Ehemaliger Vertreter für S. Fischer und Geschäftsführer LV Bremen

Focke Wortmann ist tot

3. Januar 2023
von Börsenblatt

Am 29. Dezember ist Focke Wortmann, lange Jahre als Geschäftsführer des Landesverbands Bremen-Bremerhaven im Börsenverein, im Alter von 89 Jahren gestorben. Ein Nachruf von Tilmann Sieglin, ehemaliger Vorsitzender des Landesverbands. 

"Ein Vorbild in seiner Haltung zur Kultur"

Mit Focke Wortmann haben wir einen besonderen Kollegen verloren, dessen vielfältiges Wirken im deutschen Buchhandel deutliche Spuren hinterlassen hat. Nach Abschluss der Buchhandelslehre kam er als junger Buchhändler nach Bremen, seiner Heimatstadt, zurück, um im erlernten Beruf zu arbeiten. Nach einiger Zeit wechselte Focke Wortmann zum S. Fischer Verlag, um als Vertreter dieses Hauses zu arbeiten. Nach meinem Eindruck eher eine Berufung für ihn denn ein Beruf. Ich hatte immer wieder das Gefühl, er könne seinen geliebten Thomas Mann wohl auswendig.

Nach seinem Eintritt in den Ruhestand bot sich unserem Landesverband der Verleger und Buchhändler Bremen-Unterweser e.V. die Gelegenheit, ihn für unsere Verbandsarbeit zu gewinnen. Aufgrund der geringen Mitgliederzahl (meist knapp unter 50) hat sich unser Verband keine hauptamtlichen Mitarbeiter geleistet, sondern ehemalige Mitglieder im Ruhestand als freie Mitarbeiter auf Honorarbasis als Landesgeschäftsführer beschäftigt. Focke Wortmann war viel zu tief dem Buchhandel verbunden, als das er eine Anfrage unsererseits abschlägig beschieden hätte.

Somit hatte er erheblichen Anteil an den Veränderungen der Verbandslandschaft von Mitte der 90er Jahre bis zum Jahr 2006, als unser Landesverband mit dem Niedersachsens verschmolz. Sowohl er, als auch ich – damals Vorsitzender – hatten die rechtlichen Hürden für diesen Prozess völlig unterschätzt. Auf den vielen gemeinsam Fahrten zu den diversen Treffen der Landesverbände mit und ohne dem Börsenverein/Frankfurt, den Sitzungen der seinerzeitigen Buchhändlervereinigung, oder auch den vielen bilateralen Gesprächen mit unseren Kollegen aus Hannover hatte ich die Gelegenheit, Focke Wortmann persönlich kennen zu lernen. Ein überaus kultivierter Zeitgeist, mit großem Faible für Theater und Oper, eigentlich für alle Kunst. War er doch jahrelang Vorsitzender des Freundeskreises des Bremer Theaters und ließ es sich nicht nehmen zum Premierenbesuch durch ganz Deutschland zu reisen, wenn ihm eine besondere Aufführung interessierte.

Focke Wortmann war mir ein Vorbild in seiner Haltung zur Kultur und ein großartiger Gesprächspartner, gerne mit einem guten Glas Rotwein in der Hand – er wird mir fehlen.