?

26. Februar 2021
von Börsenblatt

Rheinland-Pfalz hat zum 1. März das Shoppen mit Termin eingefürt. Bürokratischer Unsinn oder besser als nichts? Unsere Umfrage zeigt: Die meisten halten Click & Meet nicht für sinnvoll. Stimmen Sie jetzt noch mit ab!

Rheinland-Pfalz macht seit dem 1. März vorsichtige Lockerungsübungen im Einzelhandel: Mit dem Click & Meet-Modell können Kund*innen aus einem Haushalt nach vorheriger Terminvereinbarung im Laden stöbern. Eine gute Lösung, um den Buchhandel bundesweit vorsichtig wieder zu öffnen?

Wie aus unserer Umfrage auf Börsenblatt online hervorgeht, hat sich die Stimmung in der Branche gedreht: Fand das Shopping auf Termin Ende vergangener Woche noch mehr Befürworter (48 Prozent) als Kritiker (43 Prozent), so stellen nun die Skeptiker die Mehrheit:

Rund 53 Prozent der mittlerweile 96 Umfrageteilnehmer*innen halten das Click & Meet-Modell für keine gute Idee, nur noch knapp 40 Prozent befürworten die Lösung. Die Teilnehmer*innen der nach wie vor laufenden Umfrage können das Thema persönlich kommentieren. Das tun sie auch kräftig - mit diesem Tenor:

  • Kritiker des Modells führen vor allem die Frage der Wirtschaftlichkeit ins Feld: Wie soll sich die Öffnung für einen Kunden oder einen Haushalt betriebswirtschaftlich für große Flächen rechnen? Gleiches gilt für kleine Buchhandlungen: Ein-Mann- oder Ein-Frau-Betriebe könnten die Mehrfachlast aus Abholstation, Telefonservice und Terminbesuchen kaum stemmen. Ein Umfrage-Teilnehmer wird sehr deutlich: „So eine im warmen Bürokratensessel entwickelte Nonsens-Idee“.
  • Lieber würden Buchhandlungen zur Lösung vor dem zweiten Lockdown zurückkehren: Begrenzte Personenzahl pro Quadratmeter, erprobte Hygienekonzepte mit Spuckschutz, Abstand, Maskenpflicht und Desinfektionsmittel am Eingang.
  • Nach dem Motto "Besser als nichts" gibt es aber ebenso Befürworter*innen von Click & Meet. Und die machen sich über die optimale Ausgestaltung Gedanken. So könne die Nachverfolgung der Kontakte über die so genannte Luca-App gestaltet werden, die unter anderem von den „Fantastischen Vier“ für Kulturveranstalter und Gastronomie entwickelt worden ist und mit QR-Codes arbeitet (mehr dazu hier).

Aber lesen Sie selbst. Und vor allem: Stimmen Sie gerne noch mit ab! Was speziell rheinland-pfälzische Buchhandlungen zu dem Thema sagen und andere Bundesländer planen - mehr dazu finden Sie hier. 

Das sagen die Befürworter
Mit der LUCA-App soll Kontaktmeldung möglich sein, datenschutzkonform. EinE KundIn pro MitarbeiterIn - als erster Schritt, oder qm/KundIn-Vorgabe. evtl. Zeitvorgabe für Aufenthalt (branchenspezifisch), Lüftungsmöglichkeit.
So viel unternehmerische Freiheit wie möglich bei der Ausgestaltung! Keine Vorschriften über Länge des Besuches, Personenanzahl eines Haushalts etc. um auch Familien die Möglichkeit zu geben in Ruhe für jede*n Buchinteressent*in das Richtige zu finden.
Entsprechend der bereits erarbeiteten und bewährten Hygienekonzepte
Maskenpficht; Kontaktnachverfolgung; pro Buchhändler/in ein Haushalt, der beraten wird; mehrere Kundentermine gleichzeitig nur, wenn jede Gruppe (Kunde/n und Buchhändler/in) genügend Abstand zu andere Gruppen halten kann, ggf. muss hier eine Quadratmeteranzahl pro Kunde festgelegt werden.
Termin auch spontan vergeben zu können und trotzdem Kunden in den Laden zu lassen, die ein Buch bestellt haben und abholen wollen
Klingel an der Ladentür
Click & Meet ist für Buchhandlungen nur nötig, wenn es um "stöbernden" Einkauf geht. Wenn Kunden hingegen Bücher per Internet zur Abholung ordern, wäre es idiotisch, für den reinen Abholvorgang (+ ggf. Kartenzahlung) einen Termin machen zu müssen. (Beispiel Bestellungen zur Schullektüre: Die Eltern haben die Bücher bestellt, wurden benachrichtigt, und viele Schüler haben die Bücher auf dem Heimweg nach der Zeugnisausgabe abgeholt.) Wenn Click & Meet sinnvoll mit Click & Collect kombiniert werden kann,
Unbürokratisch, klare Auflagen anstatt "stimmiges Hygienekonzept" und auch kurzfristig möglich, wenn sowieso gerade kein Kunde in den nächsten 30 Minuten erwartet wird.
Einfache Terminvereinbarung. Dann hat der Kunde eben die Möglichkeit, nicht nur das Bestellte abzuholen, sondern er kann sich umschauen und auch Karten, Nonbooks u.a. zusätzlich mitzunehmen. Wir sind sowieso vor Ort, da kann ein Kunde durchaus zusätzlich mit im Laden sein.
Pragmatisch und als Experiment für alle ausweisen! D.h. man startet und passt an, bei klarer einfacher Kommunikation.
Keine Zeitbegrenzung und die Anzahl der Besucher müsste auch einen Familienbesuch ermöglichen.
Mit viel Flexibilität im Hinnblick auf Anzahl (abhängig von Fläche) und Dauer, so dass evtl. auch Familien mit Kindern kommen können, zB vor Ostern....
Wenn dann: ohne Voranmeldung, ohne zeitlichen Abstand zwischen den Besuchern, ein Haushalt erlaubt

 

Die Meinungen der Gegner
Macht so kein Sinn - besser Begrenzung der Anzahl Kunden oder eben ein Haushalt ohne vorherige Terminvergabe, der nächste Haushalt kann erst rein wenn der andere draussen ist und muss halt draussen so lange abwarten.
Ich glaube nicht, dass man Buchhhandel mit Terminvergabe sinnvoll gestalten kann. Auf dem Kunden lastet ja dann der Druck, auf jeden Fall etwas zu kaufen. Wie viel Zeit plane ich pro Kunde ein, was mache ich, wenn der Kunde 'überzieht'? Mache ich mich schon strafbar, wenn ein Kunde vor der Tür sieht, dass wir gerade leer sind und er sich telefonisch 'einen Termin für sofort' bucht? Ich empfinde es so, dass wir damit dem Kunden endgültig das Einkaufen im Geschäft abgewöhnen. Das unverbindliche Bummeln ist es ja, was die Kunden derzeit vermissen. Da bleiben wir lieber bei unserer Abholstation und hoffen auf eine reguläre Öffnung mit Beschränkung der Kundenzahl. Sicherer als im Drogerie- oder Supermarkt ist der Einkauf für Kunden und Verkäufer bei uns dann auf jeden Fall... Für kleine Ein-Mann-Betriebe ist das Konzept auch wirtschaftlich äußerst fragwürdig, zumal man mit einem Personal dann auch gar nicht mehr hinkommt, wenn man Abholstation, Telefon und Terminbesuchern gerecht werden möchte...
Das funktioniert nicht, in Buchhandlungen, die vom Tourismus leben
Überhaupt nicht. Terminvorgabe entspricht nicht den Bedürfnissen des Kunden und bringt keinerlei Vorteile gegenüber dem Online-Buchhandel, da spontanes, entspanntes Stöbern nicht möglich ist. Außerdem habe ich als Kunde keine Lust, zum hundertsten Male wieder meine persönlichen Daten mitzuteilen, weil diese sinnlose Maßnahme ohnehin nie zu einer zeitnahen, sicheren Kontaktnachverfolgung beigetragen hat. Wieso sollen die Händler den Aufwand für diese ganzen sinnlosen Maßnahmen tragen (erhöhter Personaleinsatz, Verwaltung der Listen, Datenschutz...)? Am besten wäre, wenn die Politik endlich erklären würde, dass dauerhaft alles dicht bleibt, dann hat das Theater ein Ende und die Händler haben noch vor den anstehenden Wahlen eine Entscheidungsgrundlage.
Wie soll das betriebswirtschaftlich Sinn machen bei großen Flächen? So eine im warmen Bürokratensessel entwickelte Nonsense-Idee. Wie wäre es, wenn die Politik mal mit Menschen spricht, die dieses Business beherrschen. Das lässt sich nicht ausgestalten - lässt sich mit der 20 qm Regel gestalten, die schon hart genug ist bei großen Flächen!!!!!
Es kann für den Buchhandel nicht sinnvoll und einträglich sein, in einem zeitlichen Rahmen von z. B. einem Kunden in 30 Minuten Einlass zu gewähren. Dann stehen Personalaufwand, da man eine Person dafür abstellen müsste, und Ertrag in keinem vertretbaren Verhältnis. Ich würde ein derartiges Angebot nicht erwägen. Wir brauchen eine gewisse Kundenfrequenz im Laden, um auskömmlich arbeiten zu können. Das hat auch die Öffnungszeit zwischen den Lockdowns gezeigt, in der er es wegen des gering möglichen Kundenaufkommens auf unserer kleinen Buchhandlungsfläche kaum möglich war einen auskömmlichen Umsatz zu erwirtschaften.
Entscheidend ist die Öffnung wie im Herbst. Personen /qm. Click&meet totaler Schwachsinn. Welcher Kunde macht das? Es geht hier nicht um Friseurtermine. Zudem bestellen die Kunden zur Abholung und kommen ohne Termin vorbei und erhalten dann das Buch. Diese Kunden müssen dann draußen bleiben. Der Einzelhandel ist gut eingestellt, die hygienischen Vorschriften umzusetzen. In Supermärkten gibt es auch keine Hindernisse.
Öffnung wie im Sommer: 1 Kunde pro 20qm, nach und nach "abarbeiten". es ist nicht einzusehen, daß in drei Bundesländern die Buchhandlungen nicht schließen mußten, RLP nun aber auf diese Schnapsidee (Wirtschaftlichkeit? Umsetzbarkeit für kleine Läden?) im Wahlkampf kommt. Nicht praxisnah!
So wie es angedacht ist, ist es für Buchläden eine Katastrophe. Wie wenig Umsatz soll der Laden dann machen und wie sollen die anderen Tätigkeiten, wie Abholservice, Bestellservice Auslieferung dann gemacht werden, wenn nur 1 Mitarbeiter im Laden sein darf??? Solche Konzepte können nur von Schreibtischtätern entwickelt werden, die die Praxis nicht kennen...
Nur ein Hausstand macht wirtschaftlich überhaupt keinen Sinn. dafür müsste ich extra eine Mitarbeiterin aus der Kurzarbeit holen, denn Abholstation, Telefon, Mail und WhatsApps alleine zu stemmen, ist schon stramm genug.
Es wird leider nicht sinnvoll für den Buchhandel sein können, solange wir den Kunden exklusive Zeitfenster in unseren Buchhandlungen einräumen, die diese zu keinem Kauf verpflichten. Das ist doch eher was für brautmodengeschäfte etc.

 

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