Dirk von Gehlens Keynote über digitale Resilienz

Ein Frisbee ist ein Frisbee ist ein Frisbee

9. Juni 2025
Nils Kahlefendt

Wie bleibt man motiviert und gelassen in Zeiten des digitalen Wandels? Der Vortragsredner von Gehlen plädiert fürs angstfreie Ausprobieren. Für Sowohl-als-auch statt Entweder-Oder. Fürs Denken in Prozessen. Denn: Weder für den Umgang mit Frisbee-Scheiben noch für den mit KI gibt es die eine richtige Lösung.

Wer auf die perfekten Bedingungen wartet, will nur nicht loslegen.

Dirk von Gehlen
Dirk von Gehlen steht der Bühne und gestikuliert mit einer roten Scheibe in der Hand

Dirk von Gehlen spricht über Mentale Resilienz

Ein Frisbee ist ein Frisbee ist ein Frisbee: Noch bevor Dirk von Gehlens Vortrag über „Mentale Resilienz – Motivation und Gelassenheit in Zeiten des digitalen Wandels“ am Donnerstagmittag überhaupt begann, hatte das Publikum schon wie in einem ordentlichen Change-Management-Seminar auf die überall ausliegende rote Scheibe reagiert, und zwar ganz klassisch: Nutzeraktivität beobachten – und das Ding in der aufgeheizten Halle, wie die meisten anderen, als Fächer benutzen: Wedeln, wedeln, wedeln.

Das passende, an der kroatischen Adria gefilmte Video, das zwei bis zur Hüfte im Wasser stehende Herren beim, nun ja: nicht sehr sachgemäßen Umgang mit einer Frisbee-Scheibe zeigt, hatte der emsige Autor, SZ-Journalist und Meme-Aficionado von Gehlen vor zwölf Jahren im Netz gefunden – für ihn ist das viral gegangene Filmchen die perfekte Metapher für die Situation, in der wir heute mit KI umgehen. Sein viel belachter, aber auch ein bisschen wohlfeiler Extrawitz: „Die beiden Männer im Wasser sind KI-Berater mit einem Tagessatz von 2.500 Euro.“

Rote Frisbees liegen beim Kongress des Börsenvereins auf weißen Stühlen

Für jeden Gast erstmal ein Frisbee!

In einer Zeit, in der viele in der Branche vor steigenden Kosten, Lieferschwierigkeiten, dem digitalen Wandel schlechthin Sorge haben, plädiert von Gehlen für einen gelasseneren Umgang mit Veränderungen. Dafür bringt er – neben der recht ansehnlichen Bibliothek seiner bisher erschienenen Buchtitel – auch ein schönes Zitat von Rebecca Solnit („Wenn Männer mir die Welt erklären“) in Stellung, die als Erfinderin des Begriffs „Mansplaining“ gilt: „Optimisten denken, alles werde sich zum Guten wenden, ganz ohne unser Zutun. Pessimisten nehmen die gegenteilige Haltung ein. Beide finden darin eine Entschuldigung dafür, nicht selber aktiv zu werden.“

Es scheint ein bisschen wie beim Mikado zu sein, wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Der Vortragsredner von Gehlen plädiert stattdessen fürs angstfreie Ausprobieren. Für Sowohl-als-auch statt Entweder-Oder. Fürs Denken in Prozessen. Weder für den Umgang mit Frisbee-Scheiben noch für den mit KI gibt es die eine richtige Lösung. Perfektion ist, wir ahnten es, der Killer: „Wenn Sie sicher sein wollen, dass nichts passiert, sagen Sie, dass Sie anfangen, wenn die perfekten Bedingungen da sind. Aber wer auf die perfekten Bedingungen wartet, will nur nicht loslegen.“

S. Fischer-Geschäftsführer Oliver Vogel und Gerd Robertz beim Vortrag Mentale Resilienz von Dirk von Gehlen

S.Fischer-Geschäftsführer Oliver Vogel und Gerd Robertz beim Vortrag von Dirk von Gehlen