Kritik an Weimers Aufruf zum Genderverzicht

"Eingriff in die Rundfunkfreiheit"

13. August 2025
Redaktion Börsenblatt

Mit seinem Aufruf zum Genderverzicht in öffentlich geförderten Einrichtungen hat Kulturstaatsminister Weimer eine breite Debatte ausgelöst. Während Grüne und DJV von einem Eingriff in die Kultur- und Rundfunkfreiheit sprechen, reagiert PEN Berlin mit scharfem Spott – und bleibt beim Gendern.

 

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer ein einem hellen Flur am Fenster

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

Kulturstaatsminister Weimer will Genderverzicht

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat öffentlich geförderte Einrichtungen in Deutschland dazu aufgerufen, auf sogenannte Gendersprache zu verzichten. Dies sei ein Beitrag zur "Verständlichkeit staatlich geförderter Kommunikation", erklärte Weimer mit Verweis auf den Rat für deutsche Rechtschreibung. Auch in seiner eigenen Behörde hatte er zuvor bereits ein Genderverbot eingeführt.

Zugleich betonte Weimer, dass es jedem im privaten Kontext freistehe, "sich so auszudrücken, wie er oder sie es möchte". In seiner offiziellen Rolle aber empfiehlt er Museen, Stiftungen und Rundfunkanstalten, auf Sonderzeichen wie Sternchen, Unterstriche oder Doppelpunkte zu verzichten – zugunsten einer "Sprache, die für alle nachvollziehbar ist und breite Akzeptanz findet."

"Gravierende Kompetenzüberschreitung"

Kritik ließ nicht lange auf sich warten: Sven Lehmann (Grüne), Vorsitzende des Bundestags-Kulturausschusses, sprach von einem "Übergriff" und warf Weimer vor, unabhängige Kultureinrichtungen beschränken zu wollen. Noch deutlicher äußerte sich die Grünen-Fraktionsvorsitzende Misbah Khan, die die Äußerungen als "implizite Drohung" auffasste: Wer sich nicht an Weimers Linie halte, riskiere demnach den Verlust öffentlicher Mittel.

Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisiert Weimer scharf und sieht in dem Vorstoß eine "gravierende Kompetenzüberschreitung". DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster sieht darin einen "Eingriff in die Rundfunkfreiheit". Er stellt klar: Ob öffentlich-rechtliche Redaktionen gendern oder nicht, "geht einen Kulturstaatsminister schlicht und ergreifend nichts an".

"Schnappatmung als Argument"

Der Schriftstellerverband PEN Berlin äußert sich sarkastisch. In einer Stellungnahme heißt es: "Wer im öffentlichen Auftrag inszeniert oder ausstellt, sollte eine Kunst wählen, die für alle nachvollziehbar ist und breite Akzeptanz findet." PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel erklärt, das beste Argument fürs Gendern sei "die Schnappatmung, die es bei seinen Gegnern auslöst" – nun durch den Staatsminister "glänzend bekräftigt".

PEN Berlin kündigt an, in seiner Kommunikation weiterhin gendergerechte Sprache zu verwenden – "weil selbstverständlich auch wir jede bevormundende Spracherziehung ablehnen."