Stellvertretend für die Jury begründet Professorin Kathrin Röggla die Entscheidung:
"Wie kaum eine zeitgenössische Autorin treibt Heike Geißler die Frage nach prekären Arbeitsverhältnissen um. Die 1977 im ostdeutschen Riesa geborene Schriftstellerin publiziert seit 2002 und hat sich mit zahlreichen Prosa- und Essaybänden mit diesem Themenkomplex beschäftigt und mittlerweile ein vielfältiges Werk vorgelegt, in dem sie mit den unterschiedlichsten literarischen Mitteln, Komik, Musikalität und dokumentarischer Recherche wie Selbstbefragung, zeigt, wie Literatur auf den gesellschaftlichen Imperativ der Optimierung und Effizienzsteigerung, der ständigen Produktivität lustvoll, empathisch, subversiv und unerwartet begegnen kann. Dabei versteht sie es, den historischen Raum wahrnehmbar zu machen, zieht Linien aus der Geschichte, deren Kontinuitäten wie Diskontinuitäten gleichermaßen den Herrschaftsraum bauen, der unser aller Existenz auf die eine oder andere Weise definiert. Damit steht sie ganz in der Tradition von Heinrich Böll."