Auch deutsche Verlage erwägen Boykott

"Das Comic-Festival von Angoulême ist in Lebensgefahr"

14. November 2025
Redaktion Börsenblatt

Das Festival International de la Bande Dessinée d’Angoulême (FIBD) steht vor einer ungewissen Zukunft. Laut Recherche des "Tagesspiegels" droht Europas wichtigstem Comic-Festival im kommenden Jahr ein massiver Boykott, womöglich gar das Aus.

Korruption, toxische Führung, Vetternwirtschaft

Hintergrund ist eine umstrittene Personalentscheidung zugunsten des bisherigen Organisators 9 Art+ und dessen Leiter Franck Bondoux, gegen den in der französischen Presse schwere Vorwürfe erhoben werden – von undurchsichtiger Buchführung über toxisches Management bis hin zu Vetternwirtschaft und der Entlassung einer Mitarbeiterin nach einer Vergewaltigungsanzeige.

Mehr als 40 Comic-Verlage, darunter auch deutsche Häuser wie Carlsen und Reprodukt, haben laut Fachmagazin "ComicsBeat" bereits ihren Rückzug angekündigt. Kai-Steffen Schwarz (Carlsen) und Dirk Rehm (Reprodukt) äußern im "Tagesspiegel" Verständnis für die Proteste und schließen eine Teilnahme unter den aktuellen Bedingungen aus.

Ein offener Brief von 20 internationalen Comic-Größen in "L’Humanité" warnt: "Das Comic-Festival von Angoulême ist in Lebensgefahr." Die Künstler:innen fordern einen grundlegenden Neuanfang und den Rücktritt des Festivalleiters.

Inzwischen berichtet die Zeitung "Le Soir" über ein mögliches neues Auswahlverfahren, bei dem 9 Art+ ausgeschlossen werden soll. Ob das die angekündigte Boykottwelle für die Ausgabe 2026 (29. Januar bis 1. Februar) stoppen kann, bleibt offen.

In der Recherche des "Tagesspiegels" gibt eine fundierte und aktuelle Zusammenfassung des Vorgangs.