Buchevents neu gedacht

"Es ist nicht mehr die klassische Wasserglas-Lesung"

11. September 2025
Redaktion Börsenblatt

Raphael Richter von pola (Bastei Lübbe) setzt auf innovative Veranstaltungsformate und Community-Aufbau. Ein Gespräch über Reading Parties, Journaling Workshops und die Zukunft der Buchvermarktung.

Podcastcover Loslegen! mit Fotos der 4 Hosts

"Geht bald nichts mehr ohne Buchevents?" Diese Frage stellten Eric Bartoletti und Lisa Menzel, die Hosts des Podcasts "Loslegen" – und bekamen von ihrem Raphael Richter eine sehr differenzierte Antwort. Der 25-jährige PR- und Event-Manager bei pola, dem neuen Imprint von Bastei Lübbe, entwickelt innovative Veranstaltungsformate, die weit über die traditionelle Autorenlesung hinausgehen.

Community first: Von der Zielgruppe her gedacht

pola fokussiert sich seit 2023 auf weibliche Lebensrealitäten und arbeitet ausschließlich mit Autorinnen. "Wir wollten eine Bündelung erreichen, vor allem mit der Community", erklärt Richter. Diese Community-orientierte Denkweise prägt natürlich auch die Eventplanung: Formate wie Reading Parties entstehen aus der Beobachtung internationaler Trends und der eigenen Zielgruppe.

Bei der Leipziger Buchmesse organisierten sie im "Siebten Himmel", der zu Bastei Lübbe gehörenden Buchhandlung, eine Reading Party: Die Autorin las den Buchstart vor, anschließend lasen alle Gäste bei Snacks und Getränken das Buch selbst weiter. Auf das Format gab es sehr positive Reaktionen.

Workshop statt Wasserglas: Neue Formate ausprobieren

Neben Reading Parties experimentiert pola mit Journaling Workshops. "Wir haben Journaling-Fragen vorgegeben und die Leute einfach schreiben lassen. Das waren wirklich Momente, da kriegt man Gänsehaut, weil die Leute sich so öffnen", beschreibt Richter die intensive Atmosphäre, in der es auch um sehr persönliche Erlebnisse ging.

Die Ideen entstehen aus der Lebenswelt des Teams: "Uns ist aufgefallen, dass wir alle relativ oft journalen. Da haben wir gemerkt: Das hat eine Schnittmenge mit unserer Zielgruppe." Sein Lackmustest: "Das beste Zeichen war: Ich würde eigentlich selber gerne mal hingehen."

Richter sieht traditionelle Formate aber nicht als überholt an: "Auch bei der Lesereise wird gelesen. Die Autorin kriegt ein Lesecoaching", betont er. Die Herausforderung liege in zielgruppenspezifischen Erwartungen: "Unsere Zielgruppe ist vielleicht jünger als die klassische Lesungszielgruppe."

Gleichzeitig beobachtet er Veränderungen: Manche Buchhandlungen bieten "Booktalks" an, bei denen gar nicht gelesen wird. Eine Buchhändlerin fragte ihn kürzlich: "Wird die denn lesen? Wir hatten Beschwerden, dass nicht gelesen wurde."

Events als Marketing: Nicht für jeden Titel nötig

Auf die Frage nach der Unverzichtbarkeit von Events antwortet Richter differenziert: "Ich glaube nicht, dass das bei jedem Titel notwendig ist." Events seien eine Marketingmaßnahme unter vielen: "Die persönliche Begegnung mit dem Autor ist für viele etwas sehr Besonderes, was langfristig Leser binden kann."

Für kleinere Verlage hält er pragmatische Lösungen für möglich, etwa durch Events ohne Autor:in vor Ort - gerade wenn es um übersetzte Bücher geht und die Autor:in im Ausland wohnt. Denn: Rein digitale Formate funktionieren oft nicht: "Diese Connection funktioniert nur richtig gut, wenn es vor Ort stattfindet."

Leidenschaft als Innovationstreiber

Seine Erfolgsformel: "Leidenschaft ist einer der besten Treiber für Innovation. Am besten haben mehrere Leute dieselbe Leidenschaft und entwickeln dadurch neue Dinge."

Das vollständige Gespräch bietet viele Einblicke in innovative Eventformate und zeigt, wie Verlage durch community-orientiertes Denken neue Wege in der Buchvermarktung gehen können.

Loslegen - der Podcast für mehr Innovation in der Buchbranche

Das Börsenblatt ist Hostingpartner von "Loslegen!", einem Podcast für mehr Innovation in der Buchbranche. Der Podcast wird produziert von der IG Digital im Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Kontakt: igpodcast@boev.de.