Das Buchbranchen-Update

Weihnachtsgeschäft läuft schleppend +++ Paul und Paulinchen nur noch online +++ Jugendliche vs. Social Media

15. Dezember 2025
Redaktion Börsenblatt

Der Börsenblatt-Podcast "Die Nachlese" fasst zum Wochenanfang kompakt zusammen, was in der Buchbranche los war. Diese Woche mit den Themen "Weihnachtsgeschäft läuft schleppend", "Paul und Paulinchen nur noch online", "Jugendliche vs. Social Media".

Nachlese Podcast-Cover (Mock-up)

Die Nachlese erscheint jeden Montag

Das Weihnachtsgeschäft läuft in diesem Jahr nur schleppend an: Laut dem exklusiven Adventspanel von Börsenblatt und Media Control sind die Umsätze in der Woche vor dem zweiten Advent über alle Vertriebswege um 7,3 Prozent zurückgegangen. Einzelhändler und Filialisten lagen dabei fast gleichauf – der Bucheinzelhandel verzeichnete ein Minus von 6,7 Prozent, die Filialisten 6 Prozent. Auch die durchschnittlichen Buchpreise sanken leicht, auf 15,91 Euro pro verkauftem Exemplar. Der Handelsverband Deutschland betont, dass die Lage uneinheitlich ist: In städtischen Vororten und Stadtteilzentren lief es besser als im Kern der Innenstädte. Insgesamt erwartet der HDE für November und Dezember Umsätze von 126,2 Milliarden Euro – ein Plus von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mehr dazu auf boersenblatt.net

Australien hat als erstes Land überhaupt Social Media für Kinder und Jugendliche gerade verboten. Hierzulande zeigt eine neue Postbank-Studie: 16- bis 18-Jährige in Deutschland sind etwas weniger auf Social Media unterwegs. Das ist aber kein Grund zur Entwarnung, im Gegenteil.
Aber der Reihe nach: Instagram bleibt vorne, TikTok und WhatsApp fallen merklich zurück. Drei von vier Jugendlichen kennen Freunde, die zu viel online sind, und über die Hälfte sind schon Kanälen entfolgt, weil dort zu viel Hass oder Unwahrheiten kursierten.

 

Buchhandel

In Leer schließt die älteste Buchhandlung der Stadt im Januar ihre Türen: Die Buchhandlung Schuster gibt es seit 1929, seit den 1960er-Jahren betreibt die Familie zudem den Verlag Schuster. Der Grund für die Schließung? "Wir machen seit Jahren Minus", sagt Inhaberin Ingrid Schuster – steigende Kosten und sinkende Umsätze machen den Betrieb unmöglich. Eine Nachfolge für den Laden ließ sich nicht finden, für der Verlag sucht sie noch nach einer Perspektive.

Auch die Buchhandlung Paul und Paulinchen in Fulda schließt Ende des Jahres ihren Laden. Ab Januar 2026 geht es aber digital weiter – die Inhaber setzen auf persönliche Beratung über Tel, WhatsApp und Social Media. Stammkund:innen und Einrichtungen wie Schulen und Kitas sollen weiterhin individuell betreut werden.

Der Buchladen im Nauwieser Viertel in Saarbrücken hat mit einer Crowdfunding-Aktion eine drohende Insolvenz abgewendet. Innerhalb von vier Tagen kamen 31.000 Euro von 545 Unterstützer:innen zusammen. Das Team plant nun einen Förderverein, längere Öffnungszeiten und ein überarbeitetes Konzept für 2026.

Normalerweise begleitet Wein ja vor allem Essen, aber in der Literatur spielt er ebenfalls eine Rolle. Und jetzt auch im Buchhandel: Sechs süddeutsche Buchhandlungen starten das gemeinsame Projekt "WortWein". Die ersten vier Weine, darunter die Sonderedition "Franz & Jane" werden passend zu bestimmten Büchern empfohlen, zum Beispiel zu Franz Kafkas Erzählungen.

 Eine aktuelle Studie von Sellpy im Auftrag des HDE zeigt: Second-Hand-Geschenke werden immer beliebter, besonders bei der Generation Z. 75 % der 16- bis 24-Jährigen haben in den letzten drei Monaten gebrauchte Artikel gekauft. Frauen greifen bevorzugt zu Büchern (56 %), Männer zu Elektronik (50 %), gebrauchte Artikel gelten heute als besonders nachhaltig.

 

Verlage

Der Kosmos Verlag spendet dieses Jahr 25.000 Euro an die Deutsche Lebensbrücke e.V. und den Stuttgarter KifU-Kindertreff. Das Projekt "Mittagstisch" bietet benachteiligten Kindern täglich eine warme Mahlzeit und einen sicheren Ort zum Spielen und Lernen – und dank der Spende kann jetzt dringend benötigte Küchenausstattung und Renovierungsmaterial angeschafft werden.

Duncker & Humblot übernimmt ab Januar 2026 das Buchprogramm des fibre Verlags. Die meisten Titel werden in den Fachbereich Geschichte integriert, einige Reihen laufen im Solivagus Verlag weiter. Viele der Bände stehen bereits digital bereit, darunter 42 Open-Access-Titel.

 

Literaturpreise

Miljenko Jergović erhält 2026 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung für seinen Erzählband "Das verrückte Herz. Sarajevo Marlboro Remastered". Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird am 18. März 2026 im Gewandhaus Leipzig verliehen. Die Jury lobt, dass Jergović Kriegserfahrungen und gesellschaftliche Bruchlinien des Westbalkans in seinen Texten eindrucksvoll verarbeitet.

Der Mara-Cassens-Preis 2025 geht an Jina Khayyer für ihren Debütroman "Im Herzen der Katze", erschienen bei Suhrkamp. Der Roman macht laut Jury die Proteste "Frau – Leben – Freiheit" im Iran eindrucksvoll spürbar und besticht durch poetische Sprache. Die Preisverleihung findet am 13. Januar 2026 im Literaturhaus Hamburg statt, eine Liveübertragung gibt‘s auf YouTube.

 

Kurz notiert

Vom 10. bis 14. Juni 2026 findet das vierte Buchmesse Saar-Festival in Saarlouis statt. Nationale und internationale Autor:innen treten im Theater am Ring auf, von Krimi über Geistergeschichten bis zu interaktiven Kinderbuch-Lesungen.

DOM publishers zieht sich 2026 für ein Jahr zurück. Der Architektur-Verlag will weniger Bücher veröffentlichen und sich für 2027 neu ausrichten. Die 15-jährige Zusammenarbeit mit der PR-Agentur gisela graf communications endet.

Die 66. Münchner Bücherschau zieht ein positives Fazit: Rund 40.000 Besucher:innen kamen vom 20. November bis 7. Dezember ins Haus der Kunst. Über 300 Verlage präsentierten 20.000 Neuerscheinungen und Longseller, dazu gab es mehr als 50 Veranstaltungen – besonders stark nachgefragt war das Kinder- und Jugendprogramm.