Bertelsmann

Gefälschte "Hitler-Tagebücher" gehen ins Bundesarchiv

24. April 2023
von Börsenblatt

Die Veröffentlichung der gefälschten "Hitler-Tagebücher" im G+J-Magazin "Stern" hatte 1983 einen der größten Medienskandale in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ausgelöst. Regisseur Helmut Dietl hatte darüber die oscarnominierte Filmsatire "Schtonk!" (1992) gedreht. Künftig werden sie im Bundesarchiv nutzbar sein.

Konferenz zur "Stern"-Geschichte in Berlin

Dass die gefälschten "Hitler-Tagebücher" an das Bundesarchiv übergeben werden, teilten Bertelsmann und die für die Sicherung von Archivgut des Bundes verantwortliche Behörde im Vorfeld einer am 24. April beginnenden Konferenz des renommierten Münchner Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) zur "Geschichte des 'Stern' und seiner prägenden Personen" in Berlin mit. Die dreitägige Konferenz in Berlin ist öffentlich und dauert bis zum 26. April.

Bertelsmann hatte – wie berichtet – das IfZ im August 2022 mit der unabhängigen wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte des Magazins "Stern" beauftragt. Im Februar war der Forschungsauftrag um eine Untersuchung des Umgangs mit den gefälschten "Hitler-Tagebüchern" erweitert worden. 

Thomas Rabe, CEO von Bertelsmann, sagt: "Die Übergabe der gefälschten 'Hitler-Tagebücher' an das Bundesarchiv garantiert eine fachgerechte Sicherung und Nutzbarkeit dieses Quellenbestands aus der bundesrepublikanischen Geschichte der 1980er-Jahre. Für uns ist sie – nach der Beauftragung des IfZ – ein weiterer Schritt in einem auf Transparenz, Wissenschaftlichkeit und Unabhängigkeit ausgerichteten Umgang mit der Unternehmensgeschichte. Wir freuen uns, dass das Bundesarchiv, das vor 40 Jahren bereits die Fälschung der Tagebuch-Kladden zweifelsfrei nachweisen konnte, nun auch deren Archivierung übernehmen wird."

Prof. Dr. Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs, erklärt: "Die gefälschten 'Hitler-Tagebücher' sind als eigentümliche Zeugnisse der bundesrepublikanischen Zeitgeschichte im Bundesarchiv gut aufgehoben. Sie zeigen einen dreisten Versuch, den brutalen Verbrechen des Nationalsozialismus einen menschlichen Anstrich zu geben, der in den 1980er-Jahren in der Gesellschaft auf Resonanz traf. Die Dokumente werden nach ihrer Übergabe im Bereich der Abteilung 'Bundesrepublik Deutschland' am Standort Koblenz auf Dauer aufbewahrt und im Rahmen unseres gesetzlichen Auftrags zugänglich gemacht werden."

Das Institut für Zeitgeschichte untersucht im Auftrag von Bertelsmann die Zeit von der Gründung des "Stern" durch Henri Nannen 1948 bis zu dessen Ausscheiden 1983. Im Zuge des Forschungsprojektes des IfZ überführt Bertelsmann alle historisch relevanten Unterlagen von Gruner + Jahr bzw. dem "Stern" ins Unternehmensarchiv nach Gütersloh. Eine Ausnahme bilden lediglich die gefälschten "Hitler-Tagebücher", die als besondere Dokumente zur Zeitgeschichte nach einer archivarischen Bestandsaufnahme noch im Laufe des Jahres 2023 an das Bundesarchiv übergeben und dort nutzbar gemacht werden sollen.

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